Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
aus Amerika hierher gebracht wurde und als Leibeigene gehalten wird, ohne zu wissen, dass sie laut Gesetz frei ist. Ich habe versucht, sie zu überreden, ihre Herrin zu verlassen, aber das ist mir leider nicht gelungen. Ich hätte nie erwartet, ausgerechnet in England eine Sklavin zu sehen. Ist der Sklavenhandel hier immer noch zu Gange?«
»Oh, ja. Es gibt einige Schiffe, die mit illegaler Fracht an Bord von Afrika nach Amerika segeln. Die Royal Navy versucht diesen Handel zu blockieren.« Er hob die Schultern. »Mit mäßigem Erfolg. Großbritannien war der größte Sklavenhändler in Europa, und es gibt immer noch einige, die das Gesetz aus Profitgier brechen.«
Bei diesem Gedanken zog sie die Stirn in Falten. »Du kennst das Hafenviertel und die Seemannskneipen. Vielleicht schnappt man an solchen Orten etwas über den illegalen Sklavenhandel auf?«
»Ab und zu könnte ein Schiff erwähnt werden, ein Kapitän, ein Abreisedatum. Aber was will man mit einer solchen Information anfangen? Die Marine kann nichts mit bruchstückhaften Auskünften anfangen, die sich ja auch als Kneipenprahlerei entpuppen könnten.«
»Vielleicht doch, wenn sie aus der richtigen Quelle stammt.« Sie beugte sich vor. »Die Familie meines Stiefvaters ist mit einigen der einflussreichsten Männer Englands befreundet. Als Frau wäre es mir unmöglich, Informationen in Seemannskneipen zu sammeln, aber du könntest das tun, und vielleicht findest du noch andere, die dir dabei helfen. Was hältst du davon?«
»Man könnte einiges erreichen«, sagte er langsam.
»Dann bist du dabei?«
Ein Leuchten trat in seine Augen, das sie vorher noch nie gesehen hatte. »Das ist eine Arbeit, die der Mühe wert ist. Aber warum besprecht Ihr das mit mir und nicht mit dem Captain? Wollt Ihr es vor ihm geheim halten?«
»Nur für kurze Zeit. Er ist im Augenblick sehr beschäftigt. Ich würde lieber warten, bis ich einige vorzeigbare Resultate habe.«
»Wie Mylady wünschen.«
Sie reichte ihm die Hand. »Dann wollen wir gemeinsam für die Freiheit kämpfen.«
Er nahm ihre Hand. »Für die Freiheit, Mylady ... und weil Gerechtigkeit die beste Waffe ist.«
Alex mochte die Büroräume von Elliott House. Sie befanden sich auf der obersten Etage des Firmenlagerhauses. Hier oben duftete es nach Tee und Gewürzen, und die hohen bogenförmigen Fenster überblickten die Werften und den trägen, breiten Fluss. Die schlichten, frisch gestrichenen Räume summten vor Betriebsamkeit. Offensichtlich von Gavin instruiert, grüßten sie die vier fest angestellten Mitarbeiter nur mit einem Augenzwinkern. Sie wusste sofort, dass sie hier gerne arbeiten würde.
In dem Büro, das ihr zugewiesen wurde, befanden sich bereits die Seabourne— Dokumente, die Gavin ausgehändigt worden waren. Er hatte nicht übertrieben. Es war ein riesengroßer Berg. Voller Tatendrang machte sie sich daran, die Papiere zu ordnen und sich einen allgemeinen Überblick über die Verwaltungsaufgaben und den Besitz zu verschaffen. Gegen Mittag erschien Gavin mit einem Korb, in den der Koch einen kleinen Imbiss gepackt hatte. Bei
Sandwiches und einem guten englischen Bier sprachen sie über geschäftliche Dinge.
Als sie den letzten Bissen ihres Schinkensandwiches heruntergeschluckt hatte, sagte sie: »Das macht mir richtig Spaß. Ich glaube, ich bin als Gutsverwalter zur Welt gekommen.«
Gavin biss in einen Apfel. »Hast du den Eindruck, dass alles in Ordnung ist?«
»Ja. Pinn macht seine Sache gut. Philip war etwas leichtsinnig, nachdem er geerbt hatte. Mit vollen Händen hat er die Einkünfte ausgegeben, die das Gut erwirtschaftete. Sonst scheint es keine größeren Probleme zu geben. Nächstes Jahr wird wieder Geld für Investitionen zur Verfügung stehen.«
»Sind die denn notwendig?«
»Auf einem Gut investiert man immer in Verbesserungen. Entwässerungsgräben, besseres Zuchtvieh, neu entwickeltes Saatgut, landwirtschaftliche Geräte, Unterbringung der Pächter und Landarbeiter und alles, was sonst noch dazu gehört.«
»Das lege ich in deine fähigen Hände.« Gavin überflog einige Unterlagen, die sie für ihn zum Unterschreiben beiseite gelegt hatte, bevor er einen Federhalter nahm und unterzeichnete. »Dich hat Gott geschickt.«
Mit einem Lächeln wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Es war wunderbar, gebraucht zu werden.
Nachdem Alex wie jeden Abend Katie am Bett vorgelesen hatte, sagte ihre Tochter: »Anne und Maria werden bald aufs Land fahren. Das heißt doch, dass
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