Bride 02 - Tempel Der Liebe
Gegenleistung dafür zu bieten - nur weil er sich ihr gegenüber verpflichtet fühlte. Fünfzehn Jahre lang war sie gleichsam Chenquas Leibeigene gewesen. Jetzt wollte sie gleichberechtigt sein. Sie wollte keinen neuen Herrn. »Ich ziehe es vor, mir die Überfahrt zu verdienen, Lord Maxwell. Wenn Sie Ihre Attitüden ablegen und meinen Anweisungen folgen, sollten wir in der Lage sein, diese Reise ohne Vorfall hinter uns zu bringen.«
Ein unmerkliches Lächeln erhellte seine Züge. »Wann kann es losgehen?«
»Die beste Zeit wäre wohl zum Ende der Handelssaison, wenn die Fan-qui abreisen. Dann wird niemand Ihre Abwesenheit bemerken.«
»Werden Sie denn fortkönnen, ohne dass jemand Ihre Abwesenheit bemerkt?«
»Ich werde einen Weg finden.« Sie zögerte. »Darf ich einen Teil meiner Habseligkeiten mitnehmen? Nur ein paar Kleinigkeiten. Ich muss sie einzeln aus meinem Zimmer schmuggeln.«
»Selbstverständlich. Ich werde Ihnen einen großen Koffer besorgen und ihn zusammen mit meinen Sachen nach Großbritannien schicken lassen.«
Es war eine Erleichterung zu wissen, dass sie ihr neues Leben mit mehr beginnen konnte als den Sachen, die sie am Leib trug. »Danke.«
Er reichte ihr die Hand. »Dann sind wir also handelseinig.«
Als sie seine Hand schüttelte, spürte sie wieder die Chi-Energie. Das überraschte sie nicht länger, aber ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie zwei Wochen lang Tag und Nacht mit ihm zusammen sein würde. Vielleicht sogar länger, wenn sie auf demselben Schiff nach England reisten.
Sobald sie ablegten, würde er ein Lord und sie ein Niemand sein - aber während der Reise nach Hoshan würden sie ein Mann und eine Frau sein. Vielleicht würde für sie noch ein anderer Traum in Erfüllung gehen ...
KAPITEL 12
Kyle goss duftenden Tee in zwei Tassen. »Ich habe verschiedene Mischungen ausprobiert. Wie finden Sie diese?«
Gavin nahm einen Schluck. »Hervorragend. Mit was haben Sie den Tee parfümiert?«
»Mit Bergamotte. Ich habe getrocknete Früchte in einem Laden in der Thirteen Factories Street gefunden und mir gedacht, es würde noch besser schmecken als Zitrone oder gewöhnliche Orange.«
»Schreiben Sie mir die Mischverhältnisse auf, damit wir größere Mengen herstellen können. Und verraten Sie niemandem, um welche geheime Zutat es sich handelt.« Er trank noch etwas Tee. »Wir könnten ihn Lord-Maxwell-Tee nennen.«
Kyle war damit nicht einverstanden. »Mein Vater wäre entsetzt, wenn der Name der Familie für kommerzielle Zwecke missbraucht würde.«
»Sind Sie sicher? Earl-Wrexham-Tee klingt sogar noch besser.«
»Nein.«
»Dann eben Earl's Blend. Dagegen könnte er nun wirklich nichts haben.«
»Wahrscheinlich nicht. Aber ich fürchte, Sie sind im Grunde ein Snob.«
»Ich bin nur ein guter Geschäftsmann. Earl's Blend wird Elliott House sehr reich machen. Ihre Vergnügungsreise nach Kanton hat sich gelohnt.« Gavin schenkte ihnen noch eine Tasse ein. »Die Handelssaison ist beinahe vorbei. Hat Ihnen Kanton gefallen?«
»China ist faszinierend.« Kyle beschloss, dass es nun an der Zeit war, den Freund in sein Geheimnis einzuweihen. »Ich werde nicht mit Ihnen nach Macao zurückkehren. Stattdessen möchte ich den Tempel von Hoshan besuchen.«
Gavin fluchte leise. »Ich hatte gehofft, Sie hätten sich diese Sache aus dem Kopf geschlagen. Haben Sie einen Kriminellen gefunden, der bereit ist, Sie dorthin zu bringen? Es könnte sehr gefährlich werden.«
»Jin Kang möchte mich begleiten.«
Gavin stellte die Tasse mit einem lauten Klirren ab. »Verdammt, ich dachte immer, der Junge wäre vernünftig!«
Kyle hatte mit Troth besprochen, wie viel er Gavin erzählen würde. »Er ist es. Als ich ihn fragte, ob er jemanden kenne, der mich zum Tempel bringen könne, bot er an, es selbst zu tun. Er ist halb Schotte und möchte, dass ich ihm helfe, nach England zu gelangen.«
»Guter Gott. Er versteckt immer sein Gesicht, da hatte ich keine Ahnung, dass er ein Mischling ist«, erwiderte Gavin. »War sein Vater Kaufmann?«
»Ja, er hieß Hugh Montgomery.«
Gavin runzelte die Stirn. »Ich bin ihm nie begegnet - dieser Montgomery ist bei einem Schiffsunglück ums Leben gekommen, ein paar Jahre, bevor ich in den Fernen Osten kam. Er war in irgendeinen Skandal verwickelt, aber ich habe nie die Einzelheiten erfahren. Ich wusste bislang auch nicht, dass er einen Sohn hatte.«
Ein Skandal? Kyle hoffte, Troth würde dieses Gerücht nie zu Ohren bekommen. Sie verehrte ihren Vater
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