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bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)

bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)

Titel: bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalea Thalanys
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sie merkte, dass ich meine Tasche an ihr sah, erklärte sie mir, dass sie einige meiner Kleider und Waschsachen in Williams Zimmer gelassen hatte. Schließlich brauchte ich auch etwas zum Anziehen, woran ich gar nicht gedacht hätte. William durchquerte die Tür als letzter. Er warf mir einen liebevollen Blick zu, doch seine Besorgnis konnte er nicht verbergen. Ich versuchte, so fest wie möglich an etwas Schönes zu denken, um meine Angst vor ihm zu verbergen. Zaghaft hoben sich seine Mundwinkel und deuteten ein kleines Lächeln an. Mein Plan hatte funktioniert, schätzte ich. Emily schloss die Tür, als sie weg waren.

15

    Es lag eine eigenartige Spannung in der Luft nachdem wir nur noch zu dritt waren. Ich folgte den beiden ins Wohnzimmer um fern zu sehen. Wir schauten uns die Nachrichten an. Wie immer brachten sie Meldungen über einige Vermisste, Morde, Unfälle, Politikstreits und Promigerüchte. Emily und Alex schienen nicht sehr interessiert daran zu sein und schenkten ihre Aufmerksamkeit sich selbst. Ich kam mir albern vor. Wie ein kleines Mädchen, die mit ihren Babysittern fernsehen musste. Um mich nicht länger wie das dritte Rad am Wagen zu fühlen, verabschiedete ich mich in Williams Zimmer. Ich schnappte mir ein Buch aus dem Regal und nahm es mit. In seinem Zimmer legte ich mich in sein kuschelweiches Bett. Seine Polster und Decken hatten seinen einzigartigen Duft angenommen und ich verbrachte einige Minuten damit ihn intensiv einzuatmen. Während ich ihn in jedem Atemzug spürte, kreiste sein Gesicht in meinen Gedanken herum. Ich versuchte seine Lippen auf den meinen zu spüren, doch leider war es nicht mehr als nur eine Erinnerung. Gelangweilt und einsam erkundschaftete ich sein Zimmer. Mit schlechtem Gewissen, aber zu neugierig, um es nicht zu tun, öffnete ich eine Schublade seines Nachtkästchens. Die untere war leer. In der oberen lag eine goldene Taschenuhr. Sie sah sehr alt und wertvoll aus. Als ich sie genauer unter die Lupe nahm, konnte ich eine Gravur auf der Rückseite lesen. Da stand 27.6.1831. Welches Datum das wohl sein mochte? Ein Geburtstag oder ein Jubiläum? Vielleich war es sein Geburtstag? Nein, er war achtzehnhundertvierzehn geboren. Er musste zu diesem Zeitpunkt siebzehn oder achtzehn Jahre alt gewesen sein. Der Deckel sprang auf, als ich auf den kleinen Bolzen drückte, der wie eine hübsch verzierte Krone aussah. Die kleinen schwarzen Zeiger standen still. Sie war kaputt. Das weiße Uhrenblatt war mit römischen Ziffern bedruckt. An der Innenseite des Deckels war ein Foto von einem jungen Mädchen. Es war in Schwarzweiß und sehr alt und unscharf. Das Mädchen hatte die Haare hochgesteckt und reckte das Kinn hochmütig nach oben. Sie wirkte stolz und selbstbewusst und war wunderschön. Nach kurzem Rätseln, wer sie gewesen sein könnte, holte ich ein kleines Buch aus der Schublade. Es sah ungeheuer alt und zerlesen aus. Die Blätter waren gelblich verfärbt und trocken. Sie drohten zu zerreißen, wenn man sie nicht vorsichtig genug anfasste. Mit größter Sorgfalt schlug ich den Einband auf und las, was dort handschriftlich stand. Tagebuch von Rachel Steward . Wissbegierig blätterte ich weiter.

    25.12.1831
    Liebes Tagebuch, in letzter Zeit hatte ich leider kaum Gelegenheit etwas einzutragen. Mutter hat mich mit Aufgaben für die Weihnachtsvorbereitungen überhäuft. Ich hasse diese gesellschaftlichen Pflichtveranstaltungen. Leider konnte ich Vater nicht umstimmen, die Feier abzusagen. Lieber hätte ich im engsten Familienkreis gefeiert. Mutter meinte, ich solle mich amüsieren und tanzen. Das würde meiner Linie nicht schaden. Doch der Einzige, mit dem ich tanzen wollte, war nicht hier. Mein liebster William.
    Was? William? Meinte sie meinen William? War Rachel Steward Williams Exfreundin? Meine Neugierde war nicht mehr zu bremsen.
    Mein liebster William. Seine Eltern veranstalteten selbst eine traditionelle Weihnachtsparty. Seine Familie hatte uns höflicherweise eine Einladung zukommen lassen. Genauso wie wir seiner Familie. Bedauerlicherweise war ein Treffen ausgeschlossen. Zu viele Tage verstrichen bereits seit unserer letzten Begegnung. Ich erinnere mich nur allzu gerne an diesen wunderschönen sonnigen Nachmittag. Es war warm und der schwach wehende Wind lockerte eine Haarsträhne aus meiner mühsam hochgesteckten Frisur. Bis sie perfekt saß dauerte es Stunden. Die Locke fiel mir ins Gesicht über meine Wangen, die rot glühten vor Scham. Ich erinnere mich, als ob es

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