bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
diszipliniert. Er hat Durst vom Ausflug und trinkt noch eine Kleinigkeit.“
„Und wann …“
„Komm mit!“
Ohne zu überlegen folgte ich ihm ins Wohnzimmer. In den Raum, in dem Neuigkeiten, Pläne und Probleme besprochen wurden. Das riesige Zimmer, in dem immer alles anders wurde als es vorher war. Der Raum der Wandlungen könnte man sagen.
Als ich eintrat, stand Alex auf der anderen Seite des Raumes. Nein, er war nicht gestorben. Er lebte. Er stand direkt gegenüber von mir. Aufrechter als sonst. Anmutiger. Seine Haut war durchscheinend. Blass. Weiß. Kalkig. Als ob er zu viel weißes Puder aufgetragen hätte. Irgendwie passte es nicht zu ihm. Seine braunen Haare waren unverändert. Etwas vom Wind zerzaust, aber immer noch dieselbe Frisur. Die Augenfarbe hatte sich verändert. Nicht viel. Nur ganz wenig. Das wunderschöne Kaffeebraun war ein flüssiges Orange geworden. Funkelnd. Darunter zogen sich dunkelviolette tiefe Ringe um seine Augen. Als ob er mehrere Tage nicht geschlafen hätte. Und er wirkte trotzdem, wie die anderen auch, hellwach. Er hob seine Mundwinkel an und entblößte durch ein breites Grinsen bis über beide Ohren die perfekt aneinandergereihten strahlenden Zähne. Weißer als weiß hätte man in der Werbung dazu gesagt. Blendend. Alles in allem sah er engelsgleich aus. Wunderschön. Atemberaubend. Und das Beste an ihm war sein Lächeln. Er schien glücklich zu sein. Das machte mich wiederum zufrieden. Mit elegant geschmeidigen Bewegungen ging er auf mich zu.
„Na, was sagst du?“
„Ähm … wow“, war das einzige was ich zustande brachte.
„Das dachte ich auch, als ich mich vorhin im Spiegel sah.“
Sein Grinsen wurde noch breiter. Obwohl ich das kaum für möglich hielt.
„Du bist … wunderschön!“
„Danke! Aber du müsstest dich mal mit meinen Augen sehen!“
Die Schamesröte zog langsam aber sicher über meinen Hals in mein Gesicht und platzierte sich wie üblich direkt in meine Wangen. Ich konnte das glühende Blut fühlen. Mit seiner übernatürlichen Sehkraft sieht er jetzt noch besser, wie hässlich ich bin. Verlegen senkte ich meinen Blick zu Boden. Hatte er durch die Verwandlung nicht etwas mehr Taktgefühl erhalten? Davon fehlte es ihm auch, als er menschlich war.
„Sarah, du bist echt … der Hammer! Eine Granate! Rattenscharf!“
Was? Ich glaubte mich verhört zu haben. Litt er neuerdings an Geschmacksverwirrung?
„Nicht so scharf wie meine Emily! Das ist klar. Aber … ich wünschte du könntest dich mit meinen Augen sehen!“
Emily stand direkt neben ihm. Ihr wütendes Gesicht entspannte sich wieder etwas, nachdem er ihre Schönheit unbestritten über meine stellte. Sie war eifersüchtig, weil er mir ein Kompliment machte. Wie konnte das sein? Warum sollte jemand, der so schön und attraktiv war, auf mich eifersüchtig sein? Und warum hatte Alex neuerdings so wenig Sinn für Schönheit? Da ich nicht länger darüber nachdenken, geschweige denn sprechen wollte, wechselte ich schnurstracks das Thema. Lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
„Und wie fühlst du dich?“
„Phänomenal. Lebendiger als vorher, obwohl mein Herz nicht mehr schlägt. Das kannst du dir nicht vorstellen. Ich bin stark genug, um einen Lastwagen durch die Luft zu schleudern. Sehe sogar, wenn es stockdunkel ist meilenweit, und das auch noch gestochen scharf. Die Dunkelheit macht keinen Unterschied für meine Augen. Ich rieche Dinge, die weit entfernt gekocht werden. Manche Gerüche sind echt ekelerregend. Ich fühle was Menschen empfinden. Und was ich alles zu hören bekomme! Das ist das Beste daran! Sogar durch Betonwände verstehe ich jedes einzelne Wort als ob es direkt neben mir ausgesprochen wird. Abgefahren, nicht war. Ich kann mich an jede Einzelheit erinnern, die mir Jeremy gesagt hat. Dieses Gehirn merkt sich einfach alles. Und das Aller-, Aller-, Allerbeste ist die Schnelligkeit. Du hast ja keine Ahnung, wie toll es ist, beinahe fliegen zu können!“
„Fliegen?“
„Naja, nicht richtig. Aber ich kann so weit springen, dass es schon fast als fliegen zählt. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich kann gar nicht anders, als sicher auf meinen beiden Beinen zu landen. Das ist wie bei einer Katze, die immer auf ihren Pfoten aufkommt. Aber das mit dem Durst ist echt beschissen. Als ich aufgewacht bin, fühlte sich mein Hals wie die Sahara an. Staubtrocken. Sandig und brennend. Wie Salz in einer offenen Wunde. Aber das Blut schmeckt echt toll.“
„Igitt, ich glaub‘,
Weitere Kostenlose Bücher