Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
hoffen, dass Alex weiterhin nach ihrer Mutter schlägt. Wenn dem so ist, werde ich in den kommenden Jahren ein viel beneideter Mann sein.«
»Schmeichler«, sagte Catherine belustigt. »Und zu bescheiden, was Ihre Reitkünste anbelangt. Sie sind ein sehr guter Reiter.«
»Als Junge bin ich mit meinem Pony über die schottischen Hügel galoppiert, als ob ich unsterblich sei«, gab er zu. »Aber seitdem ich zur See fahre, habe ich zum Reiten selten Gelegenheit.«
»Sie werden sich schnell wieder hineinfinden.« Catherine zupfte den Schleier ihres Zylinders zurecht. »Hat man Alexandra misshandelt? Wurde sie vergewaltigt? Gefoltert? Geschlagen?«
Diese unvermittelte Frage brachte Gavin einen Augenblick aus der Fassung. Unwillkürlich packte er die Zügel fester, so dass der Dunkelbraune scheute. »Was bringt Sie auf diese Frage?«
»Seien Sie kein Narr, Gavin.« Catherines wasserblaue Augen waren eiskalt. »Ich bin ihre Mutter. Glauben Sie, ich sehe nicht, wie sehr sie leidet?«
Er wäre am liebsten im Erdboden versunken. »Alex möchte nicht über das Geschehene reden. Gestern Nacht hatte sie mit mir zum ersten Mal darüber gesprochen und mir erzählt, was sie als Sklavin durchmachen musste.«
»Ich bin vielleicht entsetzt, wenn ich die Wahrheit höre, aber sie wird mich nicht zu Boden werfen.« Ihre Lippen wurden zu einem schmalen Strich. »Ich habe während des Krieges in verschiedenen Ländern als Krankenschwester gearbeitet. Ich weiß, wie gewalttätig Männer werden können, und wie Frauen benutzt werden, wenn die gesellschaftlichen Regeln zusammenbrechen. Wenn Sie mir nicht die Wahrheit sagen, werden sich in meiner Phantasie schlimmere Schreckensszenen abspielen als in Wirklichkeit.«
Als er ihren Gesichtsausdruck sah, fragte er: »Sind Sie ...« Er hielt inne. Er hatte nicht das Recht zu fragen.
»Ob ich vergewaltigt worden bin? Nein, obwohl es mehr als einmal beinahe dazu gekommen wäre. Ich wiederhole meine Frage, Captain Elliott. Was hat man meiner Tochter angetan?«
»Sie wurde vergewaltigt. Mehr als einmal«, sagte er knapp. »Keine Folter, aber Schläge, weil sie sich nicht fügen wollte. Keine bleibenden körperlichen Schäden, die seelischen Wunden aber sind noch offen.«
»Ich verstehe. Vielen Dank, dass Sie mir das gesagt haben.« Catherine schluckte schwer. »Wagen Sie es ja nicht, sie zu bemitleiden. Das würde sie verabscheuen.«
Das war ein guter Rat. Stolz hatte Alex vor dem Zusammenbruch bewahrt. Mitleid würde sie nicht ertragen. »Ich sagte vorhin, ich würde es begrüßen, wenn Alex im Alter ganz nach Ihnen käme. Jetzt finde ich den Gedanken erschreckend. Sie sind eine beunruhigend scharfsinnige Frau, Catherine.«
»Ich habe Fehler gemacht und daraus gelernt.« Sie sah ihn forschend an. »Lieben Sie meine Tochter, Gavin?«
Er zögerte, als er nach den passenden Worten suchte. »Ich war vorher bereits verheiratet gewesen. Der Verlust meiner Frau und meines neugeborenen Kindes haben mich so schwer getroffen, dass ich dachte, ich würde mich nie wieder an eine Frau binden können. Mit Alex wurde alles anders. Sie weckt in mir Achtung, Begehren, Freundschaft und den Wunsch, sie zu beschützen. Ich habe eine tiefe Zuneigung zu ihr gefasst. Das ist eine Form von Liebe.«
»Das ist nicht die eindeutige Antwort, die ich hören wollte, aber ich danke Ihnen für Ihre Offenheit.« Catherine blickte ihn verschmitzt an. »Eines Tages wird es dazu kommen, Gavin. Alex hatte Glück, dass Sie ihr begegnet sind.«
»Das möchte ich auch von mir behaupten.« Mit trockenem Humor fuhr er fort: »Ich wollte immer schon wissen, wie es sich inmitten einer großen Familie lebt, die sich in meine Angelegenheiten einmischt. Anscheinend werde ich das bald herausfinden.«
Alex genoss es, mit dem Colonel in bester Laune da-vonzugaloppieren, und war glücklich, dass sich Gavin und ihre Mutter anfreundeten. Wenn ihr Ehemann und ihre Eltern sich nicht ausstehen konnten, würde sie sich in einer äußerst vertrackten Lage befinden.
Als die Reitgesellschaft zum Haus der Ashburtons zurückkehrte, fiel Alex neben Gavin in einen langsamen Trab. »Das war herrlich. Das Reiten hat mir furchtbar gefehlt.«
»Willst du mir damit durch die Blume sagen, dass wir nach einem Haus mit Stallungen suchen?«
»Wenn wir uns das leisten können, ja«, antwortete sie. »Du reitest doch auch gern? Für einen Seemann reitest du erstaunlich gut.«
»Ich habe Spaß daran, aber morgen wird mir jeder Knochen wehtun.«
Als
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