bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
Knochen und zwei Einstiche im Nacken waren die offensichtlichen Merkmale des brutalen Mordes der nachts ausgeführt worden war. Es wurde gemutmaßt, dass die Stiche durch einen kleinen runden Gegenstand verursacht worden sind. Es konnten keine Messerstiche gewesen sein, da die Einstiche solchen von Stricknadeln ähnelten. Vielleicht eine dicke Betäubungsnadel, die er zweimal ansetzte, weil die Frau sich wehrte? Grauenvoll! Der Täter sei flüchtig, wurde gewarnt.
Er wird voraussichtlich auch nie gefunden werden, behauptete ich. Es ist doch ein Kinderspiel in dieser Stadt ein Verbrechen zu begehen. Wie sollte man sich den überhaupt sicher fühlen zwischen Millionen von Menschen mit grimmigen Mienen, die einem täglich begegneten? Mein Ziel war es, aus der Stadt wegzuziehen sobald es mir möglich war. Nach den Horrornachrichten schauten wir uns eine Komödie an, um nicht ständig an die Gefahren, die draußen auf uns lauerten, erinnert zu werden. Typisch für uns Menschen. Immer schön ablenken und an nichts Böses denken, dann wird schon nichts passieren.
Am Samstag holte mich Velisa pünktlich wie vereinbart mit ihrem Auto ab. Sie fuhr einen schwarzen Honda Civic der schon an manchen Stellen Rost ansetzte. Der Vorbesitzer musste Raucher gewesen sein. Mehrere kleine Brandlöcher in den Sitzpolstern wiesen darauf hin. Es war ein alter Wagen, nicht besonders schön. Trotzdem beneidete ich sie darum.
Sie lächelte mir von weitem zu und man sah ihr an, wie sehr sie sich auf die Einkaufstour freute.
Ich stieg ein, schnallte mich an und grüßte sie mit einem müden „guten Morgen“.
„Hi“, antwortete sie etwas munterer als ich es war.
„Bist du fit für heute?“
„Noch nicht, wenn du´s genau wissen willst.“
„Das wird schon noch!“
Auf dem Weg zum Einkaufscenter hörten wir schweigsam Musik. Ich war noch zu müde um mich zu unterhalten. Es war wie eine Art werde-wach-Fahrt .
Als wir ankamen, suchte sie einen Parkplatz in der Nähe des Eingangs. Als ich aus dem Wagen kroch, atmete ich einen ordentlichen Schwung frischer kühler Luft ein, was mir gut tat um wach zu werden. Ich gähnte herzlichst, dass mir die Tränen aus den Augen schossen, wischte sie mit meinem Ärmel weg und erblickte das riesige Gebäude und die Menschenmassen, die sich gegenseitig drängten, um schneller voran zu kommen.
„Hast du nicht erwartet oder?“, lächelte sie vergnügt.
„Ahm, nein!“, stammelte ich erstaunt.
„Das Wichtigste ist, dass du deine Tasche und deine Geldbörse immer nah bei dir hast.“
„Okay“, staunte ich weiter und umklammerte sofort meine kleine Handtasche, in der sich meine Geldbörse, Ausweis und Wohnungsschlüssel befanden. Bei diesem Menschengewusel hatten Diebe wirklich ein leichtes Spiel.
Zielbewusst lief Velisa auf den gigantischen Eingang zu. Es waren vier gigantische glänzende Glasflügeltüren, die von Portieren aufgehalten wurden. Kaufwütige Leute strömten in beiden Richtungen hindurch.
Dahinter breitete sich eine endlose Marmorstraße aus, überall strahlten Lichter, die in den unzähligen Spiegeln funkelten. Es glänzte und blitzte an jeder Ecke. Die Läden waren eng aneinander gereiht. Der breite Gang wurde regelmäßig von Rollbahnen, Treppen, kleinen Cafés oder Blumeninseln unterbrochen. Sogar ein Springbrunnen plätscherte im runden Zentrum, wo man sich nach dem Einkaufsstress gemütlich erholen konnte. Für Kinder gab es eine extra eingerichtete Betreuungsstelle mit Spielplatz und Kino, in dem Zeichentrickfilme vorgeführt wurden. Es gab hier alles, was das Herz begehrte. Ausnahmslos. Der Center-Leiter sorgte dafür, keine Marktlücke offen zu lassen. Man befand sich mitten im Schlaraffenland, wenn man sich zwischen unzähligen Menschen eingeklemmt wohl fühlte.
Velisa nahm mich am Arm und schlenderte mit mir zu einem ihrer Lieblingsgeschäfte, von dem sie mir vergangene Woche vorgeschwärmt hatte. Es war ein jugendlich eingerichtetes Geschäft, ausgestattet mit massenhaft Kleiderständern und Wühltischen. Nachdem ich am ersten Angebotsschild die erschwinglichen Preise prüfte, war ich erleichtert.
Wir bummelten von einem Ständer zum nächsten und luden alle Kleidungstücke, die uns gefielen auf unsere Arme. An der Kleidungskabine stand ein Mitnahmeverbot von mehr als fünf Kleidungsstücken. Velisa reichte mir vor der Umkleide die Klamotten und ich probierte sie der Reihe nach. Anfangs musste ich Velisa bei der Kleiderauswahl zügeln, um am Ende nicht wie ein
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