Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
haben? Aber dies war mit so vielen anderen Dingen aus der Zeit davor begraben worden. Sie trieb Moonbeam zum Galopp an und lachte aus vollem Herzen, als sie durch den Park stürmten. Es war, als ob sie auf ihrer geliebten Daisy ritt, die jetzt seit achtzehn Jahren tot war, aber Daisy war nicht so schnell und geschmeidig gewesen.
Bewusst ließ sie ihrem Kummer freien Lauf. Die Erinnerung an das angsterfüllte Wiehern kam zurück, als die Ställe in jener Nacht im lodernden Feuer brannten. Sie hatte Daisys Schreie herausgehört.
Dann, nach einem kurzen Abschiednehmen, trug der Wind von Warfield ihre Trauer davon.
Allmählich verlangsamte sie den gestreckten Galopp der Stute, damit Dominic sie einholen konnte. Sie war Renbourne für vieles dankbar, nicht nur für diese überschäumende Freude, sondern auch für seine stockend erzählten Schreckenserlebnisse aus dem Krieg. Sie hielt sich für eine vom Leben Gestrafte, für einen Schwächling. Alle Menschen, die sie kannte, hatten ihr Leben gemeistert und ließen sich nicht wie ein Blatt im Wind treiben.
Er ritt zu ihr. Sein Gesichtausdruck war heiter und warmherzig. Nie hätte sie von seinen schrecklichen Kriegserlebnissen erfahren, wenn er nicht aus freien Stücken darüber gesprochen hätte. Wie viele andere Menschen mochten wohl auch ihre Sorgen verbergen? Wenn ein Mann wie er so viel durchlitten hatte, wie viele mochten dann ein heimliches Leid mit sich herumtragen?
Wenn sie noch eines Beweises bedurft hätte, dass er für sie bestimmt war, dann hatte sie ihn jetzt bekommen.
Dominic sah Meriel zu, wie sie den Abhang mit fliegendem Haar hinabraste. Kaum zu glauben, dass sie seit ihrer Kindheit nicht mehr geritten war. Arnes hatte nicht übertrieben, wenn er erzählte, dass sie wie ein afghanischer Bandit über das flache Land jagte. Sie war auf dem Pferderücken groß geworden.
Dominic folgte ihr mit Pegasus hangabwärts. Aus der Sattelkammer hatte sie sich einen Herrensattel geholt und seinen Hinweis, dass sie dort ein Paar Stiefel oder zumindest Schuhe finden würde, überhört. Die fehlende Fußbekleidung schien sie nicht im Mindesten zu stören.
Freudestrahlend wendete sie Moonbeam dem heranreitenden Dominic entgegen. Barfüßig, die Röcke bis zu ihren Knien gerafft, sah sie wie ein kleiner Wildfang aus. Aber das Wichtigste - sie zeigte keine Angst.
Bei ihrem Anblick lachte sein Herz. Zu lange hatte man sie dahintreiben lassen. Jeder hatte sie geschont, keiner hatte Anforderungen an sie gestellt. Was würde aus ihr werden, wenn man sie entsprechend ermutigte?
Rücksichtslos beschloss er, die nächste Hürde zu nehmen. »Ich muss zur Farm hinüberreiten und den Verwalter fragen, ob er Jem Brown einstellen kann. Jem Brown, den Wilddieb. Wollen Sie mich begleiten?«
Das zarte Rot wich aus ihrem Gesicht. Sie wurde aschfahl. Sie wollte mit Moonbeam davonreiten, aber er packte die Zügel ihrer Stute. »Wir brauchen Warfielder Grund nicht zu verlassen, wenn wir den Weg durch das Osttor auf der anderen Seite des Hügels nehmen. Es handelt sich nur um einen kurzen Besuch und die einzigen Menschen, die Sie zu Gesicht bekommen könnten, wären Ihre Angestellten.«
Moonbeam scharrte unruhig mit den Hufen, als Meriels Hände unentschlossen hinabsanken. Wenigstens nahm sie nicht Reißaus.
Hoffnungsvoll ließ er die Zügel der Stute los. »Ich möchte Sie zu nichts zwingen. Aber wenn Sie mitkommen, schwöre ich, dass Ihnen nichts geschehen wird.«
Ohne sich umzublicken, ließ er Pegasus langsam in Richtung Osttor antraben. Das Geräusch nachfolgender Hufschläge war nicht zu hören. Er hielt den Atem an. Im Grunde genommen überraschte es ihn nicht. Der Tag hatte sie bereits überfordert. Die Aufforderung, Warfield zu verlassen, war einfach zu viel.
Dann vernahm er hinter sich das leichte Klingeln von Zaumzeug und rhythmisch trottende Hufe. Am liebsten hätte er vor Freude laut gejubelt, aber damit hätte er nur die Pferde erschreckt. So beschränkte er sich auf ein Begrüßungslächeln, als sie auf gleicher Höhe neben ihm ritt.
Sie gelangten zum Osttor. Eine Doppeltür in einem steinernen Bogen war mit einem dicken Balken verschlossen. Dominic stieg ab, hob den Balken und ließ die Türen aufschwingen. Dann wartete er, dass Meriel hindurchritt.
Sie weigerte sich. Unbeweglich saß sie auf Moonbeams Rücken. Er spürte die Spannung trotz ihres ausdruckslosen Gesichtes. Was ihm das Einfachste der Welt erschien - aus dem Park hinauszureiten -, stellte für
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