Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
Den Colonel langweilten diese Sachen. Sein Interesse galt dem Abbau von Erz und Kohle und den produzierenden Unternehmen. Da Mama mit Kinderkriegen beschäftigt war und sich um die Pächter kümmerte, hatte ich einige Jahre lang einen Großteil der routinemäßigen Verwaltung von Bryn Manor übernommen.« Sie lächelte bei der Erinnerung daran. »Als ich heiratete, sagte der Colonel, er verlöre nicht nur eine Tochter, sondern auch einen Gutsverwalter.«
»Das ist ja noch besser, als ich gehofft hatte.« Angenehm überrascht lehnte sich Gavin in seinem Stuhl zurück. »Nachdem mir die Grafenwürde völlig unvorbereitet in den Schoß gefallen ist, schickt mir der Anwalt der Seabournes ständig Berge von Unterlagen. Ich habe einfach nicht genügend Zeit, um mich gründlich um das Gut zu kümmern, wenn ich gleichzeitig mit der Gründung der neuen Geschäftsstelle von Elliott House beschäftigt bin. Es wäre ein Segen, wenn ich eine erfahrene Person an meiner Seite hätte, der ich sämtliche Verwaltungsaufgaben anvertrauen könnte.«
Alex zog die Stirn kraus. »Glaubst du, dass Finn dich betrügt?«
»Nein, er scheint ehrlich und tüchtig zu sein, aber es ist nicht vernünftig, ihn alles selbst entscheiden zu lassen, nur weil ich zu beschäftigt bin, um mich näher mit den Angelegenheiten zu beschäftigen. Bis jetzt bin ich immer seinen Vorschlägen gefolgt und nehme mir vor, dies zu ändern, wenn ich mehr Zeit habe, aber die Situation gefällt mir nicht. Kann ich sämtliche Seabourne-Geschäfte in deine Hände legen?«
»Bitte, mach das. Dürfte ich mir im Elliott House ein eigenes Büro einrichten? Wenn du etwas unterschreiben oder entscheiden musst, bist du gleich in der Nähe. Und ich könnte mehr über Reedereien und Seetransporte lernen.«
»Perfekt! Außerdem musst du dich in unserem Unternehmen auskennen. Sollte mir etwas zustoßen, kannst du die Leitung übernehmen.«
Überrascht sagte sie: »Du würdest die Führung deines Unternehmens tatsächlich einer Frau überlassen?«
»Wer könnte es besser? Du bist intelligent, vertrauenswürdig und du hast größtes Interesse daran, deine Sache gut zu machen.« Er grinste. »Dazu kommt noch, dass die alten Moosbuckel gewaltig mit den Zähnen knirschen werden. Eine unwiderstehliche Vorstellung.«
Sie lachte. »Du bist ein Yankee-Rebell bis ins Mark, mein Liebling.«
»Danke.« Sie tauschten einen liebevollen Blick.
»Wann können wir uns den Familiensitz der Seabournes ansehen?«, fragte sie. »Du musst deine Leute kennen lernen, den Zustand des Besitzes überprüfen, die Farmen der Pächter und so weiter. Das sind alles Dinge, die sich nicht auf die lange Bank schieben lassen.«
»Philip sagte, er würde um Michaelis ausgezogen sein. Das ist Ende September, oder?«
»Der neunundzwanzigste September. Ich freue mich schon, wenn wir alles besichtigen. Mir gefällt, dass das Haus am Meer liegt, so wie du es dir gewünscht hast. Vielleicht könnten wir dort nach Michaelis vierzehn Tage verbringen?«
»Eine gute Idee. Elliott House dürfte bis dahin in Betrieb sein. Wir könnten Katies Cousinen einladen, damit sie Gesellschaft hat.« Er trank seinen Tee aus und stand auf. »Wollen wir morgen früh unseren neuen Marschplan aufstellen?«
»Je eher, desto besser.« Sie gab ihm einen Kuss. Wenn sie ihrem Mann noch keine gute Frau war, nun, dann würde sie zumindest ein ausgezeichneter Verwalter sein.
In Hatchards Buchhandlung wimmelte es von eleganten Leuten, und einige von ihnen interessierten sich tatsächlich für Bücher. Als Alex mit ihrer Mutter und Tante den Laden betrat, sagte sie: »Ich werde mich erkundigen, ob sie hier Bücher über Vermögens-und Gutsverwaltungen haben. Biyn Manor zu verwalten war zwar nicht schwierig, aber Seabourne ist viel größer.«
»Du scheinst dich wirklich darauf zu freuen«, bemerkte Catherine.
»Dann komme ich wenigstens nicht auf dumme Gedanken, wenn ihr wieder auf dem Land seid.« Sie lächelte Catherine und Rosalind liebevoll an und dachte, was für ein Glück es war, zu einer Familie zu gehören, in der Frauen als tüchtige, selbstständige Menschen betrachtet wurden.
Als sie sich zum rückwärtigen Teil des Ladens durchkämpften, blickte Alex in einen schmalen Durchgang, der rechts und links von hohen Bücherregalen gesäumt war, und entdeckte Frederica Pierce. Sie wurde von ihrer Zofe begleitet, einem schlanken schwarzen Mädchen in einem taubengrauen Kleid, das auf einem Arm einen Stapel Bücher balancierte. Alex
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