Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
uns verändert.«
»Die Jahre haben dich nur noch schöner gemacht. Du bist für mich immer das Ideal weiblicher Anmut gewesen. Und das trifft auch heute noch zu.« Seine Stimme wurde beinahe unhörbar. »Und ich liebe dich noch immer.«
Offensichtlich hatte er jahrelang ein Podest für eine Frau aufgebaut, die nur in seiner romantischen Vorstellung existierte. »Ich fühle mich sehr geehrt, Mark, aber ich glaube, du wirst bald herausfinden, dass ich diesem Ideal nicht entspreche. Das habe ich nie.«
Er strahlte sie an. »Und so bescheiden wie schön.«
War er früher auch so weltfremd gewesen? Ja, sagte sie sich, aber bei einem Neunzehnjährigen schien es eher natürlich zu sein. »Hast du schon meinen Mann kennen gelernt? Wenn nicht, möchte ich euch bekannt machen.«
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. »Wenn du mich gerufen hättest, wäre ich nach Sydney gekommen, um dich und deine Tochter nach Hause zu holen. Ich hätte dich vor den Schrecknissen bewahrt, die du in Ostindien durchstehen musstest.«
Sie fror plötzlich. Frederica Pierce verbreitete ihre Lügengeschichten schnell, wenn Mark bereits davon erfahren hatte. D as kümmert dich nicht , rief sie sich ins Gedächtnis zurück und sagte beiläufig: »Diese sonderbaren Geschichten brauchst du nicht zu glauben. Das meiste davon ist erlogen.«
»Warst du nicht gezwungen, einen Kaufmann zu heiraten, um deinen Namen zu retten? Hättest du doch nur gewartet, Alexandra! Ich wäre glücklich gewesen, dir meinen Namen zu geben, auch wenn deine Ehre befleckt war.«
Sie war schockiert und gleichzeitig verärgert. »Kein Mensch hat mich »gezwungen«, einen Geschäftsmann zu heiraten. Ich hatte das unfassbare Glück, den besten und tapfersten Mann zu finden, den eine Frau sich vorstellen kann. Und was das »Beflecken« betrifft« — sie zwang sich zu einem Lachen — »dann solltest du nicht auf Gerüchte hören.«
»Verzeih«, sagte er schnell. »Natürlich bist du zu anständig, um deinen Mann zu verunglimpfen. Wenn es nur anders gekommen wäre!«
»>Wenn nur < sind die sinnlosesten Worte, die ich kenne, Major Colwell.« Die Musik spielte nicht mehr. Sie lächelte ihn an. »Ich freue mich, dass du kommen konntest. Hoffentlich unterhältst du dich gut. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest ...«
Er hielt sie bei der Hand fest. »Verzeih mir, Alexandra! Ich habe dich gekränkt, und das ist das Letzte auf der Welt, das ich möchte.«
Gerade als sie sich fragte, wie sie sich von ihm loseisen konnte, tauchte Gavin neben ihr auf. »Der nächste Tanz gehört uns, meine Liebe.« Er wandte sich dem Major zu. »Ich glaube, wir haben uns noch nicht begrüßt, Major. Ich bin Seabourne. Und Sie sind ebenfalls ein Freund meiner Frau?«
Einen Augenblick lang fürchtete Alexandra, Mark würde irgendetwas Melodramatisches tun, aber dazu war er zu gut erzogen. Er nahm die angebotene Hand. »Ich bin Mark Colwell. Wie Sie richtig vermuteten, kannten Alexandra und ich uns sehr gut, bevor sie in den Osten ging.« Es sah aus, als wollte er Gavin mit Geringschätzung behandeln, aber es war schwer, nicht von Gavins ruhiger, selbstsicherer Art beeindruckt zu sein. »London ist durch ihre Rückkehr bereichert worden.«
»Ja, so ist es.« Gavin nahm Alexandras Arm mit besitzergreifender Geste. »Meine Liebe, die erstaunlichsten Gerüchte kursieren im Ballsaal. Am besten gefällt mir die Saga von einem Eingeborenenstamm in Neuguinea, der dich zu einer Gottheit erkoren haben soll.«
Sie brachte ein Lachen zustande. »Ist das die Geschichte, die du gehört hast, Mark? Wenn das wahr wäre! Schon als Kind wollte ich Königin sein, aber Göttin ist ja noch viel besser.«
Weit besser als Sklavin.
Mark errötete leicht. »Du würdest bestimmt eine großartige Königin abgeben. Freut mich, dass ich Sie kennen gelernt habe, Seabourne.« Er hob Alex' Hand zu einem Kuss. »Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Alexandra.«
Nachdem der Major außer Hörweite war, sagte sie: »Danke, dass du mich gerettet hast, Gavin. Seit Jahren erhebt mich Mark zu einem romantischen Ideal. Ziemlich langweilig.«
»Eigentlich bin ich zu seiner Rettung gekommen.« Er steuerte mit ihr auf das Esszimmer zu. »Du machtest eher den Eindruck, als wolltest du deine wing - chun -Künste an ihm üben.«
»So weit war ich davon tatsächlich nicht entfernt«, gestand sie ein. Sie war noch angespannt, als sie zum Abendessen Platz nahmen. Es war ein Leichtes, sich vorzunehmen, dass man sich nicht um das
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