Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
Gavin ihr zulächelte, kam die Sonne hinter den Wolken hervor und tauchte ihn in ein goldenes Licht. Das blonde Haar, die gebräunte Haut und die breiten Schultern lösten ein prickelndes Begehren in ihr aus.
Im nächsten Augenblick aber wurde es durch ihre Abscheu vor dem Beischlaf erstickt. Und doch hatte sie dieses Gefühl wenigstens einige Herzschläge lang ungetrübt verspürt.
Es war ein Anfang.
Nachdem sie die Pferde in den Stall gebracht hatten und wieder im Ashburton House waren, überreichte der Butler Gavin eine Nachricht. Er brach das Siegel auf. »Wrexham lädt uns heute zum Abendessen mit ihm und seiner Frau ein. Ist es dir recht, Alex, oder hast du etwas anderes vor? Ich glaube, sie werden dir beide gefallen.«
»Selbstverständlich möchte ich deine Freunde kennen lernen.« Sie schnitt ein Gesicht. »Dann muss ich mir schon wieder ein Kleid von meiner Mutter borgen. Ich wusste nicht mehr, wie mühsam es ist, ständig die Garderobe zu wechseln. Es spricht wirklich einiges für einen schlichten Sarong mit kebaya .«
»Allmählich wächst in mir der Verdacht, dass die noblen Damen und Herren einen Großteil ihrer Zeit damit verbringen, sich für die verschiedensten Anlässe passend zu kleiden«, stimmte er ihr zu. »Wie du und Katie werde auch ich meine Garderobe aufstocken müssen. Was ich habe, wurde weder für die Londoner Gesellschaft noch für das Londoner Wetter gemacht.«
Ihre Blicke trafen sich mit einem belustigten verständnisvollen Lächeln, bevor sie sich umwandte und die Treppen hinaufstieg. Wer hätte gedacht, dass sie sich einmal nach der Kleidung Ostindiens zurücksehen würde? Die Monate dort hatten sie auf gute wie auf schlechte Weise geformt.
Aber im Augenblick hieß es, sich ein weiteres Kleid zu borgen.
Eine herzogliche Karosse brachte sie zum Haus der Wrexhams. Unterwegs fragte Alex: »Woher kennst du Lord Wrexham? Und wie hast du deine Abneigung für seinen Titel überwunden?«
»Ich wollte mich unbedingt in einer drittklassigen Schenke in Kalkutta betrinken. Anscheinend sah man mir meine grimmige Entschlossenheit so deutlich an, dass Maxwell mich fragte, ob er sich zu mir an den Tisch setzen könne.« Gavin musste lachen bei der Erinnerung daran. »Ich dachte, Maxwell sei sein Familienname, oder vielleicht habe ich auch nein gesagt, jedenfalls kamen wir ins Gespräch, und als er mich fragte, wo mich der Schuh drücke, erzählte ich ihm, dass Elliott House am Rande des Bankrotts stünde.«
»Wie ist es dazu gekommen? Elliott House ist doch jetzt erfolgreich?«
»Nach Helenas Tod war ich einige Monate lang zu nichts zu gebrauchen. Zur gleichen Zeit geriet Elliott House in eine Pechsträhne: Der Verlust eines Schiffes, ein Prozess in einem südamerikanischen Hafen, Fehlkalkulationen in größerem Umfang. Die Firma war geschwächt, aber sie hätte die Krise überwunden. Leider wollte mich ein englischer Kaufmann aus dem Geschäft drängen. Dann kam Maxwell ins Bild. Der Gedanke, Teilhaber einer Handelsgesellschaft zu werden, sagte ihm zu. Also habe ich ihm ein Viertel von Elliott House verkauft, für eine ausreichend große Summe, um aus meinem finanziellen Engpass herauszukommen.«
»Hat sich die Investition für ihn gelohnt?«
»Für uns beide. Er war lange Zeit in Macao und Kanton und kennt das Geschäft von der Pike auf, und damit ist er hier in London für mich unentbehrlich geworden.« Gavin grinste. »Ich glaube, er findet Spaß daran, sich aktiv als Kaufmann zu betätigen. Sehr unaristokratisch.«
»Kein Wunder, dass du so gut mit ihm zurechtkommst.« Alex' Brauen zogen sich zusammen. »Der Kaufmann, der dir die Steine in den Weg gelegt hat ... ist er der Mann, vor dem du Sultan Kasan gewarnt hast? Pierce, glaube ich, war sein Name?«
Sie war bereits so scharfsinnig wie ihre Mutter. »Genau das ist er. Es überrascht mich, dass du dir unter den damaligen Umständen den Namen gemerkt hast.«
»Es passte so ganz und gar nicht zu dir, jemanden schlecht zu machen. Vermutlich ist dieser Mann ein übler Genosse.«
»Ganz richtig.« Gavin zögerte. Er wusste nicht, wie viel er sagen sollte. Aber Alex gehörte jetzt zu seinem Leben. Sie sollte alles wissen. Vor allem war sie vorbereitet, falls sie diesem Mann in London begegnete.
»Barton Pierce ist ein Schurke von der schlimmsten Sorte. Von jener Sorte, die angenehm und ehrlich erscheint. Er kann sehr charmant sein, ist aber rücksichtslos, wenn er seine Interessen bedroht sieht — und dieser Mann fühlt sich
Weitere Kostenlose Bücher