bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
den Schaum mit klarem Wasser ab. Amanda wartete vor der Dusche mit einem übergroßen weißen Handtuch und wickelte es um meinen Körper. William trug mich zurück ins Schlafzimmer und legte mich ins Bett. Vorsichtig und sorgsam trocknete er das Wasser von meiner Haut. Es kam mir vor, als wäre das Handtuch mit scharfen Glasscherben überzogen und schnitt sich tief ins Fleisch. Emily saß auf einem Stuhl neben der Bettkante und legte ihre Hände an meine Stirn. William legte sich neben mich auf das Bett. Amanda brachte ein sauberes, seidig glattes Kleid und streifte es mir mit Williams Hilfe über. Es war weniger schmerzhaft als das raue Handtuch. Ich wollte einschlafen, schloss meine Augen und versuchte gleichmäßig zu atmen. Durch die Nase ein, durch den Mund aus. Einatmen und ausatmen. Ein und aus.
Das Pulsieren in meinen Gehörgängen wurde kräftiger. Der Druck erhöhte sich, das Rauschen nahm an Lautstärke zu. Unerträglich bohrte sich etwas durch meine Gehörgänge. Ein schriller gleichmäßiger Ton zwang sich durch sie in meinen Kopf. Ich schrie und brüllte die unerträglichen Qualen mit aller Kraft aus mir heraus. Das Dröhnen und Pfeifen des grellen, schallenden Surrens war zu gewaltig. Ich konnte es nicht übertönen, hörte meinen eigenen Schrei nicht. Feuer bahnte sich seinen Weg in mein Gehirn. Es schwoll an, drückte gegen meine Schädeldecke. Hämmerte und pochte bis es zerriss. Warme dicke Flüssigkeit rann mir aus Nase und Ohren. Kochend heiße Tränen flossen über meine Wangen. Ich wischte sie mit der Hand aus meinem Gesicht. Sie waren dunkelrot. Es waren keine Tränen, sondern Blut. Wieder schrie ich mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, aus Angst, Verzweiflung und Schmerz. Ich wünschte mir, es würde aufhören. Wie lange musste ich diese höllischen Qualen noch erdulden? Ich wollte zurück in die stille warme Friedlichkeit. Oder in die dunkle sanfte Dunkelheit. Wenn ich nur sterben könnte. Ich wünschte mir sehnlichst dem Leid, Kummer und Schmerz zu entfliehen.
Die von meinem Herzen zerquetschte Lunge zerriss in meiner Brust. Ich fühlte, wie der letzte verbleibende Sauerstoff aus meinen Atemwegen gepresst wurde. Die entstandene Druckwelle zerfetzte mein Innerstes bis in den Unterleib. Die brennend heißen Gluten in meinen Adern entzündeten sich erneut. Ich stand in Flammen. Brannte. Glühte. Ich spürte jeden Millimeter, den sie in Asche legten bis in die Spitzen meiner Finger und Zehen. Keine Faser meiner Muskeln blieb verschont. Langsam zog sich das schrille Surren zurück. Das heftige Pochen meines Herzens stieg an. Mein Körper bebte. Impulsiv und hemmungslos raste es, als wollte es das fehlende Blut um jeden Preis ersetzen. Tobend schwoll es weiter an bis es sich bis in meinen Unterleib ausdehnte und mit einem schneidenden Knall in mir explodierte. Lodernde Flammen zuckten unbeugsam. Glühten drohend friedlich. Einen kurzen Augenblick gab es absolut nichts außer den stillen Flammen. Kein drückendes Pulsieren, keine quälenden Krämpfe, kein schneidender, scharfer Druck. Nur ein schmerzhaftes stetiges Brennen.
Es schlägt gleichmäßig, flüsterte William an der Oberfläche meines Bewusstseins. Seine sanfte melodische Stimme schenkte mir Kraft. Neuen Lebenswillen. Ich war bereit für ihn durch die Hölle zu gehen. Gestärkt und willens, alle Qualen, die mein Körper noch zu bieten hatte, durchzustehen. Für William. Für uns.
Ein zartes gleichmäßiges Klopfen in meiner Brust erwachte. Es war nicht stark, und auch nicht schmerzhaft. Angenehme eisige Kälte ging von seinem Kern aus und entfaltete sich. Mildes geschmolzenes Eis glitt durch meine Venen. Die heißen zuckenden Flammen bäumten sich auf, als ob sie der drohenden Gefahr trotzen wollten. Bevor sie erloschen loderten sie mit voller Macht auf. Dort, wo das seidig weiche Eiswasser seinen Weg nahm, erlosch das glühende Feuer und hinterließ samtige Frische. Geruhsam sickerte es bis in die kleinsten Poren in meiner Haut und betäubte den Schmerz. Ein neu erblühter Frühling erwachte in mir, nachdem auch die letzte Flamme erloschen war. Das Klopfen wurde schwächer, während es die milde Frische langsam in sich einsog. Es wurde kleiner. Schwächer. Leiser. Und schließlich verstummte es. Es war … vorbei.
Ich atmete keuchend auf. Verwirrt stellte ich fest, dass kein Sauerstoff in meine Lungen drang. Ich zwang mich gleichmäßig zu atmen. Verschiedene Düfte strömten in meine Nasenflügel und ich konnte sie exakt
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