Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
finde, dass mein Mann Recht hatte. Man erklärt mich jetzt für eine große Schönheit und hervorragende Gastgeberin und nur, weil es mir gleichgültig ist. Es ist wirklich witzig.«
»Ich hatte mich immer für unabhängig und in gewisser Weise für rebellisch gehalten, aber vielleicht hast du Recht«, sagte Alex nachdenklich. »Mich beunruhigt, was andere sagen.«
In Spanien hatte sie sich frei gefühlt. Sie war ein unerschrockenes kleines Mädchen gewesen, das überall beliebt war. Als sie aber später unter sehr konventionellen Umständen zu einer jungen Dame heranwuchs, verhielt sie sich angepasster. Sie wollte weder ihre Mutter noch den Colonel enttäuschen und war bemüht, deren Erwartungen zu erfüllen.
Nachdem sie ihre Schulzeit beendet hatte, kam es zu einigen peinlichen Situationen, wenn sie Dritten gegenüber zu ungestüm oder freimütig war. Auch wenn die Eltern ihren Unzulänglichkeiten mit Nachsicht begegneten, beschnitt sie bald selbst ihre eigenen Flügel, um nicht überall anzuecken. Sie lernte, wie weit sie gehen konnte, um als lebhaft zu gelten und nicht als wild. Für gewöhnlich konnte sie die Balance halten, aber nicht immer.
Das war einer der Gründe, warum sie sich für Edmund und Australien entschieden hatte. Sie wollte frei sein und nicht in ständiger Angst schweben, einen falschen Schritt zu tun. Stattdessen fand sie sich aber in einer überaus konservativen Gesellschaft wieder und musste ständig darauf achten, ihrem Mann keine Schande zu machen. Auch nachdem sie von seiner Geliebten erfahren hatte, war sie bemüht, ihm eine gute Ehefrau zu sein.
Trotz aller Versuche, sich untadelig zu verhalten, hatte sie auf der Heimreise ihren guten Ruf verloren, wenn auch unverschuldet. Es war Zeit, sich nicht mehr unnötig um Dinge zu sorgen, die sie nicht ändern konnte. »Du hast mir einige interessante Gedanken in den Kopf gesetzt, über die ich noch grübeln werde. Ich will versuchen, mich weniger um die Meinung anderer zu kümmern.«
»Als tai-chi— und wing-chu g -Schülerin bist du bereits auf dem besten Weg, deine unabhängige Mitte zu finden«, sagte Troth lächelnd. »Und je stärker man sich fühlt, desto leichter fällt es einem, die Meinung anderer zu ignorieren.«
Wenn ihr das erfolgreich gelang, würde sie einen Teil ihrer Ängste verlieren und einige Barrieren zwischen sich und ihrem Mann einreißen. Sie blickte sich im Ballsaal um und entdeckte ihn aufgrund seiner Größe sofort. Er unterhielt sich mit zwei älteren Damen, die ihn verzaubert anhimmelten. Er sah so gut aus, dass es ihr den Atem verschlug — und er gehörte ihr. Plötzlich packte sie ein Gefühl heißer Lust, das sie durch seine Heftigkeit erschreckte. Offensichtlich trennte sich die Lust allmählich von der Furcht ...
»Alexandra?«
Sie drehte sich um und sah einen weiteren ehemaligen Verehrer aus ihrer Londoner Zeit vor sich. Fabelhaft sah er aus in seiner scharlachroten Uniform! »Mark! Du bist Major geworden. Mein Kompliment! Kennst du meine Freundin, Lady Wrexham? Troth, Major Colwell, ein alter Freund von mir.«
Troth und Mark begrüßten sich, aber seine Aufmerksamkeit galt Alex. »Willst du mit mir tanzen, Alexandra? Ich habe jahrelang auf diesen Walzer gewartet.«
»Natürlich.« Mit einem Lächeln reichte sie ihm die Hand, dann gingen sie zur Tanzfläche. Mark stand sein Alter gut. Er war nur ein Jahr älter als sie und war damals ein schlaksiger, schwärmerischer Fähnrich. Jetzt war er breiter und kräftiger geworden und hatte das befehlsgewohnte Auftreten eines Offiziers. Sie hatte nicht sofort abgelehnt, als er ihr einen Heiratsantrag machte — es schmeichelte ihr, bewundert zu werden — aber im Vergleich zu Edmund war er noch ein Knabe, und außerdem war sein Regiment in England stationiert. »Es ist so schön, dich wiederzusehen. Was hast du in all den Jahren getan, doch nicht nur militärische Ränge erklommen? Hast du geheiratet? Bist du ein Held geworden?«
»Nichts dergleichen. Dein Leben ist viel abenteuerlicher verlaufen. Es tat mir Leid, als ich vom Tod deines Mannes hörte — und noch mehr Leid tat es mir, als ich von deiner Wiederverheiratung erfahren habe. Ich wünschte, du hättest damit bis zu deiner Rückkehr nach England gewartet, dann hätte ich eine Chance gehabt.« Seine Stimme wurde rau. »Ein verdammtes Pech, dich zweimal zu verlieren!«
Seine Heftigkeit war ihr peinlich. »Man kann nicht verlieren, was man nicht besessen hat. Es ist Jahre her, und wir beide haben
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