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Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit

Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit

Titel: Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Boden.
    Obwohl sie ihm an Größe und Zahl überlegen waren, konnten sie den tobenden Patienten kaum in Schach halten.
    Während des folgenden Kampfes verschwand Craythorne für einen Augenblick und kehrte mit einer Zwangsjacke zurück. Mit routinemäßiger Geschicklichkeit stülpten die Wärter die Jacke über den Kopf des Patienten und fixierten seine Arme. Nachdem dies gelungen war, schob der Oberwärter Jones ein Taschentuch in den Mund und machte damit den unflätigen Worten ein Ende. Ein Knebel wurde über den Mund des Mannes gebunden, dann stellte man ihn auf die Beine.
    Als Jones abgeführt wurde, erklärte Craythorne: »Er kommt in das andere Beruhigungszimmer. Ich war der Meinung, die Eisbäder hätten ihm geholfen. Dies ist ein ernster Rückfall.«
    Der Wärter, den Jones mit dem Bettgestell geschlagen hatte, humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht aus der Zelle. »Ich dachte schon, er hätte mir sämtliche Rippen gebrochen, Sir.«
    »Sie haben ganz schön was abbekommen«, sagte Craythorne besorgt. »Gehen Sie zur Krankenstation. Ich werde Sie untersuchen, wenn ich meinen Rundgang mit Lord Maxwell beendet habe.«
    Beim Anblick des Tobsüchtigen war Dominic übel geworden. Er schloss sich rasch dem Arzt an, als dieser seine Runde durch den Hauptblock des Hauses fortsetzte. Als Craythorne eine andere Tür aufschloss, sagte er: »Männliche Patienten sind im Westflügel untergebracht, die weiblichen im Ostflügel. Sie werden streng getrennt und von Wärtern des eigenen Geschlechts betreut. Bladenham hatte nie Skandale erlebt, wie sie in anderen Anstalten vorgekommen sind.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Dominic begriff, dass der Arzt auf einige berüchtigte Fälle anspielte, bei denen weibliche Geistesgestörte vergewaltigt und von männlichen Patienten geschwängert worden waren. Und was noch übler war, manchmal auch vom männlichen Personal. Gütiger Himmel, nicht auszudenken, wenn kranke Frauen wie Meriel diesen Qualen ausgesetzt wurden!
    Die erste Zelle, die Dominic besichtigte, war leer, aber klagende Laute drangen aus der nächsten zu ihnen. Er blickte durch das Guckloch. Eine Frau mit zerzaustem Haar und unordentlicher Kleidung hockte in einer Ecke der Zelle. Die Arme hatte sie um die Knie geschlungen und schaukelte vor und zurück. Ihr Schluchzen hätte Engel zum Weinen gebracht.
    Mit starrer Miene verschloss er das Fenster wieder. »Was ist ihre Geschichte?«
    »Mrs. Wicker hat mehr als ein Dutzend Fehlgeburten erlitten«, sagte der Arzt mitfühlend. »Nur das erste Kind wurde ausgetragen, starb aber gleich nach seiner Geburt. Letztes Jahr verfiel sie einem unkontrollierbaren Wahnsinn.«
    Dominic konnte es ihr nicht zum Vorwurf machen. Was war das für ein Ehemann, der seine Frau ständig diesen katastrophalen Schwangerschaften aussetzte? »Wie behandeln Sie diese Frau?«
    »Mit Blutegeln, die an den Schläfen angesetzt werden, um die schädlichen Säfte abzuziehen, haben wir die besten Erfolge erzielt«, erklärte Craythorne. »In Verbindung mit Darmreinigungen und wöchentlichem Aderlassen. Seit mehreren Wochen hatte sie keine Tobsuchtsanfälle mehr.«
    Eisbäder. Zwangsjacken. Blutegel und Darmreinigungen. Kein Wunder, dass Amworth es ablehnte, die Einweisung Meriels in diese Anstalt zu erwägen. Auch wenn ein Heilungserfolg garantiert war, glaubte Dominic nicht, dass man sie einer solchen Behandlung ausliefern könne. Als sie ihren Besichtigungsgang fortsetzten, fragte er: »Werden manche Patienten so weit geheilt, dass sie wieder in ihr normales Leben zurückkehren können?«
    »Manche.« Der Gesichtsausdruck des Arztes verfinsterte sich. »Die besten Erfolge hatte ich bei Frauen, die unter Schwermut litten. Ich bin überzeugt, dass die Medizin mit der Zeit in der Lage sein wird, sämtliche Geisteskrankheiten zu heilen, aber ich rechne nicht damit, dass es noch zu meinen Lebzeiten geschieht.«
    Wenigstens war Craythorne aufrichtig, aber Dominic würde Meriel nicht in seine Obhut geben. Sie war nicht schwermütig - sie war der Sonnenschein in Person. Auch wenn ab und zu ein kurzes Gewitter an ihrem Himmel aufzog, aber schwermütig war sie nicht. »Hält sich der Patient ganztägig in seinem Zimmer auf?«
    »Ein Spaziergang im Garten gehört zu den Privilegien, die für gutes Betragen gewährt werden. Dorthin werde ich Sie jetzt führen.«
    Bewegung im Freien hörte sich wohl tuend an im Vergleich zu dem dumpfen Elend im restlichen Bladenham. Der Garten erwies sich jedoch als Enttäuschung.

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