Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
möchtest so schnell wie möglich unter deinem eigenen Dach wohnen?«
»Ich fürchte ja. Ich mag deine Familie sehr, aber ich bleibe ungern auf unbestimmte Zeit im Ashburton House.«
»Ich weiß, was du meinst. Ich liebe meine Mutter und meine Tante sehr, aber wenn ich hier noch länger mit ihnen zusammenlebe, falle ich wieder in meine Kindheit zurück.« Sie brach das Gebäck in zwei Hälften. »Das Haus am Berkeley Square ist geräumig. Können wir eines der Zimmer für östliche Kampisportarten verwenden?«
»Selbstverständlich. Suryo und ich brauchen Platz zum Ü ben. Das wäre eine gute Lösung.«
Sie spülte den Bissen Gebäck mit einem Schluck Tee hinunter. »Troth und ich haben besprochen, Frauen in der Kunst der Selbstverteidigung zu unterrichten. Nicht wing chun, das man ein Leben lang lernen muss, aber einige der Bewegungen und Grille, die Troth mir beibringt, sowie die entsprechende seelische Einstellung. Allein das Wissen, dass man zurückschlagen kann, spielt eine große Rolle.«
Alex kanalisierte also die Erlebnisse ihrer erlittenen Misshandlungen in eine Hilfsaktion für andere Frauen. Was würde wohl die Londoner Männerwelt von Alex denken, wenn sie ihren Frauen und Töchtern beibrachte, wie man sich gegen einen Angreifer wehrte? »Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee. Wenn man kämpfen und sich wehren kann, ist man stärker und zuversichtlicher. Es braucht manchmal nicht mehr, um eine Schlacht zu gewinnen.« Er schenkte Tee nach. »Wirst du mich jemals wieder ansehen, oder werden wir Jahrzehnte mit züchtig niedergeschlagenen Augen verbringen?«
»Verzeih. Ich habe mich immer noch nicht ganz von gestern erholt.« Mit geröteten Wangen hob sie den Blick. »Meine Weltanschauung hat sich verändert, ähnlich wie es dir gestern ergangen ist.«
Das bestätigte seine Vermutung, dass sie in ihrer ersten Ehe Freude an körperlicher Intimität hatte, aber Leidenschaft fehlte. Entweder war ihr Ehemann ein Keuschheitsapostel oder ein Trottel. »Die Leidenschaft verändert die Welt. Mit dem richtigen Partner ist sie ein kostbares Geschenk.«
Sie zerkrümelte ihr Brötchen. »Allmählich begreife ich das.«
Wie lange würde es dauern, bis sie ihn als Objekt der Leidenschaft sah? Auch wenn sie auf ihn reagiert hatte, bildeten ihre Ängste immer noch eine Barriere. »Ich habe eine Theorie. Bitte sag mir, ob ich mich täusche. Ich glaube, was dich beim Beischlaf am meisten ängstigt, ist das Gefühl, gefangen zu sein. Hilflos von einem Männerkörper niedergehalten zu werden.«
Sie blickte ihn mit aufgerissenen Augen an und wurde blass. Nach längerem Schweigen sagte sie: »Ich glaube, du hast Recht. Allein der Gedanke daran entsetzt mich. Ich habe noch andere Ängste, aber davor fürchte ich mich am meisten.«
»Es gibt viele Stellungen, um sich zu lieben.«
Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sie war verlegen, aber doch neugierig. »Du bringst mich auf Ideen, Captain.«
»Das hatte ich gehofft.« Er lächelte sie aufreizend an. »Ich stehe dir bei sämtlichen Experimenten zur Verfügung.«
Wieder senkte sie die Lider und blickte auf die Krümel des Gebäcks, aber dieses Mal umspielte ein Lächeln ihre Lippen.
Zu Gavins Freude ging die Einrichtung der neuen Geschäftsräume problemlos vonstatten, so dass er bereits am Nachmittag zum Ashburton House zurückkehrte. Als der Butler ihn einließ, sah er sich einer gut aussehenden älteren Dame gegenüber, die gerade ihre Visitenkarte hinterlassen hatte.
Sie hielt erstaunt den Atem an. »Sind Sie der neue Earl of Seabourne?«
»Wie bitte?«, fragte er ärgerlich.
»Entschuldigen Sie, wenn ich so voreilig bin.« Sie reichte ihm die Hand. »Ich bin Lady Jane Elliott Holland. Ihre Tante. Haben Sie einige Minuten Zeit für mich?«
Seine Tante? Bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass sie die helle Haut-und Haarfarbe und die Gesichtsform der Elliotts hatte. »Selbstverständlich. Riggs, in welchen Salon kann ich mich mit Lady Jane zurückziehen?«
Der Butler führte sie in einen der kleineren Empfangsräume und entfernte sich mit der Bemerkung, eine Erfrischung bringen zu lassen. Als sie Platz genommen hatten, sagte Gavin: »Verzeihen Sie mir, wenn ich unhöflich erscheine, aber ich habe mich weder an Titel noch an Verwandte gewöhnt.« Er betrachtete das ausgeprägte Gesicht und das mit silbernen Strähnen durchsetzte Haar seines Gegenübers. »Wieso glauben Sie, dass ich derjenige bin, für den Sie mich halten?«
Sie betrachtete
Weitere Kostenlose Bücher