Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
Vorteil der östlichen Kleidung, die aus Tunika und Hose bestand: sie erlaubte es einer Frau, sich zwanglos hinzusetzen. »Tai-Chi ist eine chinesische Entspannungsübung. Troth, das heißt, Lady Wrexham, hat sie mir beigebracht. Da Tante Rosalinds Ball morgen stattfindet, schadet es nicht, wenn man innerlich zur Ruhe kommt.«
»Hat dich der Osten während deines Aufenthaltes stark beeinflusst?«
Das war keine beiläufige Frage. Alex dachte nach, bevor sie antwortete. »Während der Monate, die ich auf den Inseln verbracht habe, hat sich vieles ereignet, das ich lieber vergessen möchte, und doch war dort Kraft und Schönheit. Troth hilft mir, das Einmalige und Besondere des Ostens zu begreifen.«
»Eine bemerkenswerte junge Frau. Ich freue mich, dass ihr euch angefreundet habt.« Catherine zögerte. »Alexandra, gibt es zwischen dir und Gavin Probleme?«
Bei dieser unvermittelten Frage fuhr Alexandra zusammen. »Magst du Gavin nicht?«
»Ich mag ihn sehr, aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Habt ihr Schwierigkeiten in der Ehe?«
Alex spielte mit den Fingern an einer ausgefransten Stelle des Polsters herum. »Wieso kommst du darauf?«
»Nun, du vermeidest es, mir ohne Umschweife auf meine Frage zu antworten.« Catherines Stimme wurde leise. »Ich weiß, du hast einiges durchmachen müssen ... So etwas hat seine Nachwirkungen.«
Ihre Mutter wusste Bescheid. Alex fühlte sich verraten. »Gavin hat dir gesagt, was passiert ist?«
»Nein. Aber als ich ihn in die Enge trieb, rückte er damit heraus, dass du Dinge erdulden musstest, die keine Frau einer anderen wünscht. Vor allem nicht ihrer Tochter.« Catherines Stimme zitterte einen Augenblick lang. »Als erwachsene Frau hast du jahrelang auf der anderen Seite des Erdballs gelebt, aber heute bietet sich mir vielleicht die Gelegenheit, dir einen mütterlichen Rat zu geben. Ich mache mir Sorgen, weil ich spüre, dass zwischen dir und Gavin eine Kluft besteht.«
Alex errötete, als sie an den Abend dachte, an dem es weder eine Kluft noch einen Abstand zwischen ihnen gab. Auf der einen Seite sehnte sie diesen Augenblick wieder herbei, fürchtete sich aber vor der Intensität ihrer Gefühle und der ihr entgleitenden Selbstbeherrschung. Außerdem bedrückte sie der Gedanke, dass Gavin mehr wollte. Obwohl er kein Wort darüber verloren hatte, spürte sie sein drängendes Begehren. »Es gibt einige ... Unstimmigkeiten, aber er ist sehr geduldig.«
»Eine kühle Art, seinen Ehemann zu beschreiben. Warum hast du ihn geheiratet?«
Diese offene Frage verblüffte Alexandra, und sie antwortete im gleichen Tenor. »Weil ich schwach und verzweifelt war und er so hilfsbereit und edel, mich unter den Schutz seines Namens zu stellen. Vielleicht nicht gerade die besten Gründe für eine Ehe, aber es können nicht alle so glücklich sein wie du und der Colonel.«
Catherines Mund verzog sich. »Du glaubst, das war Glück? Eine gute Ehe ist schwer erarbeitet, Alexandra, und das gilt noch mehr für körperliche Intimität. Auch wenn ich nicht das erleiden musste, was du durchgemacht hast, habe ich die verschiedensten Gründe, um für Michaels Geduld und Rücksichtnahme dankbar zu sein. Vertraue dich deinem Mann an, meine Liebe, auch wenn du glaubst, du würdest in einen Abgrund stürzen. Vertrauen ist die Basis einer guten Ehe, mehr als Leidenschaft, sogar mehr als Liebe.«
»Hast du dieses Vertrauen meinem Vater entgegengebracht?«, fragte Alex, um sich zu verteidigen.
Catherine suchte nach den passenden Worten, die ihren ersten Ehemann nicht verunglimpfen sollten. »Obwohl Colin ein mutiger Mann war, der seine Pflichten kannte, eignete er sich nicht sehr für die Ehe. Gavin ist nicht wie Colin. Er ist wie Michael. Ein Mann, der für die Frau, die er liebt, durch die Hölle geht und wieder zurück. Aber du musst deinen Einsatz bringen. Damit ist die Bereitschaft gemeint, Risiken einzugehen. Riskiere deinen Stolz, dein Herz, deine Träume. Nur so findet dich das Glück.«
Alex zog die Knie an und legte die Arme darum. Sie war wieder das Kind, das sie damals war, als ihre Mutter den Colonel inmitten der chaotischen Zustände in Brüssel vor der Schlacht von Waterloo kennen gelernt hatte. Er war damals Major; ihr Vater war noch am Leben, und Alex hörte auf den Namen Amy. Was mag sich alles hinter den Kulissen abgespielt haben, wovon Amy keine Ahnung hatte? Bestimmt mehr, als sie jetzt zu wissen wünschte. Jedenfalls hatte ihre Mutter ausreichend Erfahrungen gesammelt, um
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