Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
geteilt hatten, existierte nicht mehr. Er bedauerte es, Alex nicht mehr als Freund zu betrachten. Außerdem war es verdammt schwer, so behutsam wie möglich um eine Frau zu werben, die ihn trotz der Enge auf der He le na auf Distanz hielt.
Katie freute sich über den Unterricht am Sextanten. »Du würdest ein guter Seemann werden«, lobte er sie, als sie einen Winkel korrekt bestimmt hatte.
Sie lächelte bei dem Lob, schüttelte aber den Kopf. »Ich bleibe lieber an Land, Captain Elliott. An Bord eines Schiffes verläuft ein Tag fast wie der andere.«
»Heute wirst du Abwechslung bekommen. Wir segeln in einen Sturm. Wenn Wind aufkommt und es zu regnen beginnt, musst du unter Deck gehen.« Als Alex ihn besorgt anblickte, fügte er hinzu: »Es gibt kein Wetter, das die Helena nicht meistern kann.«
»Das Schiff wird es gut überstehen, aber ich bin nicht sicher, ob mein Magen mitspielt.«
Ihre Sorge war berechtigt. Das Unwetter würde ihr eine unruhige Nacht bescheren. »Versuchen Sie, sich nicht hinzulegen. Das verstärkt normalerweise das Schwindelgefühl.«
»Frische Luft hilft auch.« Ihr Lächeln war ein wenig verzerrt. »Sorgen Sie sich nicht um mich. Ich habe Schlimmeres überlebt.«
Das stimmte, hieß aber nicht, dass er sich nicht trotzdem um sie sorgte.
Zuckende Blitze, rollender Donner, peitschender Regen. Alex' Magen verabscheute den Sturm. Obwohl sie lange genug auf See gewesen war, um zu wissen, dass das Schiff nicht in Gefahr war, erlebte sie das schlimmste Unwetter seit jenem verheerenden Taifun, der den Überfall auf die A mse l zur Folge hatte. Obwohl sie mit Katie plauderte und Spiele spielte, waren die Erinnerungen an den Orkan von damals und seine Folgen übermächtig.
Da das Feuer in der Kombüse aus Sicherheitsgründen gelöscht worden war, bestand das Abendessen aus Keksen und kaltem Tee. Gelangweilt und müde zog sich Katie zeitig zurück. Alex wickelte Decken und Kissen fest um ihre Tochter, damit sie sicher im Bett lag. Sie selbst aber konnte noch nicht schlafen. Außerdem würde sich ihre Übelkeit im Liegen nur noch verstärken, und sie würde zu erschöpft sein, um vor Katie weiterhin zuversichtlich zu erscheinen.
Die Stunden zogen sich langsam dahin, während sie in Gavins Lehnsessel saß, der zur Sicherheit mit Schrauben am Boden befestigt war. Das Heulen des Windes und Trommeln des Regens wurde gelegentlich von dem entrüsteten Gegacker und Quaken des Geflügels unterbrochen, das in den Käfigen vor dem Unwetter nach unten gebracht worden war. Sie konnte ihnen ihre Beschwerde nicht verübeln; ihr erging es ebenso.
Endlich, kurz nach Mitternacht ließ der Sturm nach. Sie brauchte dringend frische Luft und legte den Umhang über, den sie sich aus Uniformtuch genäht hatte, und lugte zur Tür hinaus. Der schmale Gang mit den aneinander gereihten Offizierskabinen war menschenleer. Rasch schlüpfte sie hinaus und stieg an Deck. In der Dunkelheit schützte sie der dunkelblaue Umhang vor den aufmerksamen Blicken der Seeleute, die sie sofort wieder in ihre Kabine schicken würden.
Auch wenn der Sturm an Heftigkeit verloren hatte, besaß er noch genügend Wildheit, um dem Aufruhr ihrer eigenen Gefühle gerecht zu werden. Sie suchte das Deck ab. Für gewöhnlich versammelten sich die Männer der Wache, die nicht zur Arbeit eingeteilt waren, am Vorderdeck. Da der Regen aber immer noch über das Deck peitschte, hatten sie auf der Leeseite der Kombüse Schutz gesucht. Es war also unwahrscheinlich, dass sie bemerkt würde, wenn sie luvwärts vorbeiging.
Sich an der Reling festhaltend, arbeitete sie sich im strömenden Regen zum Bug vor und bekam dabei ab und zu einen Schwall Wasser ab, wenn es die Planken überspülte. Sämtliche beweglichen Gegenstände waren sicher befestigt oder unter Deck gebracht worden. Das Schiff hatte gerade so viel Segel gesetzt, dass es stabil blieb.
Am Bug angekommen, klammerte sie sich mit beiden Händen an der Reling fest, als die Helena in die Wellentäler glitt und wieder triumphierend aufstieg. Es war, als ritt man ein temperamentvolles Pferd. Am Pferderücken aber hatte sie die Führung. Jetzt war sie nur ein Passagier auf der Helena, der von der Geschicklichkeit ihrer Mannschaft abhing.
Unter ihr befand sich die Galionsfigur des Schiffes. Statt des üblichen vollbusigen Weibes war hier eine engelsgleiche Frau zu sehen, die nach dem Abbild der wahren Helena Elliott geschnitzt worden war. Eine Frau, die man in Ehren hielt und bewunderte und liebte,
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