Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
letzten Augenblick tat sie das Einzige, was sie noch tun konnte, sie stellte sich schlafend. Sie gab sich große Mühe, möglichst flach zu atmen, so als ob sie schon lange schlafen würde. Kamais Schritte kamen näher.
Dann hörte sie ihn mit leiser Stimme sagen: »Sie schläft.«
»Vermutlich sind das noch die Nachwirkungen der Drogen, die sie in der Anstalt bekommen hat«, fügte Jena hinzu. »Sie sieht müde aus.«
Sie waren so nett zu ihr. Sie fühlte sich schuldig, dass sie die beiden belauscht hatte. Einige der Anstands-regeln, die sie immer so verachtet hatte, schienen doch ihre Richtigkeit zu haben. Beispielsweise den Privatbereich anderer zu achten.
»Wir brauchen sie nicht zu wecken.« Kamal hob sie vorsichtig auf seine starken Arme, wie er es so oft getan hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. Sie tat so, als würde sie kurz erwachen, und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Dann fiel ihr Kopf auf seine Schulter, während er sie zum Haus zurücktrug.
Mit Wehmut dachte sie daran, dass es vermutlich das letzte Mal war, dass er sie so tragen würde. Er war ihr Fels in der Brandung gewesen und auch ihre Zuflucht. Alles würde sich ändern, schien sich ändern zu müssen. Ein neues Leben wartete auf beide. Ihr Verhältnis zueinander würde sich ändern.
Veränderungen taten weh.
Während sie im Garten spazieren gegangen war, waren schon die nötigsten Reisevorbereitungen getroffen worden. In einen kleinen Handkoffer hatte man schnell ein paar Kleider für die zukünftige Braut eingepackt. Es gab eine kurze Unterredung mit Kamal, ob er denn nun mitkommen sollte oder nicht. Man beschloss, dass es geschickter wäre, wenn er in Warfield berichten könnte, dass Meriel wohlauf sei. Lord und Lady Amworth waren bereits davon unterrichtet worden.
Vor Tagesanbruch waren sie mit ihrem Wagen auf dem Weg von Holliwell Grange nach London. Meriel hatte sich Strümpfe und Schuhe angezogen, doch sobald sie außer Sichtweite waren, hatte sie sich derer entledigt und wackelte bereits frohgemut mit ihren Zehen.
Renbourne lächelte und nahm ihre Hand. »Dieser ganze Gesellschaftskram und das Schuhetragen müssen dich fürchterlich angestrengt haben.«
Sie nickte und war froh, dass er sie so gut verstand. Außer Kamal war er der Einzige, dessen Gesellschaft sie nicht langweilte. Es war sogar so, dass ihr seine Nähe Kraft gab.
Als sie an eine Gabelung kamen, klopfte Renbourne auf das Dach der Kutsche. »Es ist an der Zeit, dem Kutscher zu sagen, dass wir Richtung Schottland fahren.«
Sie sah ihn durchdringend an. »Nein, auf keinen Fall.«
Langsam kam die Kutsche zum Stehen. Er blickte sie überrascht an. »Ich dachte, wir hätten uns auf Schottland geeinigt.«
»Du hast Schottland ausgesucht, nicht ich.« Sie kniff die Augen zusammen. »Ich habe mir ein paar Karten angeschaut. London ist näher und in jeder Hinsicht besser.«
Er runzelte die Stirn. »Aber London kann sehr unangenehm sein, Meriel.«
»Das werde ich schon aushalten.«
Sie wartete gespannt. Falls er sich gegen ihren Vorschlag entscheiden sollte, würde sie mit den Schuhen nach ihm werfen. Sie war es nicht gewohnt, Anweisungen zu erhalten.
»Na gut, wie du meinst. In vielerlei Hinsicht ist London auf jeden Fall vorzuziehen.« Er lehnte sich aus dem Fenster und rief dem Kutscher zu: »Es geht nach London.«
Meriel lehnte sich zufrieden zurück. Renbourne hatte auf sie gehört. Ein wichtiger Charakterzug für einen zukünftigen Ehemann.
KAPITEL 33
Kyle hatte großes Glück. Der Wind war günstig und sein Schiff segelte unter einem guten Stern. Wie es aussah, würde er England früher als erwartet erreichen.
Er hatte Constancia in einem ruhigen Kirchhof neben einem Orangenbaum beigesetzt. Die Blüten würden ihre letzte Ruhestätte in Wohlgeruch tauchen. Ihre Namensvettern, las palomas, die Tauben, hatten zur Beisetzung heftig gegurrt, während Teresa in Tränen ausgebrochen war. Kyle war äußerlich unbewegt geblieben. Er hatte vorher schon genug Tränen vergossen.
Teresa wollte wieder nach Spanien zurück, in ihren Heimatort. Kyle hatte sie mit genügend Gold versehen, was sie ihm mit strahlenden Augen dankte. Für jeden jungen Mann, der ihr gefiel, hatte sie nun eine ausreichend große Mitgift. Jetzt war er wieder allein. Ein einsamer Mann auf der Rückreise nach England.
Die meiste Zeit stand er am Bug des Schiffes und beobachtete die schreienden Möwen. Ständig dachte er an Cädiz zurück. Würde er jemals wieder nach
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