Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
wing chun zusammen, aber für Gavin und Alex kam dies wegen den mannigfaltigen körperlichen Berührungspunkten nicht in Frage.
Verlockend hob sich Alex' Silhouette gegen den grauen frühabendlichen Himmel ab. Beunruhigende Gedanken überfluteten ihn, so dass er wegblickte. Er hatte sich noch immer nicht von dem quälenden Vorfall erholt, der sie wieder in getrennten Betten schlafen ließ. Vom Verstand her konnte er nachvollziehen, dass sie in Panik geraten war und dass ihre Reaktion nichts mit ihm zu tun hatte. Doch auch für einen Mann, der sich einer gerechten Urteilskraft rühmen konnte, war eine Abweisung auf dieser Ebene verletzend. Schließlich hatte er sich insgeheim Hoffnungen gemacht, dass sich ihr intimes Eheleben bessern würde. Aber dieser Traum war nun zu Ende geträumt.
In mancher Hinsicht war es einfacher, zölibatär zu leben. Er musste sich keine Gedanken darüber machen, was sie empfinden würde, wenn er sie küsste. Auch nicht darüber, dass sie möglicherweise nur ihre Abscheu unterdrückte, um ihm eine gute Ehefrau zu sein.
Andererseits war Enthaltsamkeit die Hölle. Die bedrückenden Erinnerungen an eine erzwungene Intimität wurden jetzt, Gott sei Dank, durch die glücklicheren Momente überdeckt, die das tägliche Miteinander für sie bereithielt. Es war schmerzhaft, sie anzusehen und nicht daran zu denken, was sein — oder niemals sein konnte.
Und doch war er glücklich, wenn er sie um sich hatte. Es bedeutete Hoffnung. Er atmete tief durch und las die Papiere, die sie ihm vorgelegt hatte. »Ich werde das sofort erledigen, damit wir nach Hause gehen können.«
Das erste Blatt enthielt eine von ihr aufgestellte Zusammenfassung über gewisse Gelder, die besser jetzt als später ausgegeben werden sollten. Ihre Beurteilung wie Begründung waren gut, und er unterschrieb.
Das Gleiche galt für die nächsten beiden Schriftstücke. Bis jetzt kostete ihn sein großartiges Erbe mehr Geld, als es einbrachte.
Bei dem letzten Blatt stutzte er und las es von neuem. »Alex, das verstehe ich nicht. Was bedeuten die vielen Schiffszettel und die Fragezeichen?«
»Entschuldige, das wollte ich dir erst später zeigen. Suryo und ich sammeln Informationen über illegalen Sklavenhandel. Es ist eine Schande, wie viele der involvierten Schiffe unter britischer Flagge segeln. Ich habe mit Onkel Stephen gesprochen, und er hat zugestimmt, der Königlichen Marine sämtliche Hinweise weiterzuleiten, die dazu beitragen könnten, die Sklavenschiffe abzufangen.«
Stirnrunzelnd stand Gavin auf. »Es ist sehr gefährlich, sich da einzumischen. Sklavenhändler sind skrupellos. Sie scheuen vor nichts zurück, wenn sie um ihren Profit fürchten müssen.«
»Suryo versucht nur, aus dem Geschwätz Betrunkener etwas herauszuhören. Nichts, was uns in Schwierigkeiten bringen könnte.«
Er blickte ihr in die Augen, um ihr den Ernst der Situation klarzumachen. »Alex, eine solche Information ist wie Sprengstoff. Du unterschätzt das. Du hättest mich lieber fragen sollen, bevor du dich darauf eingelassen hast.«
Sie wandte sich vom Fenster ab. »Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass du gegen meine armseligen Versuche im Kampf gegen die Sklaverei Einwände erhebst. Du hattest doch nichts dagegen, als ich Daisy geholfen habe.«
»Das ist etwas anderes. Sie ist eine Person und nichts Abstraktes.« Er zeigte auf Alex' Notizen. »Aber in diesem Fall begibst du dich in trübes Gewässer. Du weißt nicht, welches Ungeheuer unter der Oberfläche lauert.«
Mit geröteten Wangen erwiderte Alex: »Dieses Risiko ist es mir wert.«
»Tapfer von dir«, räumte er ein, »aber was ist mit Suryo? Er setzt in diesen Kneipen sein Leben aufs Spiel. Wie wäre dir zumute, wenn ihm etwas zustößt, nur weil er zu neugierig war?«
Das Entsetzen in ihrem Gesicht zeigte, dass sie nicht an diesen Fall gedacht hatte. »Ich bin sicher, er kennt die Gefahren besser als ich. Außerdem hat er mehrere Helfer, also ist er nicht allein.«
»Je mehr Personen eingeweiht sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Sache auffliegt«, sagte Gavin eindringlich. »Informanten lassen sich außerdem gerne Geld von mehr als einer Quelle zustecken.«
»Schön und gut, es gibt gewisse Risiken, aber ist dies der Kampf gegen die Sklaverei nicht wert? Unrecht geschieht, und es ist feige und verachtenswert, die Augen davor zu verschließen.«
»Erfolg kann bitter sein«, sagte er finster. »Wusstest du, dass Sklavenhändler ihre Gefangenen über Bord
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