bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
blauer Fleck werden. William legte mir seine Hand darauf. Durch die Kühlung würde eine Schwellung verhindert werden. Er küsste die Wunde mit seinen sanften Lippen und schloss mich behutsam in seine Arme. Kein bisschen zu grob. Er war immer vorsichtig und bedächtig mit mir umgegangen. Nicht ein einziges Mal war ihm so ein Fehler passiert.
Müde von der Hektik und Aufregung legte ich meinen Kopf an seine Brust. Die Morgendämmerung brach bereits an und die Erschöpfung machte sich bemerkbar. Meine Augen wehrten sich zunehmend gegen meine Versuche, mein Schlafbedürfnis zu unterdrücken. Sie juckten und kämpften mit einer Überproduktion an Tränenflüssigkeit, während ich gähnte.
„Du brauchst dringend Schlaf“, stellte William fest.
„Aber wir wollten doch zum Flughafen“, wandte ich ein.
„Es ist längst zu spät. Der Flug ist weg.“
„Aber was machen wir jetzt? Wegen Felix!“ Das flaue Angstgefühl breitete sich wieder in meinem Magen aus. Nun, wo ich nicht mehr bereit war zu sterben, wurde meine Angst vor den Jägern noch größer.
„Es war eine lange Nacht. Wir alle brauchen ein wenig Erholung um uns zu regenerieren. Du bist hier in Sicherheit, also gönnen wir uns etwas Ruhe. Morgen sehen wir weiter. Wir müssen unsere Pläne überdenken.“
Niemand wandte etwas gegen Jeremys Vorschlag ein. Und um ehrlich zu sein, ich war froh darüber. Ich war so müde, dass ich keine zehn Meter hätte laufen wollen. Und er hatte recht. In ihrer Wohnung war ich in Sicherheit. Die Wohnung wurde dermaßen gesichert seit ich das letzte Mal hier war, es hätte ein Hochsicherheitsgefängnis sein können. Die Fenster waren aus Panzerglas. Einbruchsichere Fenster und Türen mit Aufbohrschutz, einbruchhemmende Rollläden und Sicherheitsschlösser. Die elektronische Sicherung bestand aus Videoüberwachung und Alarmanlage gegen Überfälle oder Einbrüche. Sogar eine elektronische Zutrittskontrolle hatten sie sich angeschafft. Wie das alles funktionierte, fragte ich erst gar nicht. Es war mir ein Rätsel, wie übernatürlich starke, unverwundbare und unsterbliche Vampyre so viel Sicherheit brauchten. Für mich sah es so aus, als ob es ihnen einfach nur Spaß machte, so viel Hightech zu haben. Aber wer sollte sie schon überfallen können? Alleine durch ihr Supergehör konnten sie hören, was unten auf der Straße gesprochen wurde. Jedenfalls war alles an Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden, um mögliche Einbrecher von hier fern zu halten.
„Möchtest du noch immer in Alex Zimmer schlafen?“ William schaute mir intensiv in die Augen.
„Ähm … nein.“
Niemals. Meinen Entschluss, mich von ihm fernzuhalten, hatte ich vor einigen Stunden über Bord geworfen. Und mit ihm alle Vorbehalte. Warum sollte ich da noch immer bei Alex schlafen wollen? Nein. Ich wollte nie wieder von Williams Seite weichen. Die Trennung war schmerzhaft und lange genug gewesen. Sie hatte mich all meine Kraft gekostet. Die Zeit ohne ihn reichte für mehrere Leben. Ich würde nie wieder leichtsinnig Zeit verschwenden. Jede Sekunde, Minute, Stunde die ich zur Verfügung hatte, würde ich mit ihm verbringen. Es war ein Fehler gewesen ihn zu verlassen. Und ich würde ihn mit absoluter Sicherheit kein zweites Mal begehen. Zu viel Kummer und Sehnsucht wurde durch diese Fehlentscheidung ausgelöst. Amanda hatte recht. In dieser Nacht fand nicht nur eine Verwandlung statt. Auch ich habe mich verwandelt. Nicht ich selbst. Nicht mein Körper. Sondern meine Einstellung. Meine Sicht- und Denkweise. Die Sorge um meine Familie, die Angst um mein Leben, das alles war geblieben. Doch es war nicht mehr das Einzige. Der Wunsch nach Glück und Liebe drängte immer stärker an die Oberfläche. Und warum sollte nicht auch ich von der Liebe und dem Glück naschen dürfen. Es auskosten dürfen. Hatte ich nicht schon genug schlechte Dinge zu verkraften? Ist es da nicht nur gerecht, auch die Sonnenseite des Lebens zu genießen? Ich denke schon. Und das Recht dazu nahm ich mir einfach. Ich würde sowieso nicht verhindern können, dass ich mich verwandelte. Und Vampyre selbst stellten keine Gefahr da. Dessen war ich mir absolut sicher. Die, die gefährlich waren, gehörten zu der Gattung der Menschen. Es waren gewöhnliche, verrückte, verbitterte, kranke Menschen. Menschen, für die ich sogar Mitleid empfand, weil sie selbst durch ihre Taten Gerechtigkeit suchten. Sie wussten bestimmt nicht, was sie taten. Was dennoch keine Entschuldigung war. Menschen wie sie es
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