Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
eine Behandlung bessern?«
Die alte Dame blickte aus dem Fenster, ohne etwas wahrzunehmen. »Wenn ich das glaubte, hätte ich sie persönlich nach Bladenham gebracht. Aber ich sollte erwähnen, dass ich eine Cousine zweiten Grades von Meriels Mutter bin. Weltentrücktheit und ein Hang zum Übersinnlichen vererben sich in unserer Familie auf die weiblichen Mitglieder.« Sie lächelte ein wenig gequält. »Auch ich stehe nicht gerade mit beiden Beinen auf der Erde.«
Er dachte über das Gesagte nach. »Sie meinen, bei Meriel mache sich eine ... Intensivierung dieser Familieneigenschaft bemerkbar, in Form von echter Geistesgestörtheit?«
Mrs. Rector rückte. »Wie kann ein Arzt heilen, was in die Knochen eingewachsen ist?«
Sie konnte Recht haben, aber Dominic wollte trotzdem die Meinung eines Arztes hören. Und wenn er sich ehrlich eingestand, kam ihm die Möglichkeit, sich einen Tag lang von Warfield und Meriel zu entfernen, sehr zustatten.
»Lord Maxwell, was für eine Freude!« Dr. Craythorne, groß, kräftig und Vertrauen erweckend, schritt durch den geschmackvoll eingerichteten Empfangsraum, in den man Dominic geführt hatte.
So weit war Bladenham eindrucksvoll. Ein lang gestrecktes Haus am Rande eines Städtchens. Es war großzügig aufgeteilt und elegant ausgestattet. Ein großer ummauerter Garten schloss sich am rückwärtigen Ende an. Also durchaus keine Teufelshöhle.
»Wie kann ich Ihnen helfen?«, fuhr der Arzt fort.
Allmählich verstand Dominic, warum Kyle die Rolle des Erben so schätzte; allein der Titel bewirkte, dass man sofort mit Ehrerbietung behandelt wurde. »Ich habe gehört, dass Sie Lady Meriel einer Untersuchung unterzogen haben. Es interessiert mich sehr, was Sie daraus geschlossen haben.«
Craythorne zögerte. »Normalerweise beschränkt sich ein Gespräch dieser Art nur auf die Patientenfamilie.«
»Zu der ich vielleicht gehören werde«, entgegnete Dominic ungerührt.
»Sie legen also Wert darauf, meine Meinung hören?«, fuhr der Arzt fort. »Ein sehr trauriger Fall. Ihr Onkel väterlicherseits, Lord Grahame, hält sehr viel von der modernen Behandlungsmethode. Ihr anderer Vormund hat sich allerdings bisher sehr uneinsichtig gezeigt. Er verschließt sich vor jedem logischen Argument. Ja, er erweckt beinahe den Anschein, als ob er nicht wünsche, dass sie ...«Er brach ab. »Verzeihen Sie, dass ich das gesagt habe. Sicherlich wünscht Lord Amworth das Beste für seine Nichte, aber seine Einstellung dazu ist hoffnungslos altmodisch.«
»Ich bin mir der Meinungsverschiedenheiten bewusst, die zwischen den beiden Verwandten Ihrer Ladyschaft besteht«, erklärte Dominic in neutralem Ton. »Da man eine Heirat in Erwägung gezogen hat, bin ich natürlich daran interessiert, so viel wie möglich über ihren Zustand zu erfahren.«
Craythornes Miene hellte sich bei dem Gedanken auf, dass der Ehemann Einfluss auf die ärztliche Behandlung seiner Frau nehmen konnte. Lord Maxwell würde somit den halsstarrigen Onkel aus dem Felde schlagen. »Über mehrere Jahre hinweg habe ich das Mädchen verschiedene Male untersucht und ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass sich ihr Zustand verschlimmern wird, wenn man sie weiterhin frei und zügellos leben lässt. Regelmäßige Gewohnheiten sind zur Förderung der Selbstbeherrschung unerlässlich. Durch die fehlende Disziplin hat sich ihr Zustand verschlechtert.«
Dominic zog die Stirn in Falten. »Inwiefern?«
»Ihr Benehmen wird immer irrationaler. Als ich sie das letzte Mal besuchte, führte sie mich zu der alten Burg hinauf und täuschte dann einen Selbstmordversuch vor. Ich fürchtete um ihr Leben.« Das Gesicht des Arztes nahm einen düsteren Ausdruck an. »Ich war nahe daran, Flussboote auszuschicken, damit sie ihren Leichnam suchten, aber da nn tauchte sie plötzlich wieder auf, als wäre nichts geschehen.«
Dominic hätte beinahe aufgelacht. Also war er nicht der Einzige, dem dieses Hexlein diesen Streich gespielt hatte! Aber wie konnte der Arzt ihr Disziplinlosigkeit vorwerfen, wenn er ihre Gartenanlagen gesehen hatte? Er behielt seine ernste Miene bei. »Welche Art von Behandlung würden Sie bei ihr anwenden?«
»Als Erstes wäre es dringend notwendig, sie den schädigenden Einflüssen von Warfield zu entziehen. Wir würden sofort einen streng eingeteilten Tagesplan für sie aufstellen, den man dann nach einer gewissen Eingewöhnungszeit variieren könnte. Ich wende verschiedene Therapien an, die ich der Reaktion des Patienten
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