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Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit

Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit

Titel: Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen Schauder und fuhr fort. »Am meisten aber fürchtete ich mich davor, ein Feigling zu sein. So verachtet, dass die Männer ausspuckten, wenn sie meinen Namen hörten. Dass ich vor Angst weglaufen würde und den Tod anderer, besserer Männer verschuldete.«
    Sein Atem ging schwer und unregelmäßig, als die Ereignisse des schicksalshaften Tages wieder auf schrecklichste Art in ihm lebendig wurden. »Waterloo war die Hölle auf Erden, Meriel. Der Gestank von Pulverdampf und das Brüllen sterbender Männer. Das Dröhnen der Kanonen, der blind machende Rauch. Nicht zu wissen, was vor sich ging. Nichts zu wissen. Irgendwie war dies das Allerschlimmste.«
    Er strich ihr mit der feuchten Handfläche über den Rücken. »Ich habe mich nicht unehrenhaft verhalten, Gott sei Dank, aber ich war gewiss kein Held. Ein kluger, umsichtiger Sergeant mit Namen Finn bewahrte mich davor, durch meine Unerfahrenheit größeren Schaden anzurichten. Es gelang mir, meine Furcht so weit zu meistern, dass ich losstürmte, wenn die Kommandos zum Angriff gegeben wurden.«
    Er verstummte, als die Erinnerungen über ihn hereinbrachen. »Nie werde ich die Erregung und Spannung vergessen, als wir auf die Franzosen zugaloppierten. Das Donnern der Hufe, der schweren Kanonen, die den Boden wie bei einem Erdbeben erzittern ließen. Das Losstürmen versetzte die Männer in wilde Verzückung und das war vielleicht das Erschreckendste von allem, denn dieser Wahnwitz wird sie immer wieder in den Krieg treiben.« Er machte eine kurze Pause. »Ich weiß nicht, wie oft wir zur Attacke geritten sind. Aber ich habe überlebt und ich dachte, dass ich vielleicht heil aus der Schlacht herauskommen würde. Dann ... dann aber ...«
    Er stockte. Er war nicht in der Lage weiterzusprechen. Meriels kleine, kräftige Hand kroch hervor und legte sich mit überraschender Zartheit auf seine eigene. »Mein Pferd, Ajax, wurde getroffen. Es war ein wundervolles, kräftiges Tier, zuverlässig wie Sergeant Finn. Ich hatte Ajax bereits ein Leben auf grünen Weiden und den besten Hafer versprochen, weil er mich so gut und sicher getragen hatte. Und dann, beim letzten Angriff des Tages, wurde er von französischen Kugeln getroffen und stürzte zu Boden. Und ich lag unter ihm.«
    Der Schlamm war seine Rettung gewesen. Er milderte die Wucht, mit der ihn Ajax' Gewicht von einer halben Tonne erschlagen hätte. Er starrte aus dem Fenster, ohne den blühenden Garten zu sehen. »Eine Zeit lang war ich bewusstlos. Als ich zu mir kam, lagen tote Männer und niedergemetzelte Pferde um mich herum. Einer ... einer dieser Männer war Sergeant Firm.«
    Er zwang sich, einigermaßen ruhig durchzuatmen. Er empfand es als verdammt ungerecht, dass er überlebt hatte, während ein so tapferer Mann wie Finn gefallen war. Später hatte er an Finns Familie Geld geschickt, obwohl es nur eine armselige Endschädigung für das war, was Finn für ihn getan hatte.
    Um es hinter sich zu bringen, sprach er schnell weiter. »Ich konnte zwar Stöhnen und Angstschreie hören, aber der Kanonenrauch lag so dicht auf dem Schlachtfeld, dass ich mich auch im Fegefeuer hätte befinden können. Nur dass Ajax noch lebte. Noch. Er lag im Sterben. Sein Blut durchtränkte mich. Ich konnte seine Schmerzen spüren, obwohl er keinen Laut von sich gab, bis auf das furchtbare, blubbernde Geräusch, das beim Versuch zu atmen entstand. Ich konnte nichts für ihn tun, nicht einmal ein Messer in die Hand nehmen, um ... um ihm die Kehle aufzuschneiden.«
    Meriel wandte ihm ihr Gesicht zu, sodass die glatte Haut ihrer Stirn seine Wange berührte. Er fühlte den Puls zwischen ihnen schlagen und wusste nicht, ob es der ihre oder der seine war. »Ich lag zwei Tage unter dem Pferde leib. In beiden Nächten kamen Plünderer vorbei. In der ersten Nacht rissen sie die Silberlitzen von meinem Mantel ab; in der folgenden nahmen sie den Mantel mit, aber sie unternahmen keinen Versuch, mich aus meiner Lage zu befreien, obwohl ich sie um Hilfe bat.«
    Das war die schlimmste Erniedrigung gewesen. Er verlor seine letzte Würde durch verzweifelte, vergebliche Bitten. »Ich war beinahe verdurstet, als mich unsere Männer fanden. Da war Ajax natürlich bereits verendet.« Das kluge Tier, das ihn kraftvoll in die Schlacht getragen hatte, war zu kaltem toten Fleisch geworden.
    Und dann die Fliegen.
    »Ich hatte Schnittwunden und Prellungen, mehrere Rippen waren gebrochen, aber wirklich Schaden genommen hatte meine Seele. Ich dachte, ich würde nie

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