Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
Ich denke dabei an Tuan Daksa, das Oberhaupt der Buddhisten auf Maduri, der als weiser, rechtschaffener Mann geachtet wird.«
Bevor er antwortete, überlegte Gavin, ob Kasan dadurch einen Vorteil hätte. Er kannte mehrere buddhistische Mönche. Sie alle waren gerechte Männer, die ein unparteiisches Urteil fällen würden. »Ich bin mit Tuan Daksa einverstanden.«
»Wenn Sie gewinnen, gehört die Frau Ihnen. Wenn Sie verlieren, bleiben Sie die kommenden zwanzig Jahre auf Maduri und sind mir zu Diensten.«
Bei der Vorstellung, zwanzig Jahre seines Lebens in Abhängigkeit zu verbringen, wurde Gavin spei- übel. »Nur fünf Jahre. Soweit in die Zukunft zu planen fordert das Schicksal heraus.«
Der Sultan lächelte wie ein Leopard, der seine Beute erspäht hatte. »Zehn Jahre. Das ist mein letztes Wort.«
Zehn Jahre. Immer noch eine dicke Scheibe seines Lebens. Damit musste er sich abfinden. »Also gut, zehn Jahre. Im Gegenzug kommt Mrs. Warren frei, ob ich nun gewonnen oder verloren habe, und Ihr werdet versuchen, ihre kleine Tochter zu finden, die nach Mrs. Warrens Gefangennahme verschleppt wurde.«
Kasan hob die Schultern. »Gut. Ich habe kein Interesse an ihr, abgesehen von der Tatsache, dass Sie sich durch Ihr merkwürdiges Ehrgefühl dieser Frau gegenüber verpflichtet fühlen. Gilt der Handel?«
Einen Augenblick lang hielt sich Gavin den Wahnsinn vor Augen, so viele Jahre seines Lebens aufs Spiel zu setzen, um einem Menschen zu helfen, dem er gerade erst begegnet war. Aber verdammt noch mal! Er konnte sich doch nicht von einer Frau in Not abwenden. Sein Vater hatte ihn gelehrt, dass es die Pflicht des Mannes war, Frauen zu beschützen, und mit dieser Einstellung war er aufgewachsen. Helena hatte ihn scherzend ihren fahrenden Ritter genannt. »Der Handel gilt.« Er reichte dem Sultan die Hand. »Ich könnte gewinnen, vergesst dies nicht.«
Kasans harte braune Hand ergriff die seine. »Das werden Sie nicht, Captain.« Wieder das gefährliche Lächeln mit den aufblitzenden Zähnen. »Aber es ist das Risiko wert, eines so großartigen Spieles willen zu verlieren.«
Kapitel 6
Es war nicht einfach, sich auf einer Fläche zu bewegen, die diagonal nicht mehr als drei Meter maß. Trotzdem machte Alex während ihres Alleinseins das Beste daraus und überlegte, ob sie sein langes Fernbleiben als ein gutes oder schlechtes Zeichen deuten sollte.
Als er endlich zurückkehrte, eilte sie die wenigen Schritte, die in dem begrenzten Raum möglich waren, auf ihn zu und umfasste die Gitterstäbe. Aufgeregt versuchte sie seinen Gesichtsausdruck zu deuten. »Wie ging es aus?« Als er mit der Antwort zögerte, sagte sie mit sinkendem Mut: »Der Sultan erlaubt nicht, dass Sie mich kaufen.«
»Es ist nicht ganz so«, räumte Gavin ein, »er gibt mir die Chance, Ihre Freiheit in einem Spiel zu gewinnen, dem Löwenspiel, dem Singa Mainam, einem Wettstreit nach alter Maduri-Tradition. Ein besonderer zwölfseitiger Würfel wird fünfmal geworfen. Die darauf angezeigte Aufgabe muss vom Spieler erfüllt werden. Allerdings darf ich einmal ablehnen, falls die Anforderungen der Aufgabe meine Fähigkeiten überschreiten. Die Aussichten, Ihre Freiheit zu gewinnen, stehen also sehr gut.«
Sie sah ihn ungläubig an und versuchte das Gehörte zu begreifen. »Das ist ... das ist absonderlich. Aber wenn ich darüber nachdenke, ist mein Leben seit meiner Gefangennahme ebenso absonderlich verlaufen. Was sind das für Aufgaben?«
»Darüber bin ich mir nicht ganz im Klaren, aber Kasan erwähnte einen unbewaffneten Kampf, Schwimmen, Tauchen, Treffsicherheit und Schach.« Gavin lächelte ein wenig. »Eine dieser Aufgaben lautet: den Drachen bekämpfen. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was das bedeutet.«
»Das klingt gefährlich. Zu gefährlich für Sie.«
»Ein Duell, das durch den Tod entschieden wird, ist ausgeschlossen. Daher denke ich, dass dieses Löwenspiel interessant zu werden verspricht und nicht viel gefährlicher sein dürfte, als es das Leben eines Seemanns ohnehin ist.«
Die Monate in der Sklaverei hatten ihre Sinne geschärft. Sie spürte, dass Gavin die Gefahren absichtlich herunterspielte. Beunruhigt sagte sie: »Es ist nicht richtig, dass Sie sich meinetwegen in Gefahr begeben.«
»Ich weiß Ihre Bedenken zu schätzen, aber es ist Kasans Vorschlag, und weder Ihnen noch mir bleibt eine Wahl.«
Gelogen — Gavin konnte sich jederzeit verabschieden und in See stechen. Stattdessen hatte er sich auf ein grausames Spiel
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