Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
wich sie langsam nach rückwärts aus. Ihr Puls raste.
»Lauf nicht weg, mein Kleines. Ich werde dir nicht wehtun.« Seine Stimme hob sich bei den letzten Worten. Dann machte er plötzlich einen Satz auf sie zu. »Schnappt sie!«
Sie schnellte herum. Während ihr Onkel sie ablenkte, schlich sich einer seiner Männer von hinten an. In den Händen hielt er eine Decke. Panik ergriff sie. Sie setzte sich mit aller Kraft zur Wehr und wäre dem Zugriff des Dieners um ein Haar entkommen.
»Lasst diese kleine Furie nicht entwischen! Außerhalb des Hauses finden wir sie nicht wieder«, zischte der Onkel. »Aber verletzt sie nicht.«
Da es unmöglich war, an dem Diener vorbeizukommen, änderte sie wieder die Richtung. Aber sie war eingekeilt. Auf der einen Seite der Onkel, der Diener auf der anderen, hinter ihr die Wand. Hinter Grahame sah sie die angstverzerrten Gesichter der Damen, die von der Salontür aus zuschauten.
Verzweifelt versuchte sie zum Salon hin auszubrechen, in der Hoffnung, die beiden Alten würden ihr helfen, aber es gab kein Entkommen. Grahame stürzte sich auf sie, packte sie mit riesigen, harten Händen und drehte ihr Gesicht zu sich herum. Einem hysterischen Anfall nahe, trat sie aus und versuchte ihm die Augen auszukratzen.
»Verdammt!«, fluchte er und hielt sie nur mühsam in Schach. »Wenn dein Liebhaber dich jetzt sehen könnte, würde er nicht mehr behaupten, du seist gesund!«
Der Diener griff jetzt ein und wickelte sie in die ausgebreitete Decke. Dann warf er sie auf den Marmorboden und schlug auf sie ein.
»Tut ihr nicht weh!« Mrs. Rector schrie vor Angst.
»Keine Sorge.« Grahame ließ sich neben ihr auf die Knie fallen und rollte sie fest in die Decke ein. Sie schnappte nach Luft und versuchte verzweifelt, sich frei zu strampeln. Vergeblich. Er war zu groß und zu kräftig. Er überwältigte sie und band ihre Beine und Arme so fest, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte.
Anschließend hob er das verschnürte Bündel vom Boden auf und trug es schwer atmend zur Tür hinaus. »Du bist jetzt in Sicherheit, Meriel. Ich bin hier, um mich deiner anzunehmen.«
Sie begann zu schreien.
KAPITEL 27
Die Luft schien durch das Läuten der Mittagsglocken zu erzittern. Die tiefen Töne ergaben zusammen mit den hohen und mittleren Frequenzen einen einzigartigen Klang. In dem abgedunkelten Zimmer hielt Kyle Constancias Hand fest umklammert. Er war sich nicht sicher, ob ihm der Klang der Glocken nur hier besonders auffiel - schließlich verbrachte er den Großteil des Tages mit Warten - oder gab es in katholischen Gemeinden einfach mehr Kirchenglocken?
Darüber hätte er lieber mehr nachgedacht als über das Unvermeidliche. Tags zuvor hatte er in der nächstgelegenen Kirche einen Pfarrer aufgesucht und sich von ihm versichern lassen, dass er sofort zur Stelle sei, wenn er ihn brauchte. Sie hatten Französisch gesprochen. Die einzige Sprache, in der sie sich verständigen konnten. Obwohl Vater Joaquins Erscheinung Kyle sehr beeindruckte, hoffte er ihn nicht allzu bald wiederzusehen. Zu seinem Leidwesen hatte Constancia aber vor einer halben Stunde einen ihrer Diener nach ihm geschickt.
Sie schien fest zu schlafen. Ihr schmales Gesicht wirkte merkwürdig heiter. Er betrachtete sie liebevoll und musste zu seiner Verwunderung feststellen, dass sie trotz ihrer Magerkeit nichts von ihrem Liebreiz eingebüßt hatte.
Es wäre wesentlich einfacher gewesen, wenn man Constancia der Obhut einiger gut ausgebildeter Krankenschwestern überlassen hätte. Kyle hätte dem jedoch niemals zugestimmt. Er hätte es sich niemals verziehen, wenn er nicht bei ihr geblieben wäre. Er wollte sie nach Spanien bringen, was auch immer geschehen mochte. Vielleicht machte das einen Mann zu einem Mann? Die Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen, zu leiden? Dominic hatte dies während seiner Zeit in der Armee lernen müssen, das hatte er seinem Bruder voraus.
Mehrere Hundert Meilen von Waterloo entfernt, in Dornleigh, hatte Kyle den Schmerz seines Bruders gespürt. Er wusste nicht woher, aber er war zutiefst besorgt gewesen. Er hatte gefühlt, dass sein Bruder tot oder zumindest tödlich verwundet war. Diese Vorahnung hatte er, seit Dominic beschlossen hatte, in die Armee einzutreten. Seine Bemühungen, ihn davon abzuhalten, waren nicht auf fruchtbaren Boden gefallen, im Gegenteil, sie endeten in einer verheerenden Auseinandersetzung. Als Dominic sich auf den Weg zu seiner Einheit gemacht hatte, war sich Kyle ziemlich sicher
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