Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
und wiederholte: »Vergessen Sie nicht, Daisy, Berkeley Square zweiundvierzig, zu jeder Tages-und Nachtzeit.« Leiser fügte sie hinzu: »Bitte, ich möchte Ihnen helfen.«
Daisy wandte sich ab, und Frederica lächelte siegesgewiss. »Da Sie jetzt zugegeben haben, dass sie Sklavin waren, kann sich ja jeder vorstellen, wie Ihr Leben verlaufen ist. Obwohl Sie Ihre besten Jahre längst hinter sich haben, gab es anscheinend doch Männer, die Sie gekauft haben.«
»Was für ein unerfreulicher Mensch Sie doch sind, Lady Pierce.« Die Herzogin von Ashburton war unter ihresgleichen für ihre Umgänglichkeit bekannt, aber da sie einmal Schauspielerin gewesen war, konnte sie ihrer Stimme einen hohen spitzen Ton verleihen, der ein Glas zum Springen brachte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die gute Gesellschaft Sie mit offenen Armen aufnehmen wird.«
Als Frederica bleich wurde, machte die Herzogin auf dem Absatz kehrt und ließ sie stehen. Catherine packte Alex am Handgelenk und zog sie hinter Rosalind aus der Buchhandlung zur Straße hinaus, während die Kunden schweigend zur Seite traten und sie vorbeiließen.
Alex zitterte. Als sie am Picadilly ankamen, sagte sie: »Es tut mir Leid, dass ich euch dieser peinlichen Situation ausgesetzt habe.«
»Ich war noch nie so stolz auf dich, mein Liebling«, sagte ihre Mutter ruhig.
Rosalind fügte hinzu: »Diese Frau habe ich nie gemocht. Es wirft zwar kein gutes Licht auf mich, aber ich habe mich richtig gefreut, ihr meine Meinung zu sagen.« Sie lächelte zufrieden und gab der Kutsche der Ashburtons ein Zeichen, sie abzuholen. »In Zukunft wird ihr gesellschaftliches Leben nicht so aussehen, wie sie es sich vorgestellt hat.«
»Ihre gesellschaftlichen Ambitionen werden einen empfindlichen Schlag erleiden, wenn die Herzogin von Ashburton sie schneidet.« Alex stimmte zu. »Aber es ist mir leider nicht gelungen, das arme Mädchen zum Weggehen zu überreden. Frederica wird sie für alles bestrafen.«
»Vielleicht kommt sie doch noch zu dir«, tröstete Catherine sie, als sie in die Kutsche stieg. »Sie wusste bestimmt nicht, dass sie hier vor dem Gesetz ein freier Mensch ist. Ich bin überzeugt, Lady Pierce hat ihr das verschwiegen. Wenn sich das Mädchen dessen bewusst wird, ist es gut möglich, dass sie ihrer Herrin davonläuft.«
Das hoffte Alex, auch wenn sie ihre Zweifel hatte.
Keine der beiden älteren Frauen konnte ahnen, dass einem Sklaven der Wille gebrochen wird. Sechs Monate Gefangenschaft hätten Alex beinahe zerbrochen; Daisy war wahrscheinlich bereits als Sklavin zur Welt gekommen und als solche ihr Leben lang behandelt worden. Als die Kutsche durch London rumpelte, schloss Alex die Augen und betete, dass das Mädchen den Mut aufbringen würde, die Ketten zu sprengen.
Dann dachte sie über die Sklaverei nach, die eine der ältesten Geißeln der Menschheit ist... Die Tatsache, dass sie in einigen europäischen Ländern verboten war, bedeutete einen Anfang, aber es gab noch viel zu tun. Was konnte eine Frau allein bewirken?
Es wurde Zeit, dass Alex sich damit befasste.
Kapitel 28
An diesem Abend machte sich Alex auf die Suche nach Suiyo. Auch wenn sie unter einem Dach lebten, nachdem die Helena abgesegelt war, bekam sie ihn fast nie zu Gesicht. Sie traute ihm zu, dass er über einen Sandstrand gehen konnte, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Sie wurde hereingebeten, als sie an seine Tür klopfte. Zögernd trat sie ein. »Tuan Suryo, kann ich mit dir sprechen?«
Er zeigte auf einen Stuhl in dem einfachen, aber blitzsauberen Zimmer. »Natürlich, Mylady. Womit kann ich Euch zu Diensten sein?«
Sie nahm Platz und brachte das Thema ohne Umschweife zur Sprache. »Wie denkst du über die Sklaverei?«
Ein Muskel zuckte in seinem Gesicht. »Ich halte sie für verabscheuenswert.«
Sie hielt den Atem an, als sie den Unterton in seiner Stimme hörte. »Du hast persönlich damit zu tun gehabt?«
»Ja. Ich möchte nicht über diese Zeit sprechen.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Der Captain hat mich befreit. Seit diesem Tag fühle ich mich ihm verpflichtet.«
Fasziniert fragte sie: »Ist diese Verpflichtung nicht auch eine Form der Sklaverei?«
»Ich diene ihm aus freien Stücken. Und er hat noch nie etwas von mir verlangt, das gegen die Ehre oder die Menschlichkeit verstieß.«
Alex schloss daraus, dass er nie etwas tun würde, was Gavin schadete. Aber ein derartiges Ansinnen würde sie niemals stellen. »Heute bin ich einer jungen Sklavin begegnet, die
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