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Bride 02 - Tempel Der Liebe

Bride 02 - Tempel Der Liebe

Titel: Bride 02 - Tempel Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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lautlos durch die Tiefen glitt. Chenquas vierte Frau war wie immer wunderschön gekleidet und zurechtgemacht. Ihre Anmut wirkte geradezu überirdisch.
    »Du bist früh auf«, merkte Troth an, während sie sich auf die kleine Mauer setzte, die den Tümpel einfasste.
    Ling-Ling blickte verträumt auf. »Jetzt bin ich sicher, Jin Kang. Ich trage das Kind meines Herrn unter dem Herzen.« Voller Ehrfurcht vor dem entstehenden Leben legte sie sich eine Hand auf den Bauch.
    »Wie wunderbar!«, rief Troth und versuchte, nicht neidisch zu sein. »Möge er der Erste in einer Reihe vieler starker Söhne werden. Der Herr und die anderen Damen freuen sich sicher sehr.«
    »Das tun sie.« Ling-Ling lächelte. »Die Tai-tai sagt, es sei schon zu lange her, dass in diesem Haus ein Baby geboren wurde.«
    Die Tai-tai war Chenquas erste Frau und seine wichtigste. Sie hatte kluge Augen und silberfarbenes Haar. Sie war sehr weise und führte den Haushalt mit strenger Hand. Indem sie persönlich die Ehefrauen für ihre Söhne auswählte, gewährleistete sie die Harmonie in der Familie. Sie war immer recht distanziert, aber auch sehr gütig zu dem Mischlingskind gewesen, das ihr Mann nach Hause gebracht hatte. Troth sagte: »In zwei Tagen fahre ich nach Macao, um die Gräber meiner Eltern zu besuchen.«
    »Wirst du dort Rauchopfer bringen oder tun die Christen das nicht?«
    »Es ist kein christlicher Brauch«, gab Troth zu. »Aber ich werde meine Mutter und meinen Vater nach chinesischem Brauch ehren, da sie in chinesischer Erde begraben liegen.«
    Ling-Ling spielte mit der goldenen Blüte einer Wasserlilie. »Du wirst nicht zurückkommen, nicht wahr?«
    Troth erstarrte. »Warum sagst du so etwas?«
    »In Macao gibt es viele Mischlinge. Du gehörst dorthin, nicht hierher. In Macao könntest du einen Mann finden, der dich ehrt und dir Söhne schenkt.«
    »Du hast richtig geraten«, gab Troth zögernd zu. »Ich ... ich möchte mir an einem anderen Ort ein neues Leben aufbauen.«
    »Mein Herr wird dich ungern verlieren.«
    »Bitte sag ihm nichts!«
    »Hab keine Angst, ich werde dich nicht verraten. Du hast das Recht, fortzugehen. Du bist ja keine Sklavin. Aber es wird leichter sein, wenn niemand deine Pläne kennt.« Von Ling-Lings Händen fielen ein paar Tropfen auf die glatte Wasseroberfläche und bildeten Kreise, die sich auf dem Teich ausbreiteten. »Ich habe immer gewusst, dass dein Weg nicht in Kanton endet.«
    »Wirklich?« Troth war überrascht. »Das wusste ich selbst nicht.«
    »Du warst eben noch nicht erblüht. Aber jetzt bist du einem Mann begegnet, der deine Sinne zum Leben erweckt hat, nicht wahr? Du bist anders gewesen in den letzten Wochen. Wird er dich zur Frau nehmen?«
    Troth betrachtete ihre Freundin voller Erstaunen. Ling-Lings Jugend und ihre Verspieltheit führten leicht dazu, dass man ihre Beobachtungsgabe unterschätzte.
    »Es gibt da tatsächlich einen Mann ...«, erwiderte sie vorsichtig. »Er wird mir helfen, ein neues Zuhause zu finden. Aber er hat nicht den Wunsch, mich zur Frau zu nehmen.«
    Ling-Ling zog ihre feinen Augenbrauen hoch. »Du musst noch viel über Männer lernen, Mei-Lian.«
    »Du hast mich zum ersten Mal bei meinem wirklichen Namen genannt«, sagte Troth leise.
    »Er passt jetzt zu dir. Du bist auf dem Weg, eine Frau zu werden.«
    Troth berührte ihre Hand. »Ich werde dich vermissen, Ling-Ling.«
    Tränen glänzten in Ling-Lings Augen. »Ich dich auch. Es gibt sonst keine, die sich so necken lässt wie du.« Sie blickte auf ihre gebundenen Füße, die in bestickten Schuhen steckten. »Ich würde nicht mit dir tauschen wollen. Aber manchmal beneide ich dich um deine Freiheit.«
    Es hieß, dass den Frauen die Füße gebunden wurden, damit sie nicht davonlaufen konnten. Ling-Ling war stolz darauf, eine von Chenquas Frauen zu sein, und hätte nie davon geträumt, wegzulaufen. Aber ihr Leben verlief in strengen Bahnen und würde bald noch stärker eingeschränkt werden. Da ihr Mann vierzig Jahre älter war als sie, würde Ling-Ling wahrscheinlich die meiste Zeit ihres Lebens allein schlafen müssen. Witwen durften kein zweites Mal heiraten. Vielleicht war sie trotzdem zufrieden - Troth wäre es nicht.
    Die ungewisse Zukunft hatte einen Teil ihres Schreckens verloren. Troth ging zurück in ihr Zimmer und wusch sich. Dann öffnete sie ihre Schatzkiste und überlegte, was sie heute an das andere Flussufer bringen würde.
    Nach und nach hatte sie ihre kostbarsten Besitztümer in den robusten,

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