Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
Gesicht und Figur von klassischer Vollkommenheit waren. Mit einem gekonnten Lächeln reichte sie ihm die Hand. »Zu freundlich von Ihnen. Ich vermute, Sie sind der Grund, dass wir die Einladung zu den Ashburtons erhalten haben? Ich hatte mir immer schon gewünscht, den Herzog und die Herzogin kennen zu lernen.«
Ja, ja, damit sie sich mit ihnen brüsten konnte. Hinter dem engelhaften Äußeren der Dame spürte Gavin einen gierigen Appetit. Sie und Barton Pierce teilten Ehrgeiz und Habsucht und hatten mit ihrer Ehe einen uralten Tauschhandel abgeschlossen: Schönheit gegen Reichtum.
Als Gavin sich über ihre Hand beugte, sagte Alex kühl: »Frederica, so eine Überraschung!«
Lady Pierce zuckte zusammen. Sie war ebenso überrascht wie ihr Mann vorhin, als er Gavin erkannte. »Alexandra! Das ist weiß Gott eine Überraschung.«
Die beiden Frauen tauschten ein gekünsteltes Lächeln aus. Gavin erinnerte sich, dass Alex von einer spitzzüngigen Schönheit mit Namen Frederica gesprochen hatte, und das musste sie sein.
»Wir sind alte Bekannte aus Sydney, haben uns aber nicht mehr wiedergesehen, nachdem Barton mein Herz im Sturm erobert hatte und mich nach England zurückbrachte.« Frederica Pierces Blick wanderte zu Gavin. »Sie haben auch einen guten Griff getan, meine Liebe.« Geschickt ließ sie in der Stimme anklingen, welch Wunder es sei, dass Alex einen Mann gefunden hatte, der bereit war, sie zu heiraten.
»Frederica war die begehrteste Schönheit in Neusüdwales«, erläuterte Alex. »Eine Massentrauer brach aus, als Sie heirateten und Sydney verließen. Den Namen Ihres Mannes habe ich vergessen. Seit damals hat sich viel ereignet.«
Frederica Pierces Gesichtsausdruck veränderte sich. »Das habe ich gehört. Einer von Bartons Kapitänen traf vor kurzem in London ein und erzählte eine höchst merkwürdige Begebenheit. Wurden Sie in Ostindien tatsächlich versklavt und an den Harem eines Sultans in Borneo verkauft, für Ihr in Gold aufgewogenes Gewicht?«
Alex wurde bleich. Gavin überbrückte ihr erschrockenes Schweigen mit einem Lachen. »Geschichten von Reisenden sind immer viel dramatischer als die Wahrheit. Alex, vielleicht solltest du die Geschichte so belassen, sie ist so herrlich romantisch.« Besitzergreifend legte er die Hand auf die Hüfte seiner Frau. »Es ist stets eine Freude, alte Bekannte wiederzusehen, aber nachdem wir unsere Pflichten erfüllt haben, möchte ich meine Frau jetzt um einen Walzer bitten. Es war mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen, Lady Pierce.« Er verbeugte sich, bevor er Alex davonführte.
Die Musik hatte schon zu spielen begonnen. Gavin wirbelte Alex im Walzertakt herum, kaum dass sie die Tanzfläche betreten hatten. »Ich wollte dich so schnell wie möglich weglotsen, bevor ein Mord geschieht.«
Alex sog seufzend die Luft ein. »Von ganz London musste ausgerechnet diese Person erfahren, was ich erlebt habe! Frederica ist eine böse Frau. Auch wenn es stimmt, dass die Männer ihr nachtrauerten. Nachdem sie geheiratet und die Kolonie verlassen hatte, atmeten die Frauen erleichtert auf. Mir ist noch nie eine so kalte, berechnende, egoistische Person wie sie begegnet. Und sie wird mich aus reiner Gehässigkeit vernichten.«
»Ihr Mann hat Verbindungen zum Osten, die aber sehr vage sind. Sie weiß nicht, was sich wirklich zugetragen hat und wird es nie erfahren.«
»Wenn einer von der Mannschaft der Helena sich in einer Kneipe an den Docks betrinkt und die ganze Geschichte ausplaudert?« Alex' Gesicht hob sich weiß gegen das dunkle Haar ab.
»Auch wenn das der Fall sein sollte, niemand außer Suryo und mir weiß, was wirklich passiert ist. Und wir reden nicht.« Er sprach leiser. »Und wenn die Wahrheit herauskommt, was spielt es für eine Rolle?
Frederica Pierce hat keine Handhabe gegen dich. Du hast mächtige, treue Freunde und deine Familie - im Vergleich dazu ist sie ein gehässiger Zwerg.«
»Und da ich nichts gegen sie unternehmen kann, werde ich mich auch nicht sorgen.« Alex zwang sich zur Ruhe. »Da sie bei Frauen sehr unbeliebt ist, wird man ihre Geschichten nicht ernst nehmen. Obwohl die Männer alles schlucken, was sie sagt.«
»Nicht alle Männer, glaube mir. Ein Mann mit einem gesunden Menschenverstand wird sich von ihr fern halten. Sie hat den todbringenden Charme der Schwarzen Witwe.« Er grinste. »Man sollte sich freuen, dass sich zwei so perfekt zusammenpassende Partner gefunden haben.«
Alex' betrübtes Gesicht erhellte sich mit einem
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