Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
Lächeln. Er hatte jede Menge pädagogisch wertlose Geschenke dabei wie Spielzeugpistolen, halbnackte Barbies, tütenweise Süßigkeiten und Krispy-Kreme-Doughnuts. Auf die fragwürdige, halb versteckte DVD wollte ich gar nicht erst eingehen, denn ich war auch so schon spät dran.
»Alter Schwede, ich krieg die Motten!«, sagte er. »Hast du dich auf Diät gesetzt? Hätte nie gedacht, dich noch einmal so zu sehen.«
Eigentlich schlimm, wie manche Leute reagieren, wenn man plötzlich schlank ist und nicht mehr dick. Bei geschminkt und ungeschminkt (d. h. normal) ist es dasselbe. Kein Wunder, dass Frauen so verunsichert sind. Mag sein, Männern geht es ab und zu ebenso, aber nur Frauen stehen heute die Mittel zur Verfügung, sich binnen einer halben Stunde in einen komplett anderen Menschen zu verwandeln.
Dennoch, die Unsicherheit bleibt. Habe ich wirklich alles getan, um das Beste aus mir herauszuholen? Man vergleiche einmal die Werbeplakate voller hinreißender Models mit den realen Menschen, die an diesen Plakaten vorbeilaufen. Fast könnte man denken, man sei auf einem Planeten gelandet, dessen Bewohner allesamt klein, grün und dick sind. Mit Ausnahme einer verschwindend kleinen Elite, die hochgewachsen, dünn und gelb ist – wie eben die auf den Plakaten. Und sie wurden sogar noch speziell nachbearbeitet, damit sie noch größer, noch gelber aussehen. Das kann die kleinen, grünen, dicken Aliens natürlich nicht erfreuen, und so fühlen sie sich entsprechend mies. Weil sie nicht gleichfalls hochgewachsen, dünn und gelb sind.
»Jones? Bist du geistig noch anwesend? Ich habe gefragt, ob du dich einem kleinen Quickie verschließen kannst?«
»Ja, kann ich«, sagte ich und riss mich in die Wirklichkeit zurück. »Ich kann mich dem durchaus verschließen. Was meine Dankbarkeit für deine Mühe mit den Kindern allerdings in keinster Weise schmälert.« Dann spulte ich noch eine ganze Latte von Einzelanweisungen ab, dankte und war eine Minute später aus der Tür. Innerlich ärgerte ich mich zwar über seine dickendiskriminierende Anmache, doch als Frau fühlte ich mich endlich wahrgenommen.
Als ich bei Talitha eintraf, brach Tom spontan in Lachen aus. »Sag mal, machst du Witze? Gehst du jetzt als Dolly Parton?«
»In unserem Alter ist auf einen Knackarsch in Jeans kein Verlass mehr«, erklärte Talitha, als sie mit einem Tablett Mojitos hereinkam. »Wir müssen andere Geschütze auffahren.«
»Es sollte nicht nuttig aussehen«, sagte ich.
»Trotzdem, du musst dich für ein erotisches Hauptargument entscheiden, Beine oder Titten. Beides zusammen geht nicht.«
»Wie wär’s mit einem Kompromiss, ein Bein und eine Titte?«, sagte Tom.
Am Ende fand ich mich in einem sündteuren kleinen Schwarzen und YSL -Overknee-Stiefeln mit irrsinnigen Absätzen aus Talithas Bestand wieder.
»In denen kann ich nicht laufen.«
»Schätzchen«, sagte Talitha, »in denen brauchst du nicht zu laufen.«
Im Taxi kam mir der Gedanke, wie sehr auch Mark diese Stiefel gefallen hätten.
»Lass das«, sagte Tom, der Gedanken lesen kann. »Er hätte gewollt, dass du endlich wieder ein Leben hast, das den Namen verdient.«
Als Nächstes machte ich mir Sorgen um die Kinder, also zückte Talitha, die Daniel auch schon ewig langekennt, ihr Handy und schrieb folgende SMS :
Keine Antwort. Angespannt starrten wir gemeinsam auf das Display.
Dann fiel es mir wieder ein. »Daniel schreibt keine SMS «, sagte ich und fügte kichernd hinzu: »Er ist zu alt dazu.«
Talitha schaltete die Freisprecheinrichtung ein und rief ihn an.
»Daniel, du verkommener alter Sack!«
»Talitha, meine Liebe! Schon der Gedanke an dich erregt mich mehr, als ich sagen kann. Was treibst du gerade und welche Farbe hat dein Höschen?«
Grrr. Er soll auf die Kinder aufpassen, von Telefonsex war nicht die Rede.
»Ich bin gerade mit Bridget zusammen«, sagte Talitha. »Wie ist die Lage?«
»Könnte nicht besser sein. Die Kinder schlafen, und ich drehe meine Runden durchs Haus wie ein Wachmann. Ich habe eine weiße Weste.«
»Gut.«
Sie klappte ihr Handy zu. »Siehst du? Alles in Ordnung. Jetzt hör auf, dich künstlich aufzuregen.«
DAS BOLLWERK
Das Bollwerk war ein ehemaliges Lagerhaus mit einer Stahltür ohne Schild, durch die man nur mit einer Geheimzahl Einlass erhielt. Tom tippte die Nummer ins Tastenfeld, und ich stakste auf
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