Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
ich überzeugt. Wie ist übrigens Ihr voller Name?«
»Daisy Adams, Mylady.«
»Möchten Sie lieber Daisy oder Adams gerufen werden? Zofen nennt man oft bei ihrem Nachnamen.«
»Bitte, nennen Sie mich Daisy, Mylady.« Sie sah aus, als ob sie noch nie in ihrem Leben nach einer Vorliebe gefragt worden wäre.
»Also gut, dann bleibt es bei Daisy.« Alex betrachtete das Gesicht der Zofe. »Hast du noch einen besonderen Wunsch? Etwas, das du schon immer haben wolltest, aber nicht bekommen hast?«
Daisy hielt den Atem an. »Wäre es möglich ...? Könnte ich lesen und schreiben lernen?«
Erstaunt antwortete Alex: »Natürlich. Bist du schon einmal unterrichtet worden?«
Daisy schüttelte den Kopf. »Es ist verboten, Sklaven das Lesen beizubringen.«
Entrüstung und Wut stiegen in Alex hoch. Wie konnte ein Staat aufgeweckten jungen Menschen wie Daisy die Chance zum Lernen verweigern! »Ich stelle eine Hauslehrerin für meine Tochter ein und werde sie fragen, ob sie auch dich unterrichtet. In ihren Zeugnissen heißt es, dass sie ihren Beruf liebt. Ich bin sicher, dass sie sich über eine zweite Schülerin freuen wird.«
»Vielen Dank.« Tränen glänzten in Daisys Augen. »Sie sind so freundlich. Ich ... ich verdiene das nicht.«
»Davon will ich nichts hören.«
Der Butler kam mit einem Tablett herein, und Alex sagte: »Bard, dies ist Miss Daisy Adams, meine neue Zote. Sagen Sie bitte der Haushälterin, sie möchte ein Zimmer für sie herrichten.«
Bards Brauen hoben sich, aber der Dienst im Ashburton House hatte ihn durch eine gute Schule gehen lassen. »Ich werde mich sofort darum kümmern, Mylady.«
Nachdem er sich entfernt hatte, schenkte Alex ihnen beiden Tee ein. »Das Zimmer wird gleich fertig sein. Wenn du etwas essen möchtest, bevor du zu Bett gehst, wird dir die Haushälterin die Küche zeigen. Schließlich hattest du einen anstrengenden Tag.«
Daisy nickte. Ihr Gesichtsausdruck wirkte gehetzt. »Darf ich Mylady etwas fragen?«
»Natürlich. Und du brauchst mich nicht immer >Mylady< zu nennen, >Ma'am< genügt.«
»Waren Sie wirklich eine Sklavin, Ma'am?«
»Ja, das war ich tatsächlich.«
»Und Sie schämen sich nicht, es zuzugeben?«
Früher schon, aber jetzt nicht mehr. »Die Schande der Sklaverei fällt auf den Besitzer und nicht auf das Opfer. In Gottes Augen sind wir alle gleich.«
Daisy sah aus, als wollte sie es glauben, aber es doch nicht tat. Lassen wir ihr Zeit.
Alex trank den Tee und dachte, dass ihre Versuche, eindeutige Informationen über den Londoner Sklavenhandel aus Übersee zu erlangen, vielleicht niemals Früchte tragen würden, aber wenigstens hatte sie einem jungen Menschenkind zur Freiheit verholten.
Kapitel 29
Alex unterdrückte ein Gähnen, als sie in Gavins Büro trat und verschiedene Unterlagen auf seinem Schreibtisch ablegte. »Anscheinend sind wir heute Abend die Letzten im Büro. Ich dachte, durch meine Mithilfe hätte ich dir Arbeit abgenommen, aber nun haben wir beide viel zu viel zu tun.«
Er schmunzelte, schob den Stuhl zurück und streckte die Beine der Länge nach aus. »Ich schwöre, dass es nicht immer so sein wird. Ich weise gerade Peter Spears in die Geschäftsführung ein. Er hat bereits Erfahrung bei einer ähnlichen Tätigkeit erworben, und ich denke, zum Jahresende wird er die anfallenden Routinearbeiten von Elliott House selbstständig übernehmen können. Und wenn die Verwaltung des Seabourneschen Besitzes in deinen Händen bleibt, kann ich ein geruhsames Leben führen.«
Sie lachte. »Das glaube ich erst, wenn es so weit ist.«
Nachdenklich ging sie zum Fenster hinüber und schaute auf den Londoner Hafen hinaus. Sein Büro zierten jetzt unter anderem ein wertvoller orientalischer Teppich und ein wuchtiger Holzstuhl mit Löwenfüßen. An den Wänden hingen chinesische Malereien. Auf dem Schreibtisch stand eine Vase mit frischen Blumen. Er hätte nicht gedacht, dass man ein Büro so angenehm gestalten konnte.
»Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir der Firma wegen mehr Zeit in London verbrächten als deine Familie?«, fragte er sie.
»Nein. Ich bin gerne in London, aber ich freue mich auch auf die Ferientage, die wir nach Michaelis auf dem Land verbringen werden.« Sie drehte sich mit einer schnellen B wing-chun-B ewegung herum. »Troths Unterricht wird mir fehlen. Ich kann zwar auch allein üben, aber es ist doch besser, mit einem Partner zu arbeiten.«
Schade, dass Gavin nicht für Troth einspringen konnte. Troth und ihr Mann übten
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