Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
kämpfte seine Enttäuschung nieder. Wie leichtfertig hatte sie seine Erklärung abgetan! Er stand auf und zog sich Hose und Hemd an. Das Messingpfännchen war leer gebrannt. Der nach Moschus duftende Rauch hing noch im Zimmer. Er zog die Vorhänge zurück und öffnete ein Fenster. Dann lehnte er sich hinaus und füllte die Lungen mit klarer, feuchter Luft.
Er dachte an die Affären, die er gehabt hatte. Auch wenn er kein Casanova war, er hatte die Freuden des
Fleisches genossen. Er hatte mit scharfen Witwen geschlafen, lüsternen Dienstmädchen und ab und zu mit einer gelangweilten Ehefrau. Aber er war nie eine Beziehung eingegangen, bei der einer der Beteiligten mehr erwartet hatte als eine vorübergehende Liebschaft.
Bis Meriel in sein Leben trat und dieses >Bis der Tod euch scheidet< die einzige mögliche Konsequenz der Intimitäten wurde, die sie geteilt hatten. Die meisten wohlerzogenen jungen Damen würden von Herzen einwilligen, aber sie war anders. Nein, er wollte nicht, dass sie sich den Konventionen anpasste, um den Preis ihrer zauberhaften Einmaligkeit, aber trotzdem wünschte er nichts sehnlicher, als dass sie ihn heiratete.
Die wachsende Klarheit seiner Gedanken erinnerte ihn an eine noch ausstehende Frage. Er wandte sich vom Fenster ab und verschränkte die Arme über der Brust. »Was hast du in dem Pfännchen verbrannt?«
»Zum Großteil Weihrauch.« Sie strich ihr Haar glatt und begann es zu einem Zopf zu flechten. »Und ein wenig Opium.«
»Mein Gott! Opium?« Er starrte sie entgeistert an. Deswegen waren seine Gedanken so wirr gewesen. Deswegen hatte seine Willenskraft so schnell nachgelassen. »Wie konntest du das tun!«
Sie hob die Schultern. »Du warst so eigensinnig. Ich musste ein wenig nachhelfen.«
Ihre Gelassenheit zeigte ihm wieder, wie anders sie war. Sicherlich erkannte sie die Ungeheuerlichkeit ihres Benehmens nicht. Damit sie seine Entrüstung begriff, fragte er sarkastisch: »Was würdest du von einem Mann halten, der einer Frau ein stark alkoholhaltiges Getränk einschenkt, um sie zu verführen?«
Wieder verengten sich die Augen zu Schlitzen. »Verabscheuungswürdig.«
Ihre Vormunde hatten ihr wenigstens etwas Moral beigebracht.
»Ist es dann richtig, Drogen zu Hilfe zu nehmen, damit ich etwas gegen meinen Willen tue?«
Sie blickte ihn erstaunt an. Die Hände hörten mit dem Flechten auf. »Du schienst willig zu sein.«
»Mein Körper ja«, sagte er scharf. »Aber mein Gewissen verbietet mir sexuelle Intimitäten mit dir, weil es unrecht ist. Obwohl es nicht leicht war, ist es mir die ganze Zeit gelungen, mich ehrenhaft zu benehmen - bis es dir einfiel, mich unter Drogen zu setzen!«
Ihre Gesichtsmuskeln spannten sich an. »Wieso hältst du es für unrecht, wenn wir miteinander schlafen?«
»Weil du meinem Bruder versprochen bist und nicht mir.« Er zog die Stirn in Falten, als er nach den passenden Worten suchte. »Und außerdem würde ich das mangelnde Urteilsvermögen einer jungen Frau niemals ausnutzen. Ein solches Verhalten ist verachtenswert.«
Ihre Augen verengten sich wieder zu katzenartigen Schlitzen. »Du hältst mich für verrückt?«
»Nicht verrückt. Aber deine Erziehung war so ungewöhnlich, dass du das Diktat der Gesellschaft nicht vollständig begreifen und befolgen kannst.«
Sie fuhr mit dem Flechten fort. »Deine Ehre ist gerettet, Renbourne. Ich war der böse Verführer, nicht du.«
Mit der Hand machte er eine ungeduldige Bewegung. »Schuldig oder nicht schuldig, es geht jetzt um die Folgen.« Er zögerte, weil er ihr eine peinliche Frage stellen musste, nicht nur aus Neugierde, sondern weil die Antwort ihre Situation verändern konnte. »Hast du schon einmal... mit einem anderen Mann geschlafen?«
Sie seufzte. Ihr Ärger verflog. »Nein, obwohl ich keine Jungfrau mehr bin. Im Zenana sprach man davon, mich einem benachbarten Radscha zur Konkubine zu geben. Durch mein Haar war ich etwas Ausgefallenes und in Indien ist es nicht unüblich, dass kleine Mädchen zu Bräuten gemacht werden. Asma, eine der älteren Frauen, war besorgt um mich und entfernte mit einem steinernen Ungarn mein Jungfernhäutchen.«
Er hätte es wohl nicht verstanden, hätte er nicht während seiner Schulzeit einen Lingam gesehen. Der Sohn eines indischen Offiziers hatte diese Kuriosität mitgebracht, um seine Klassenkameraden zu beeindrucken. Die Jungen hatten das grob behauene männliche Organ fasziniert betrachtet und nervös kichernd herumgereicht. Er war entsetzt, dass
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