bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
wollte ich nicht werden. Niemals. Ich wollte auf keinen Fall so böse werden.
„Ich liebe das Aroma der Angst. Es gibt dem Blut die richtige Würze. Warm, süß und bitter zugleich. Und ich kann die Kraft deines Blutes riechen. Wahrscheinlich reicht ein kleiner Schluck, um mich tagelang satt zu machen.“
Er packte meine Handgelenkte und drückte sie so fest zusammen, dass mir das Blut in den Adern stockte. Als ob ich auch nur gewagt hätte, eine falsche Bewegung zu machen. Ich konnte den heißen Dunst seines Atems auf mir spüren, als er direkt an der Hauptschlagader an meinem Hals seinen Mund öffnete, um seine Zähne in mein Fleisch zu vergraben. Ich war ihm hilflos ausgeliefert, kniff die Augen zusammen und wartete auf den stechenden Schmerz des Bisses. Ich nahm mir fest vor, nicht zu schreien. Diese Genugtuung würde ich ihm nicht geben. Niemals.
„Corby hau ab!“, befahl eine kratzige, tiefe Stimme.
Das Monster mit dem ausgeprägten Killerinstinkt trat widerspenstig tief knurrend zurück. Jemand anderes kam statt ihm zum Vorschein. Felix. Ich erkannte ihn sofort wieder. Ohne mich zu beachten, stellte er einen Teller Suppe und Besteck auf den Boden und schloss die Tür wieder hinter sich ab. Vor Kälte, Angst und Panik fröstelte ich schluchzend auf der staubigen Matratze vor mich hin und lauschte, worüber sie draußen noch vor der Tür stehend redeten.
„Du weißt, was dir blüht, wenn du sie anfasst!“ Warf Felix dem Wharpyr mürrisch vor.
„Wenn sie stirbt, könnte es auch an der Mutation liegen“, knurrte Corby rau und furchteinflößend.
„Und du bist auch noch so blöd und glaubst, sie merken den Unterschied nicht“, gab Felix streitlustig zurück.
„Ich könnte es ausprobieren. Und wenn wir schon dabei sind, einen alten Mann als Vorspeise könnte ich gut vertragen.“ Corby schmatzte gierig. Der Blutdurst begleitete jedes seiner Worte wie ein roter Faden.
„Geh zurück Corby, oder …“
„Oder was? Willst du mir etwa weh tun?“ Er machte sich lustig über Felix, dessen Stimme zittriger wurde.
„Oder ich klemm‘ deinen Kopf das nächste Mal, wenn du schläfst in einen überdimensionalen Schraubstock und reiß‘ ihn dir ab, nachdem ich deine Eier aufgeschlitzt habe!“
„An deiner Stelle würde ich aufpassen was ich sage!“ Corby‘s Stimme wurde ein drohendes Knurren. Ich konnte hören, wie die Kampflust in ihm heranwuchs. Ein dumpfer Knall an der Wand folgte.
„Nimm deine Hand weg“, würgte Felix erstickend. Corby musste ihn im Würgegriff an die Wand gedrückt haben. Oder auf den Boden. Das nach Luft schnappende Keuchen von Felix und die sich entfernenden stumpfen Schritte waren das Letzte, was ich hörte.
Der Geruch der Suppe verursachte mir Brechreiz. Wer weiß, was sie da rein gemischt hatten, bevor sie es mir vorsetzten. Niemals würde ich davon essen. Von einem Hungergefühl war mein Magen weit entfernt. Offenbar hatten die Kerle etwas Besonderes mit mir vor. Warum sonst sollten sie mir vergiftetes Essen geben?
18
Es war dunkel geworden. Nacht. Der Mond spendete nicht ausreichend Licht, um die enge düstere Zelle zu erhellen. Nur die rissigen Wände leuchteten fahl durch das dämmrige Mondlicht. Magenkrämpfe und Schüttelfrost quälten mich zusätzlich zu den Wunden, die mir von meinen Entführern zugefügt worden waren. Bald würde ich dem Killer ausgeliefert werden. Diese schwarzen, kalten, hasserfüllten Augen sollten das Letzte sein, was ich sah, bevor ich ging. Es war mir unbegreiflich, wie ein engelsgleiches Gesicht vollkommen von Bösartigkeit durchdrungen sein konnte. War er ein Engel? Mein persönlicher Todesengel, der mich aus dem Leben in eine andere Welt führen sollte? Was würde mich erwarten im Himmel? Wäre ich darin willkommen? Oder bliebe mir der Eintritt in das Himmelreich aufgrund meiner Vorfahren, deren Blut und Gene ich geerbt hatte, verwehrt? Zählte ich auch als Mensch bereits zu einem Geschöpf der Dunkelheit, wie William es bezeichnete? Wo war er nur?
William, rief ich in meinen Gedanken nach ihm, in der Hoffnung, er würde mich irgendwie hören oder spüren.
Die Anstrengungen und Beschwerlichkeiten, die ich anderen in den letzten Tagen beschert hatte, taten mir Leid. Es schien mir nicht gerecht zu sein, in dem Wissen zu gehen, dass alle Bemühungen umsonst gewesen waren. Doch hätte ich die Möglichkeit gehabt, wüsste ich nicht, ob ich kampflos aufgeben hätte. Es wäre einem Verrat gleichgekommen, diejenigen die mich liebten
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