Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
Ehrenwort!«
»Sehr freundlich von Ihnen. Vielleicht werde ich von Ihrem Angebot Gebrauch machen, wenn wir in London sind.« Er zog ihre Hand durch die Stäbe und deutete einen Handkuss an. »Für Sie wird sich alles zum Besten wenden, Alexandra. Das spüre ich in meinen alten schottischen Knochen.«
Seine Zuversicht verlieh ihr neuen Mut, auch nachdem er das Zimmer verlassen hatte, um zum Hafen hinunterzugehen. Der Nachmittag zog sich endlos dahin, bis eine ausgelassene Kinderschar neugierig durch die Tür schaute und sie kichernd aus dunklen Augen anstarrte. Sie versuchte die Kinder hereinzuwinken, ohne sich daran zu stören, dass sie für die Palastkinder zum Gegenstand der Belustigung geworden war. Aber die Kleinen waren zu schüchtern, um das Zimmer zu betreten.
Die glänzenden Augen und fröhlichen Gesichter erinnerten sie an Gavins Worte über Katies möglicherweise gute Behandlung in der Gefangenschaft. Auch wenn sie niemals befreit werden würde, könnte sie ein glückliches Leben führen. Aber Alex wollte ihre Tochter selbst heranwachsen sehen und erziehen. Kein Fremder, meinte er es auch noch so gut mit Katie, könnte sie so lieben wie ihre eigene Mutter.
Diese trübseligen Gedanken verschwanden, als Gavin zurückkehrte. Er hatte zwei Bücher mitgebracht: eine Sammlung von Byrons Gedichten und Sir Walter Scotts Ivanhoe. »Wenn sie Ihnen nicht gefallen, kann ich andere kommen lassen.«
»Gott segne Sie, Gavin!« Freudig strich sie über die Ledereinbände. »Ich hatte ein Buch mit Seekarten erwartet, und sogar darüber hätte ich mich gefreut.«
»In meiner Kabine stapeln sich die Bücher. Ich bin froh, dass Ihnen diese beiden gefallen.«
Als er sich zurückzog, um sich für das nächste Dinner im Palast umzukleiden, öffnete sie das Buch Ivanhoe. Auf der ersten Seite stand in einer kühnen, männlichen Handschrift: Für Helena zu ihrem 22 . ten Geburtstag. In Liebe — Gavin.
Die Kehle schnürte sich ihr beim Lesen zusammen. Wie großzügig von ihm, ihr ein Buch seiner Frau zu leihen, das er jahrelang aufbewahrt hatte.
Als sie den Byron öffnete, las sie Helena Elliott in zierlicher, klarer Handschrift. Wie mochte Helena wohl gewesen sein? Sicherlich schön und liebenswert, voller Bewunderung für ihren gut aussehenden jungen Ehemann, der sie anbetete. Wie tragisch, dass sie so jung sterben musste.
Mit einem stillen Dank an Helena für die Benutzung dieser Bücher vertiefte sich Alexandra sofort in die Lektüre von Ivanhoe und bemerkte Gavins Fortgehen nicht. Als das Licht zu dunkel zum Lesen wurde, aß sie den Reis, Curry und Früchte, die Suryo gebracht hatte. Dann wickelte sie die Ikat— Decke um sich und legte sich hinter dem Wandschirm zum Schlafen nieder. Die Bücher legte sie neben ihr Kissen, wie ein Symbol für das Leben in Freiheit, das wieder zum Greifen nahe war.
Zum ersten Mal seit Monaten war sie glücklich.
Der Schein einer Laterne weckte sie. Sie setzte sich auf, blinzelte mit den Augen und sah vier bewaffnete Palastwachen vor ihrem Käfig stehen. Einer von ihnen öffnete die dreifach verriegelten Schlösser mit einem Satz von Schlüsseln. Erschrocken versuchte sie ihr spärliches Malaiisch zusammenzuklauben, um zu fragen, was dies zu bedeuten habe, unterließ es aber, als der Anführer der Wachen sie mit einer Handbewegung zum Schweigen brachte.
Im Glauben, sie wollten Gavin nicht aufwecken, hielt sie den Mund. Wenn sie vorhatten, sie fortzubringen, konnte Gavin die bewaffneten Männer nicht daran hindern, und wenn, würde er sich auf einen aussichtslosen Kampf einlassen.
Die Tür zum Käfig öffnete sich. Einer der Männer winkte sie heraus. Mit steinernem Gesichtsausdruck gehorchte sie. Draußen ging die Sonne auf, im Palast aber war es dunkel, als sie durch das Labyrinth der Gänge geführt wurde. Warum brachte man sie fort? Gewiss nicht, um sie hinzurichten, da Kasan Gavin bei Laune halten wollte. Höchstwahrscheinlich würde man sie in eine Gefängniszelle sperren, bis das Löwenspiel beendet war.
Einige Ebenen tiefer in einem weit entfernten Flügel blieb der Anführer der kleinen Truppe stehen und klopfte an eine schwere Holztür. Ein Sklave öffnete. Eine zarte, kostbar gekleidete Frau mit grauem Haar und würdevollem Aussehen erschien. Eilig wurden einige Worte gewechselt. Dann verneigte sich der Anführer und zog mit seinen Männern ab. Vor dem Gehen warf er Alexandra einen Blick zu und tätschelte seinen Kris bedeutungsvoll mit der Hand. Sie verstand: er und
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