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Briefe vom miesesten Ort des Universums

Briefe vom miesesten Ort des Universums

Titel: Briefe vom miesesten Ort des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und
     Papierfetzen, nach denen Erdlinge völlig verrückt sind und mit denen sie Dinge beschaffen. Jetzt hat sie also vor, Möbel zu bestellen. Der Fernseher und
     der Computer treffen morgen als Erstes ein.

    Papa fragt mich ständig, wann ich mir endlich einen Freund aussuche, an dem wir die Verbesserungsmaschine ausprobieren können. Hier
     ist ein Gedankenscan von meiner Klasse.

    Für wen soll ich mich entscheiden? Vielleicht kannst Du mir helfen. Aber stell den Scan nicht zu scharf ein, damit Dir nicht schlecht wird.
     
    Dein Freund, bis dass das All zufriert,
    Fluppipi

Lieber Rokkopo,
     
    der Fernseher hat doch etwas Interessantes enthüllt. Ich weiß jetzt, warum mich alle nach meinen Toren beim Fußball geschlagen haben. Wir haben uns im Fernsehen ein Fußballspiel angesehen – und sie tun es alle! Es bedeutet, dass sie einen mögen, nicht, dass sie einen nicht leiden können!
    Und das heißt, dass alle mit mir befreundet sein wollen und wir für die Verbesserungsmaschine aus einer großen Anzahl Erdlinge wählen können. Hih! Hih! (Das soll Erdengelächter darstellen.)
    Danke, dass Du mir so schnell auf meinen Gedankenscan geantwortet hast. Was Colin Snell betrifft, bin ich ganz Deiner Meinung. Er ist ein übler
     Zeitgenosse, der wirklich ein wenigVerbesserung gebrauchen könnte. Orville Muffin ist natürlich auch keine schlechte Wahl. Aber er war
     nicht mehr in der Schule, seit ich ihn in den Matsch befördert habe. Aaron Ratchet ist zu groß, um durch die Tür des Gartenhäuschens zu passen. Und aus
     Ben Bingles Rüssel läuft so viel Wasser, dass die Sicherungen durchbrennen könnten. Annie Spratt heult die ganze Zeit – das gleiche Problem also. Und die
     drei Adams sind unzertrennlich.

    Aber Susan ist eine gute Idee. Er hat mir heute seinen Radiergummi geliehen und scheint nicht ganz so dumm zu sein wie der Rest. Bei dem Lächeln, das
     er mir geschenkt hat, als sich Colin Snell über Furzina lustig gemacht hat, hatte ich ein ganz komisches, angenehmes Gefühl im Bauch.
    Da wir gerade von Furzina sprechen: Papa hat ihr verboten, in den Kindergarten zu gehen. Obwohl sie nur drei Erdenjahre alt ist, ist Furzina anderen Erdlingen ihrer Größe weit voraus. Leider ist sie noch nicht so schlau, um zu wissen, wann sie lieber ihren einen Erdlingsmund halten sollte. Sie fing wohl an zu zählen, hörte aber nicht bei zehn auf, wie wir ihr es eigentlich eingetrichtert hatten. Zu allem Überfluss führte sie dann auchnoch etwas elementare Geometrie vor: Sie berechnete die Kurve einer „Murmelbahn“, die sie in nur zwei Nanosekunden zusammenbaute, und zwar so, dass die Murmeln über den Sandkasten sausten, eine Schleife um die Verkleidungsecke machten und Pling, Pling, Plingedipling direkt in die Tasche der Kindergärtnerin fielen. Außerdem hat sie sie gefragt, warum Menschen sich für schlauer halten als Fliegen.

    Danach hat die Kindergärtnerin sie offenbar sehr genau beobachtet.
    Und damit war der Spaß für Furzina zu Ende. Papa hat ihr und Mama verboten, das Haus zu verlassen. Er hat Angst, sie könnten unsere Tarnung auffliegen lassen. Papa sagt, es gäbe einen guten Grund, warum der Kaiser Gesetze erlassen hat, die es Weibchen verbieten, schwere Maschinen zubedienen oder komplizierte Aufgaben auszuführen. Er meint, ihr räumliches Vorstellungsvermögen und ihr Verantwortungsbewusstsein seien nicht so stark ausgebildet wie bei uns Männchen. Mama und Furzina scheinen da ganz anderer Meinung zu sein, aber Papa hat immer recht.
    Papa wird von Stunde zu Stunde unruhiger. So habe ich ihn noch nie gesehen. Ständig fragt er Bert, ob es irgendwelche Neuigkeiten von dem Ding gibt, das quer durch die Galaxien auf uns zugerast kommt. Bert regt sich dann jedes Mal schrecklich auf und zetert etwas von ‚UNGENÜGENDEN DATEN‘. Bert ist immer noch mies gelaunt. Anstatt seiner üblichen Piep-, Pfeif- und Ploing-Computergeräusche brabbelt er ununterbrochen ‚Spon, Spen, Spinat!‘ vor sich hin.
    Und Papa? Ich will ja gar nicht daran denken, aber er hat sich möglicherweise mit einer Erdlingskrankheit namens „Ängstlichkeit“ angesteckt. Es ängstigt ihn, dass wir die Luft hier einatmen müssen, weil die Erde so dreckig ist und bald an der Überhitzung, die die Erdlinge verursacht haben, sterben wird. So eisig kalt, wie es hier immer ist, finde ich das allerdings ziemlich merkwürdig.
    Überall sieht er Gefahren lauern. Er macht sich Sorgen, eine dieser unberechenbaren Metallkisten, die man „Autos“

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