Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
Spanien gelangen? Was er bisher von dem Land gesehen hatte, war viel versprechend. Doch nochmals wiederkommen? Vermutlich wären die Erinnerungen an Constancia zu schmerzlich. Er würde es nicht ertragen.
Wollte er seine Gefühle sich selbst gegenüber in Worte kleiden, er wäre dazu nicht imstande gewesen. Natürlich trauerte er über ihren Tod. Diesen Schmerz würde er ein Leben lang mit sich tragen. Am schlimmsten aber war die Leere in ihm, diese dumpfe, endlose Leere, die er noch nie zuvor erlebt hatte.
Wenigstens wurde er von Lady Meriel Grahame erwartet. Das gab ihm einen gewissen Halt. Natürlich konnte sie niemals Constancias Stelle in seinem Herzen einnehmen. Doch das arme Mädchen brauchte einen Ehemann, der sich um sie und ihr Erbe kümmerte. Das konnte schließlich nicht irgendwer übernehmen. Ihr Onkel hoffte, dass eine Ehe, und so Gott wollte, ein Kind, ihren verstörten Zustand bessern könnten. Da war wohl der Wunsch der Vater des Gedanken, dachte Kyle. Er würde auf jeden Fall sein Bestes tun. Das hatte er schließlich versprochen. Hoffentlich hatte Dominic seine Rolle gut gespielt.
Eigentlich konnte nichts schief gegangen sein. Nicht in Warfield. Was sollte dort schon groß geschehen? Auf Dominic war im Großen und Ganzen Verlass und außerdem war seinem Bruder an der erfolgreichen Abwicklung des Planes mindestens ebenso gelegen wie ihm selbst.
Eine Möwe flog ganz dicht an ihm vorüber. Fast zum Greifen nahe. Er nahm eine Scheibe Brot, die vom Frühstück übrig geblieben war, und warf es in kleinen Brocken in die Luft. Noch bevor die Stückchen ins Wasser fallen konnten, schnappten die geschickten Flieger gierig nach der Beute ...
Kyle hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, seine Vermählung mit Constancia öffentlich zu machen, sich aber dann doch dagegen entschieden. Nicht weil er sich seiner Liebe schämte, sondern weil er wusste, dass die Leute hinter seinem Rücken unschöne Dinge über Constancia verbreiten würden. Das wollte er ihr ersparen. Sie hatte es nicht verdient.
Lady Meriel würde für den Rest der Welt seine erste rechtmäßig angetraute Frau sein. Constancia wusste, dass seine Liebe nur ihr gehört hatte und immer gehören würde.
KAPITEL 34
Als sie Mayfair erreichten, wünschte sich Dominic, er hätte Meriel überzeugen können, nicht nach London zu fahren. Sie war solche Reisen, eingesperrt in einer engen Kutsche, nicht gewohnt. Die zu kurzen Pausen - sie waren schließlich in Eile - trugen auch nicht zur Verbesserung der Stimmung bei.
Trotz allem war London sicherlich die bessere Wahl gewesen. Nach Schottland hätten sie noch länger gebraucht. Nach einem Aufenthalt auf dem Land strengte ihn London immer besonders an. Diesmal kam ihm die Stadt noch abscheulicher vor, weil er versuchte, sie mit Meriels Augen zu sehen. Für sie waren die scharfen Gerüche und der unangenehme Lärm weit schlimmer als für ihn. Als sie in Stadtnähe gelangten, verzog sich Meriel in die hinterste Ecke der Kutsche und rollte sich wie ein Tier zusammen. Alles an ihr drückte Ablehnung aus. Ihre Stimmung besserte sich ein wenig, als sie in das saubere und vornehme Mayfair gelangten. Was nichts an der Tatsache änderte, dass sie sich noch immer in London befanden.
Er bemühte sich, nicht zu viel Aufhebens um Meriel zu machen, aber er war dennoch besorgt. Der Aufenthalt in der Klinik musste Spuren hinterlassen haben. Was wäre, wenn sie unter der Anstrengung der letzten Tage zusammenbräche? Würde sie sich wieder in sich selbst zurückziehen? Wenn ja, müsste er wieder von vorne anfangen.
Warum hatte er sich nicht in ein einfaches, nichts sagendes Mädchen verliebt? Die Antwort war ziemlich einfach: Er konnte nichts sagende Mädchen nicht ausstehen.
Er überlegte angestrengt, wo sie beide die Nacht über bleiben könnten. Sein Diener Clement müsste eigentlich wieder in seinem Stadthaus sein. Nach kurzem Nachdenken fand Dominic, dass seine vier Wände nicht gerade der geeignetste Aufenthaltsort für eine unverheiratete Frau waren. Vermutlich war es besser, in ein ruhiges und gut renommiertes Hotel zu ziehen. Erst als sie in die Nähe des Hyde Parks gelangten, kam ihm der rettende Einfall.
Er ließ den Kutscher anhalten und nannte ihm eine neue Adresse. »Gerade ist mir eingefallen, dass wir wahrscheinlich bei Freunden von mir, Lord und Lady Kimball, unterkommen könnten«, erklärte er ihr gut gelaunt. »Ich glaube, sie halten sich noch in London auf, falls sie nicht aufs Land gefahren
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