Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm

meinem Bett weckte Erinnerungen an meine Single-Zeit. Eine Sekunde später wankte ich auf meinen knallengen Stiefeln ins Bett.
    »Also, ich muss schon sagen, Jones«, eröffnete mir Daniel, »diese Stiefel versprechen ja einiges, deshalb frage ich mich, warum du dieses idiotische Kleidchen noch anhast.« Doch schon in der nächsten Sekunde war ich wieder in der Wirklichkeit und erinnerte mich – leider – an alles.
    »Tut mir leid, aber das geht gar nicht. Nichts für ungut …« Mit diesen Worten sprang ich aus dem Bett, als wäre nichts gewesen.
    Daniel blickte mir nach und fing an zu lachen. »Jones, Jones, Jones, du hast dich überhaupt nicht verändert. Du bist noch genau so irre wie damals.«
    Ich wartete im Flur, bis er sich angezogen hatte. Doch spätestens bei Daniels Verabschiedung war ich wieder so durcheinander, dass ich mich beinahe ein zweites Mal auf ihn geworfen hätte. In dem Moment meldete sich sein Handy.
    »Tut mir echt leid, mein Pummelchen«, sprach er in den Apparat. »Aber ich hänge hier auf der Arbeit fest … Ja, ich weiß … ist mir klar, verdammte Scheiße!« Genau so sah Daniel im angefressenen Zustand aus. »Herrgott, hör doch mal zu. Ich sagte, ich muss morgen diese Präsentation halten. Es ist ein Riesenprojekt und für uns absolut wichtig … Okay, okay, ich bin in einer Viertelestunde bei dir … Ja … ja doch … Ich verzehre mich nach dir, meine betörende Strahlenkugel …«
    Betörende Strahlenkugel?
    »… Ich möchte mich kopfüber in deine Fülle stürzen …«
    Jetzt war ich doch froh, nicht auf seine Anmache eingegangen zu sein, und schaffte es, ihn hinauszukomplimentieren. Dann pellte ich mir Talithas Stiefel von den Beinen, räumte in der Küche so weit auf, dass Chloe morgen nicht gleich die Kündigung einreichte, und sank in mein leeres Bett.
    0.55 Uhr. Doch jetzt bin ich völlig aufgekratzt. Kommt mir vor, als sei ich heute Abend aus der Männer-Wüste an einen Ort gebeamt worden, wo – halleluja! – Männer nur so vom Himmel fielen.

NACHSPIEL
    Freitag, 7. September 2012
    7.00 Uhr. Liege mit üblem Kopfweh nackt im Bett, muss jetzt jedoch raus und die Kinder zur Schule fahren.
    7.01 Uhr. Nein, muss ich nicht. Das wollte Chloe ja machen. Bin aber eh schon wach.
    7.02 Uhr. Oh mein Gott! Mir fällt gerade ein, was gestern Abend mit dem Lederjackenmann war. Und mit Daniel.
    7.30 Uhr. Jedes Geräusch von unten tut weh, denn jedes Geräusch steht für etwas, das eigentlich ich machen müsste. Nicht Chloe. Zum Beispiel das Weetabix für Mabel in die Schüssel schütten, das sie sich morgens exakt mit einem Löffel Zucker versüßen darf. Oder die zwei Scheiben gebratenen Bacon mit Ketchup für Billy – aber dafür ist dann das Brot gestrichen.
    7.45 Uhr. Fühle mich schuldig. Komme mir vor wie ein verkaterter Joan-Crawford-Klon, der im Morgenmantel und mit verschmiertem Lippenstift in die Küche gewankt kommt und sagt: »Hallo, Kinder, ich bin eure liebe Rabenmutter. Wie heißt ihr noch gleich?«
    8.00 Uhr. Haustür knallt, Lärm verstummt.
    8.01 Uhr. Haustür geht wieder auf, Lärm geht wieder los.
    8.05 Uhr. Tür knallt abermals.
    8.15 Uhr. Endlich Ruhe. Bett ist kühl und weiß, und es ist einfach nur schön, dazuliegen und nichts zu tun. Ich fühle mich, als sei endlich der Bann gebrochen und Dornröschen wachgeküsst, die schlafende Schöne – auch wenn alleinerziehende, nicht mehr ganz junge Mutter wohl besser passt. Der Frühling hat die dürren Winterzweige berührt, und Blätter und Knospen sprießen in alle Richtungen.
    8.30 Uhr. Handy meldet neue SMS . Vielleicht Talitha, die mir die Nummer von Lederjackenmann schickt. Vielleicht ist es auch Jackenmann selber, der mit einem lockeren Spruch die blöde erste Begegnung vergessen macht, verbunden mit der Bitte um ein Date. Bin sexuell nämlich wieder verfüg- bzw. verführbar, das heißt voll da.
    War aber nur Mabels Vorschullehrerin.
    

FRAUEN ÄNDERN IHRE MEINUNG
    Samstag, 8. September 2012
    Nervige elektronische Geräte im Haus: 74; fiepende elektronische Geräte: 7; elektronische Geräte, die ich problemlos bedienen kann: 0; elektronische Geräte mit Passwörtern: 12; Passwörter insgesamt: 18; Passwörter, an die ich mich erinnern kann: 0; Zeitaufwand für Sexgedanken: 342 Min.
    7.30 Uhr. Gerade aus einem wunderbaren Erotiktraum mit Daniel und dem