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bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)

bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)

Titel: bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalea Thalanys
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ernst. Er warf Amanda einen befehlenden Blick zu und sie rannte los. Ich konnte genau sehen, wie sie blitzschnell aus dem Zimmer verschwand. Vorher hatte ich das Gefühl, sie löste sich auf. Jetzt sah ich jeden ihrer übernatürlich schnellen Schritte, die für ein menschliches Augen unsichtbar blieben. Noch bevor die Tür ins Schloss fallen konnte, war sie auch wieder zurück. Ein warmer süßer Duft drang ich meine Nase, dem folgte ein tiefes raues Knurren in meiner Brust. Der Duft kam aus dem Becher, den Amanda in ihren Händen hielt. Sie hatte etwas, das ich wollte. Unbedingt wollte. Instinktiv wusste ich, dass das was in der Schale war, das Brennen in meiner Kehle lindern würde. Sie schaute mich fast verängstigt an. Ich erwiderte ihren Blick wütend und durstig.
    „Gib es mir!“, pfauchte ich sie automatisch an.
    Sie streckte vorsichtig, darauf bedacht, keine hektischen Bewegungen zu machen, den Arm aus, in dem sie die Schale hielt und ich griff rasend schnell danach. Beim Anblick dessen, was sich darin befand, ekelte ich mich. Es war Blut. Süßes warmes flüssiges Blut. Ich schloss meine Augen und inhalierte das köstliche Aroma. Stell dir einfach vor, es wäre eine Cola , dachte ich. In einem Zug leerte ich den Becher vollständig. Samtige Wärme löschte den kratzigen, trockenen Brand in meiner Kehle.
    „Mehr!“, verlangte ich trocken zischend.
    Jeremy grinste William sichtlich amüsiert an. Der erwiderte das Grinsen, so wie alle anderen um mich herum. Ich war die Einzige, der nicht zum Lachen zumute war. Ich wollte nur den Brand löschen und die Wände meiner Kehle mit warmem, samtigem Blut versiegeln. Amanda war ein paar Sekunden später mit einem vollgefüllten Krug Blut zurück. Sie goss das warme Blut in den Becher in meiner Hand. Wieder kippte ich alles auf einmal in mich hinein, um rasch für Nachschub zu sorgen. Nach dem fünften oder sechsten Becher war ich satt. Der Brand war gelöscht. Der Durst gestillt.
    „Das war doch kein menschliches Blut, oder?“
    Wütend auf mich selbst, nicht vorher nachgefragt zu haben, schaute ich kritisch zu Amanda.
    „Natürlich nicht“, sagte Amanda, die ebenfalls amüsiert lächelte.
    „Danke.“ „Gern geschehen. Kann ich dir sonst noch was bringen?“, antwortete sie scherzend.
    „Nein, danke.“
    Jeremy und die anderen verließen das Zimmer, als William sie dazu aufforderte. Er wollte mit mir allein sein.
    „Kann ich irgendetwas für dich tun?“, fragte William aufmerksam.
    „Ich würde gerne duschen.“
    Der penetrante Gestank des kalten Schweißes auf meiner Haut war beinahe unerträglich. Ich schämte mich, so abstoßend zu stinken.
    „William?“
    „Ja.“
    „Ist es wirklich vorbei?“
    „Die Verwandlung?“
    „Die Schmerzen. Hab ich es geschafft?“
    „Ja, es ist vorbei.“
    Traurig und tröstend hielt er mich in seinen Armen fest. Er streichelte meinem Rücken entlang und küsste mich so zärtlich, als ob er seit Jahren auf diesen Kuss gewartet hätte. Ich schob ihn schweren Herzens von mir weg.
    „Lass mich bitte unter die Dusche“, bat ich.
    „Lass dir ruhig Zeit. Ich warte hier auf dich.“
    Langsam testete ich meinen neuen Körper. Schob meine Beine über die Bettkante und stellte sie sicher auf den Boden. Federleicht hob ich meinen Körper hoch und ging leichtfüßig ins Badezimmer. Ob ich ebenso edel und anmutig aussah wie die anderen?
    Ich stand Minuten lang vor meinem Spiegelbild. Ich sah noch genauso aus wie vorher. Nur minimale Veränderungen waren zu sehen. Der Unterschied war kaum zu erkennen. Meine von Natur aus blasse Haut war noch heller als vorher. Sie schien fast durchsichtig zu sein. Die Wangenknochen waren etwas höher und streckten mein Gesicht ein wenig. Die kleine Narbe über der linken Augenbraue war verschwunden. Sie war entstanden als ich als Kind hinfiel und mit dem Gesicht auf einen Stein aufschlug. Meine Haare waren genauso wie vorher. Nur dass sie aussahen wie ein wüstes Bienennest, ungepflegt und verschwitzt. Ich nahm eine Hand vor meine Augen und ballte sie zu einer Faust. Sie zitterte nicht. Normalerweise, wenn   ich eine kraftvolle Faust machte, zitterte meine Hand vor Anstrengung. Ich bewegte mein Gesicht näher an den Spiegel, bis nur noch wenige Zentimeter zwischen ihm und meiner Nase waren. Zarte kleine weiße Sprenkel tanzten in meiner blauen Iris, so wie sie es auch in Williams Augen taten. Ich machte einige Schritte zurück, legte meine Hand an den Lichtschalter und knipste die Lampe aus.

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