Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm

alles klar mit euch?«, rief ich.
    Der dunkelhaarige Sohn grinste: »Sicher. Die kriegt sich schon wieder ein.«
    Er warf einen vorsichtigen Blick nach hinten und zog dann einen iPod aus der Tasche. Sekunden später waren die drei kichernd mit diesem Ding beschäftigt.
    Große Welle der Erleichterung. Frohgemut ging ich ins Haus zurück und wusste auch plötzlich wieder das Passwort für alles. Es war 1890, das Jahr, in dem Tschechow seine Hedda Gabbler schrieb.
    »Maaamii!«
    Ich schnappte mir den Xbox-Controller und die Fernbedienung, gab in beide Geräte »1890« ein, und siehe da, sämtliche Bildschirme erwachten zu neuem Leben.
    »Na bitte«, sagte ich. »Hier habt ihr alles, was ihr zum Leben braucht. Mich braucht ihr nicht, ihr braucht nur eine Mattscheibe. Okay, ich gehe jetzt und mach mir einen Kaffee.«
    Ich warf die Fernbedienungen auf den Sessel und verfügte mich zum Wasserkocher, und zwar so locker und unbeschwert, wie ich es bei meiner künstlerisch-alternativen Nachbarin gesehen hatte, doch Billy und Mabel lachten nur.
    »Mummy!«, rief Billy. »Jetzt hast du wieder alles ausgeschaltet.«
    20.30 Uhr. Am Ende kehrte dann doch Ruhe ein. Billy spielte friedlich an seiner Xbox, und Mabel sah sich, an mich gekuschelt, SpongeBob an. Später gingen wir in den Park von Hampstead Heath, und mir fiel die Lederjacke wieder ein und wie unglaublich dieser Kuss gewesen war. Und mit der Erinnerung kam dieses sinnliche Gefühl, und ich dachte: Vielleicht hat Tom ja recht, und ich habe echte sexuelle Bedürfnisse und bräuchte dringend jemanden in meinem Leben, der darauf eingeht. Man könnte es ja mal versuchen, ich meine, schaden kann es ja nicht. Soll ich Talitha wegen seiner Nummer anrufen?

DIE WELLE BRICHT
    Sonntag, 9. September 2012
    61 kg; Kalorien: 3.250; nachgesehen, ob Lederjacke SMS geschrieben hat: 27 Mal; SMS von Lederjacke: 0; unzüchtige Gedanken: 47.
    2.00 Uhr. Und es wird noch schlimmer. Habe Talitha per SMS um die Nummer von Lederjacke gebeten, und siehe da: Sie hat nicht nur seine Nummer bekommen, sondern ihm auch meine gegeben. Mir ist ganz flau im Magen vor lauter Enttäuschung und Unsicherheit. Denn wenn er meine Nummer hat, warum ruft er nicht an?
    5.00 Uhr. Sollte mich nie wieder mit Männern einlassen. Hatte nämlich die quälende Frage aus früheren Zeiten (Warum ruft er nicht an?) längst vergessen. Jetzt ist sie aktueller denn je.
    21.15 Uhr. Kinder schlafen, und alles ist bereit für die kommende Woche. Nur ich bin am Ende. Warum hat Lederjacke nicht wenigstens eine SMS geschrieben? Offenbar hält mich Lederjacke für total bescheuert und steinalt. Na ja, war wohl meine eigene Blödheit. Sollte mich lieber auf meine Mutterrolle konzentrieren, dann stünde jeden Tag selbst zubereitete, gesunde Hausmannskost auf dem Tisch, und der Nachtisch wäre auch nicht irgendein süßer Industrieschleim aus dem Kühlschrank, sondern englischer Pudding nach guter alter Art. Ich würde ihnen aus Der Kampf um die Insel vorlesen, sie beizeiten ins Bett stecken und dann … Ja, was dann? Downton Abbey angucken, von Sex mit Matthew Crawley träumen, und am nächsten Morgen beginnt der Tag erneut mit Weetabix?
    21.16 Uhr. Soeben habe ich Talitha angerufen und ihr die Lage dargelegt. Sie will vorbeikommen.
    21.45 Uhr. »Erst mal brauche ich was zu trinken.«
    Ich bereite ihr den gewohnten Wodka Soda.
    »Und das ist eine Katastrophe?«, fragte sie. »Nur weil ein Typ, den du gerade fünf Sekunden kennst, dir keine Liebesschwüre per SMS sendet? Okay, du willst wieder am Leben teilhaben und findest es gemein, wenn du nicht sofort bekommst, was du willst? Warum schreibst du ihm nicht einfach?«
    »Nein. Lauf nie einem Mann hinterher, das bringt nur Unglück«, sagte ich. Es war unser Mantra von früher, als wir alle noch neunundzwanzig waren. »Anjelica Huston hat Jack Nicholson auch nie angerufen.«
    »Ach, Schätzchen, du hast wohl wirklich keine Ahnung mehr, wie es läuft. Seit früher hat sich nämlich einiges geändert. Zum einen: Es gab keine SMS , es gab keine Mails, die Leute kommunizierten per Telefon. Aber das Wichtigste: Junge Frauen ergreifen heute eher die Initiative, sie sind auch sexuell viel aggressiver als früher. Und Männer daher viel bequemer. Du solltest ihm zumindest irgendein Leckerli hinwerfen …«
    »Untersteh dich«, sagte ich und schnappte mir vorsichtshalber das Handy.
    »Keine Angst, das mache ich schon nicht. Aber es sieht insgesamt nicht so schlecht aus, wie du denkst. Als wir die