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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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vernachlässigt. Dirlewanger unterschätzt Zahl, Taktik und Ausrüstung seiner Gegner.
    Seine Mordbrigade ist bis zum Umfallen marschiert. Aber sie lief ins Leere. Längst hat sie das angegebene Ziel erreicht. Das Partisanenlager ist verlassen. Dünne, aber stetige Feindberührung hat die Spitze Dirlewangers nach rechts gelockt. Hier führt Paul Vonwegh das Kommando. Er übersieht die Situation: Die Russen wollen ihn in einen Hinterhalt locken.
    Er schickt einen Melder zur Brigade zurück und schlägt vor, mit seinem Zug zu rasten, bis die anderen Kompanien aufgeschlossen haben. Der erste Melder wird von den Russen abgeknallt. Der zweite kommt mit Dirlewangers unmissverständlichem Befehl zurück: Weiter vorstoßen!
    Die B-Soldaten taumeln weiter vorwärts, durch wegloses Gelände, über Sumpf, durch Nacht, durch Nebel, auf Sichtweite, gelegentlich vom Einzelfeuer überfallen. Vonwegh ist sich klar, daß er mit jedem Schritt weiter in die Falle tappt.
    Die rechte, leicht zurückgebliebene Flanke führt Uscha Belle, gefolgt von Gruhnke, dem Berliner Ganoven, Exner, dem degradierten SS-Untersturmführer, Kirchwein, Petrat und ein paar anderen. Im Morgengrauen hört Vonwegh Schüsse. Die Gruppe Belle hat einen Weiler erreicht.
    Als es hell ist, wird der Zug von massiertem russischem Feuer überfallen. Die B-Soldaten hauen sich in Deckung und übersehen die Bescherung: eine Anhöhe, dahinter Partisanen, vor ihnen Scharfschützen, Fühlung zur Gruppe Belle abgerissen Verluste zwölf bis fünfzehn Mann, Verbindung nach hinten unterbrochen, vielfache Feindüberlegenheit.
    Die einzige Chance ist Verstärkung durch Dirlewanger.
    Instinktiv läßt sich Vonwegh nach rechts abrollen. Im Herdentrieb scharen sich seine Leute um ihn. »Auseinander!« brüllt er.
    Sekunden später fliegen ihnen Splitter krepierender Geschosse um die Ohren. Die Partisanen setzen erstmals in diesem Abschnitt leichte Granatwerfer ein.
    »Los!« flucht Vonwegh.
    Für jeden noch so kurzen Sprung ist das Leben zu setzen. Sie liegen auf dem Präsentierteller. Und die Iwans greifen mit beiden Händen zu.
    »Geschlossener Sprung!« befiehlt Paul Vonwegh. »Eins … zwei …«
    Bei drei springen sie. Sechs, sieben Schritte sollen die B-Soldaten gehen. Ein paar mogeln sich weiter und bleiben liegen, endgültig. Als der Zug eine flache Mulde erreicht, die oberflächlich Deckung gibt, verfügt Vonwegh höchstens noch über die Hälfte seiner Leute.
    Sprung, Hinfallen. Abrollen. Aufspringen. Feuer von links und von vorne. Es scheint gut zu gehen. Hundert Meter, zweihundert. Zehn, fünfzehn Mann, gierig und zitternd wie Wölfe, mit stechenden Lungen und dampfendem Atem, hasten nach rechts. Noch ein paar Schritte, sie werfen sich zu Boden.
    Ein russisches MG steht zwischen ihnen und Belle. Nichts zu hören, nichts zu sehen von dem Uscha.
    »Diese feige Sau …«, stöhnt Kortetzky.
    Neben ihm, halb irr vor Angst, liegt B-Soldat Brillmann. Vonwegh sieht ihn und springt mit einem Satz in das Loch. Die Querschläger des MGs zischen über sie hinweg.
    Der Zugführer reicht dem Gorilla zwei Handgranaten. »Los … Schnapp dir vier, fünf Mann … Mach sie fertig«, er deutet auf die MG-Stellung, »bevor die anderen Iwans kommen … Wir übernehmen den Flankenschutz.«
    Er lächelt sarkastisch. Zwei Mann ein Gewehr, pro Gewehr fünfzehn, vielleicht achtzehn Schuß. Feuerschutz, herrlich, prima, großartig, Heil Hitler!
    Er sieht Kortetzky nach. Drei Mann. Prächtige Burschen, denkt Paul Vonwegh, starrt nach vorne, sieht das käsebleiche Gesicht Brillmanns, muß warten, Däumchen drehen, hoffen.
    Kurze Schnaufpause. Rechts nichts zu hören. Hinten nichts zu sehen. Gleich hat sich der Kreis geschlossen, und sie machen Treibjagd auf uns, denkt Vonwegh. Wie er aus dem Loch heraus soll, weiß er nicht. Er greift nach einem Stück Holz, stellt es hoch und stülpt den Stahlhelm darüber. Er hebt ihn leicht über die Stellung hinaus. Ein Feuerstoß des russischen MGs macht ihn zum Sieb. Vonwegh nickt grimmig. Aus, überlegt er, dies ist kein Loch, sondern ein Grab. Und ausgerechnet mit diesem Schwein hier …
    »Nein!« keucht Brillmann. »Ich will nicht … Ich lass' mich nicht … Sie wollen mich hinaushetzen … Ich weiß genau …«
    »Das würden Sie tun …« versetzt Vonwegh und horcht. Wenn der Gorilla schlau war, denkt er, hat er versucht, nach hinten durchzukommen.
    »Hier links!« ruft er dem rundlichen Müller zu.
    Mit bloßem Auge sind robbende

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