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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Eingreifen.
    »Schade …«, antwortet der Mann mit der Krähenvisage, »dann können wir die Kerle nicht gleich umlegen.«
    In diesem Moment stürmt Oscha Weise herein. »Die reinste Aufruhr!« ruft er keuchend. »Die Kerle haben sich Schnaps besorgt … sogar die Räucherkammer ist geplündert …« Er holt Luft und fährt fort: »Ein paar sind über Uscha Belle hergefallen, und …«
    »Nicht weiter schade um ihn«, versetzt der Standartenführer. »Haben Sie sich die Meuterer notiert?«
    »Fast alle meutern«, entgegnet Weise, zitternd vor Zorn. »Nur die Burschen in Baracke VIII halten noch still.«
    »Der erste Zug?« fragt Dirlewanger sachlich.
    »Ja … Dieser Vonwegh hat seine Männer eisern in der Hand … Der Kerl, der Fleischmann umgelegt hat.«
    Der Standartenführer nickt. Sie trinken und rauchen. Sie wissen nicht, wie es weitergeht. Aber Dirlewanger scheint einen festen Plan zu haben. Denn selbst seine Nerven wären sonst nicht so gelassen, sagen sich seine Vasallen … Oder hat er schon den letzten Rest Verstand versoffen?
    »Weiber!« brüllt der Chef der Sonderbrigade unvermittelt.
    »Die sind doch weggeschafft«, antwortet der Hauptsturmführer rechts von ihm erschrocken.
    »Holt sie wieder her! … Wir lassen uns doch von diesem armseligen Armleuchter da nicht einschüchtern, oder?«
    »Nein, Standartenführer!« rufen alle durcheinander, obwohl sie sich in Gedanken längst mit ihrer Verteidigung befassen.
    Als endlich Müller-Würzbach auftaucht, sind fast alle betrunken.
    Der Standartenführer nimmt den Spieß beiseite. »Und?« fragt er.
    »Aumeier hat gestanden.«
    »Das kommt davon, wenn man Leute laufen läßt«, versetzt Dirlewanger mit Galgenhumor, »das hat man von seiner Humanität … Und Sie?« fragt er scharf.
    Müller-Würzbach zuckt die Schultern. »Er hat einen B-Soldaten als Zeugen … den Kumpel von Haubach … Sie wissen, Standartenführer … den mit dem Entenbraten von damals …«
    »Ihr werdet alle alt und lax«, schreit Dirlewanger. »Seit wann gibt es bei einer solchen Sache Zeugen?« Er nimmt eine Schnapsflasche vom Tisch und knallt sie gegen die Wand. »So schlag' ich euch in Scherben! Alle! … Wenn ihr nicht spurt.« Plötzlich ändert sich seine Laune. »Na, Weise …«, wendet er sich, auf einmal ruhig, an den Oberscharführer, »wie kommen wir aus dieser Scheiße?«
    »Sie fahren in Urlaub, Standartenführer …«, rät sein Intimus.
    »Gute Idee«, brummelt Dirlewanger, »und dann?«
    »Vielleicht legen diesen komischen Oberst Prinz die Partisanen um …«
    »Gibt's denn noch welche?« fragt der Standartenführer ironisch.
    »Ganze Meter …«, versetzt Weise.
    »Sie sind besoffen!« sagt Dirlewanger feixend. »Mein Name ist Hase … Ich weiß von nichts …« Er nimmt ein Wasserglas voll Schnaps und trinkt es halb leer. »Stimmung, Kinder!« schreit er und wendet sich wieder an Weise: »Schlimm … wenn der Oberst die Akten nach Berlin bringt …«
    »Berlin ist weit«, entgegnet der Oberscharführer mit melancholischem Spott.
    Dann dringt der Lärm von Dirlewangers Tischrunde bis zu den Räumen des Obersten, dessen Vernehmungen die ganze Nacht weitergehen … Er hört das Gelächter, fängt Wortfetzen auf, tritt an das Fenster und hört sie durcheinander brüllen.
    »Mein Name ist Hase …«, grölen sie im Chor.
    Er erkennt die Stimme von Oscha Weise, die die anderen überschreit: »Achtung! Melde Herrn Standartenführer Hase …«
    »Weiß von nichts …«, wiehern die anderen.
    Prinz schlägt das Fenster zu. Aber ich, denkt er grimmig, ich weiß einiges …

Heute gibt es keinen Zapfenstreich. Der UvD, der ihn pfeifen wollte, wurde fast gelyncht. Draußen vor Baracke VIII tobt der Lärm. Die Meuterei ist vielköpfig wie kopflos. Regie führt der Alkohol. Das, was sich in den B-Soldaten an Angst und Haß angestaut hat, reißt alle Dämme ein. Dirlewangers Günstlinge sind Freiwild. Das Stammpersonal geht in volle Deckung.
    Der dritte Zug rottet sich zusammen, um das Schloß zu stürmen. Die Burggendarmen knallen mit der MP blindlings zwischen die B-Soldaten. Der Schnapswahn wird zum Blutrausch. Die Dirlewangers hasten durcheinander, stürmen die Waffenkammer.
    Die Männer der Baracke VIII sehen sich stumm an. Keiner sagt ein Wort. Paul Vonwegh, dessen Wille seine Arroganz und dessen Haß sein Schicksal ist, steht heute vor einer schweren Aufgabe. Er hat sich seine Leute zurechtgebogen, hart angefaßt oder behutsam geführt, einem Ziel

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