Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
wieder reiten können. Verdammt noch mal, ich wollte sogar keine Pferde mehr sehen, obwohl ich sie mein Lebtag lang geliebt habe.«
Meriels Finger strichen zärtlich über sein Haar. Sie bot ihm Trost, den sie selbst nie erfahren hatte. Er schloss die Augen vor den brennend aufsteigenden Tränen. Obwohl er ihr mit Absicht seinen Schmerz geschildert hatte, war er überrascht, dass es ihn so sehr bewegte.
Er atmete mehrmals tief und langsam durch. »Was mich letztendlich wieder ins Lot gebracht hatte, war der Zusammenhalt meiner Regimentskameraden. Nicht dass wir über die Schrecken von Waterloo gesprochen hätten, aber einfach zu wissen, dass die anderen dabei gewesen waren, die gleiche Erregung und Furcht geteilt hatten, half mir, wieder auf die Beine zu kommen. Auch wenn die Erinnerungen nicht verschwanden, so zogen sie sich in einen Winkel zurück und bedrängten mich nicht mehr.« Abgesehen von diesem Augenblick, in dem er wissentlich die Tür geöffnet hatte, hinter der die Angst im Verborgenen weiterlebte.
»Wenn Sie sprechen könnten, mein Liebes, würden Sie mir von Ihren eigenen Schrecknissen erzählen. Vielleicht würde es sie vertreiben«, sagte er ruhig, während sein Atem ihr seidenes Haar bewegte. »Auch wenn Sie nichts sagen, wissen Sie jetzt, dass Sie nicht allein sind.«
Mehrere Herzschläge lang rührte sie sich nicht. Dann entzog sie sich seiner leichten Umarmung und wandte ihm im Stroh kniend ihr Gesicht zu. Ihre Blicke trafen sich, nüchtern und offen. Oder vielleicht wäre entschlossen das bessere Wort. Da Meriel zierlich und leicht wie eine Feder war, lag es nahe, sie mit einem Engel zu vergleichen, der aus Zuckerwatte gesponnen war. Aber ihr Gesichtsausdruck ließ ihn an puren blanken Stahl denken.
Sie streckte die Arme aus und umfasste sein Gesicht mit kühlen, schlanken Fingern. Wollte sie mit dieser Geste Kraft übertragen oder sie empfangen? Dann erhob sie sich, strich, einem unwillkürlichen Impuls folgend, ihren
Rock mit beiden Händen glatt und ging langsam auf Moonbeam, den silbergrauen Mondstrahl zu.
Dominics Herz klopfte bis zum Hals, als Meriel sich dem Pferd näherte. Er hoffte inständig, dass Moonbeam so sanft wie immer war. Langsam stand er auf, um weder das Mädchen noch das Tier abzulenken.
Meriel blieb plötzlich stehen. Ihr Körper versteifte sich. So gelassen wie möglich sagte er: »Pferde möchten gerne wissen, wer das Sagen hat. Auch die besten stellen einen Unbekannten auf die Probe. Sie müssen sich also gleich zu Anfang als Moonbeams Herrin zu erkennen geben. Gehen Sie selbstbewusst auf das Pferd zu. Kopf hoch, Schultern zurück. Wenn es Ihnen zu nahe rückt, weichen Sie nicht aus.«
Meriel hob das Kinn. Nach einem tiefen Atemzug näherte sie sich auf Armeslänge der Stute. Moonbeam streckte prompt den Hals aus und stupste Meriel in die Rippen. Die Geste war freundlich, aber auch ein Test. Obwohl Meriel zusammenzuckte, wich sie zum Glück nicht aus. Mit steifen Fingern strich sie Moonbeams Hals entlang, dann ein zweites Mal. Allmählich entspannte sich ihr Körper.
Dominic ließ den Atem aus den Lungen, den er bis jetzt angehalten hatte. »Sie mag Sie. Hier, geben Sie ihr das.« Er holte ein Zuckerstückchen aus seiner Tasche. »Flach auf dem Handteller.«
Pferde haben große Zähne und starke Kiefer. Dominic hätte es Meriel nicht zum Vorwurf gemacht, wenn sie sich geweigert hätte, aber vorsichtig reichte sie dem Pferd den Leckerbissen. Sanft nahm es das Stückchen auf. Ein freudiges Lächeln huschte über Meriels Gesicht. Offensichtlich war die Verbindung zwischen dem silbergrauen Pferd und dem Tod ihrer Eltern abgebrochen. Jetzt konnte sie die Stute als das prächtige Geschöpf betrachten, das es war, und nicht als ein Symbol des Unheils.
Um auf diesem Erfolg aufzubauen, meinte er: »Laut General Arnes waren Sie bereits als Kind eine ausgezeichnete Reiterin und ich glaube, so etwas verlernt man nie. Sollen wir das Pferd zu einem kleinen Ausritt satteln?« Ein günstigerer Augenblick würde nicht mehr kommen; er war von Holliwell Grange auf Moonbeam zurückgeritten, damit das Tier seine Nervosität abreagieren konnte.
Meriel zog die Stirn in Falten. Nach einer Weile machte sie auf dem Absatz kehrt und ging davon. Dominic unterdrückte seine Enttäuschung; zu früh hatte er zu viel erhofft.
Dann erkannte er, dass Meriel in Richtung Sattelkammer ging.
KAPITEL 15
Wie konnte sie die Freiheit, die man nur auf dem Pferderücken empfand, vergessen
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