Bridget Jones 03 - Verrückt nach ihm
Anleitung und, ganz wichtig, eine Haarbürste.
Daniel fuhr in einem offenen Mercedes vor. Musste mich schwer beherrschen, nicht gleich etwas zu sagen, denn Kinder mit offenem Verdeck durch die Gegend zu kutschieren ist mit Sicherheit lebensgefährlich. Was, wenn von einem LKW etwas auf sie herunterfällt? Oder jemand schmeißt einen Stein von der Autobahnbrücke? Alles schon da gewesen.
»Komm, machen wir das Verdeck wieder zu«, sagte Daniel zu Billy. Er sah mir offenbar meine Befürchtungen an. Billy fand das nicht so toll. »Nööö, lieber offen«, sagte er.
»Moment, ich schaffe mal ein bisschen Platz«, sagte er und räumte einen Stoß grell aufgemachter Zeitschriften vom Beifahrersitz. Ganz oben etwas mit der Schlagzeile Nackte Latina-Lesben waschen deine Corvette .
»Irgendwann erfahren sie es ja doch«, sagte er ohne das geringste Schuldbewusstsein und ließ Billy auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. »Okay, ich halte die Bremse gedrückt, und du drückst die Knöpfe.«
Die Kinder kreischten vor Vergnügen, als sich schnurrend das Dach schloss – ihre durchgedrehte Mutter war zu diesem Zeitpunkt längst vergessen. Doch dann wurde es Mabel doch mulmig, und sie sagte: »Onkel Daniel, du hast vergessen, uns anzuschnallen.«
Als geklärt war, dass beide Kinder angeschnallt auf die Rückbank gehörten, konnte ich endlich erleichtert Abschied nehmen. Die drei jagten davon ohne einen Blick zurück.
Das Haus war leer, die Luft war rein. Ich räumte sämtliche Plüschtiere, Plastik-Dinos und peinliche Ratgeberbücher aus meinem Schlafzimmer und machte mich daran, die Kinderspuren aus dem Wohnzimmer zu entfernen, doch das erwies sich wegen der Masse von Zeug als undurchführbar. Na wenn schon, dachte ich, ich werde ja doch nicht mit ihm schlafen. Dann nahm ich ein heißes Bad mit duftenden Essenzen, machte Musik an und bereitete mich mental auf den bevorstehenden Abend vor. Ganz wichtig war jetzt a) eine ruhige und zugleich erotische Gesamtstimmung (Letzteres war kein Problem) und b) zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.
DAS ZWEITE DATE MIT DEM TOYBOY
Freitag, 1. Februar 2013 (Fortsetzung)
Ich habe bis jetzt nicht die geringste Ahnung, was in Les Misérables geschieht, und muss mir den Film unbedingt noch einmal ansehen. Angeblich soll er wahnsinnig gut sein. Aber mit Roxsters Knie so nah an meinem Knie war ich einfach zu abgelenkt, um noch Augen für den Film zu haben. Seine Hand lag auf seinem linken Schenkel und meine Hand auf meinem rechten, sodass sich unsere Hände jederzeit hätten berühren können. Wie gesagt, schon das war unheimlich erregend, und ich fragte mich, ob es ihm ebenso ging, war aber nicht sicher. Plötzlich langte er herüber und legte seine Hand scheinbar wie zufällig auf meinen rechten Schenkel. Und nicht nur das, sein Daumen schob sogar mein blaues Seidenkleid etwas nach oben, bis wir (fast) Hautkontakt hatten. Es war ein höchst effektives Manöver und vor allem eines, das keine Fehldeutung zuließ.
Auf der Leinwand sangen sie jetzt zum Steinerweichen. Ein Mann ging ins Wasser, zuvor war schon eine Frau an einer misslungenen Kurzhaarfrisur gestorben. Vorsichtig blickte ich Roxster an. Er war völlig entspannt und genoss den Film, nur ein leichtes Zucken im Augenwinkel verriet, dass ihn nicht nur das tränenreiche Musikdrama beschäftigte. Dann lehnte er sich zu mir herüber und flüsterte: »Sollen wir gehen?«
Draußen vor dem Kino fielen wir förmlich übereinander her und küssten uns wie verrückt. Rissen uns dann aber zusammen und beschlossen, erst einmal in ein Restaurant zu gehen. Das war nicht so einfach, überall in Soho war es laut und überfüllt. Aber selbst mehrere vergebliche Versuche, irgendwo einen Tisch zu ergattern, konnten Roxsters gute Laune nicht erschüttern. Ich fand es beinahe magisch, wie er damit umging. Normalerweise fühlen sich Männer herausgefordert, wenn sie mehrmals hintereinander abgewiesen werden, und hätten mit ihrem Gemaule spätestens jetzt den ganzen Abend verdorben. Irgendwann, nach vielen Drinks und angeregter Unterhaltung, landeten wir genau in dem Restaurant, in dem er ursprünglich einen Tisch bestellt hatte.
Während des Essens ergriff er immer wieder meine Hand und hakte sich bei mir ein. Ich schloss meine Hand um seinen Daumen und streichelte ihn auf eine Weise, die gerade noch als unverfänglich und nicht als Werbung für einen Handjob durchgehen konnte. Überhaupt gaben wir uns große Mühe, das Gespräch in
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