bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
fühlte. Ich befürchtete, dass es mir nicht so gut gelang wie ihm. Aber keiner von den Dreien hatte mich je darauf angesprochen. Was Velisa mit Sicherheit schon getan hätte, wenn sie einen Verdacht gehabt hätte. Sie war zu wissbegierig, um nicht nachzufragen, ob ich ein Auge auf William warf.
Bei Alex hielt sie sich stark zurück. Höchstwahrscheinlich hatte Jason sie gezügelt, um Alex nicht unnötig zu quälen. Er sollte auf andere Gedanken kommen, und dafür versuchte Jason zu sorgen.
Meine Aussichten waren definitiv genau so hoffnungslos, und ich sollte mich auch auf andere Gedanken bringen. Dementsprechend konzentrierte ich mich voll und ganz auf Velisa’s durchaus brauchbare Stylingvorschläge.
Nachdem die Woche wie im Flug vergangen war, standen wir am Freitag nach der Schule an unserem Treffpunkt und organisierten zum wiederholten Mal unsere Verabredung.
„Ich hol‘ dich morgen gegen elf Uhr mit dem Wagen ab!“ Entschied Velisa.
„Super.“ Ich freute mich darüber, nicht mit Einkaufstaschen überhäuft öffentlich fahren zu müssen.
„Wenn wir unsere Einkäufe erledigt haben, bring ich dich nach Hause und hol dich später wieder ab.“
„Okay.“
„Dann kannst du uns gleich deine neue Garderobe vorführen!“, scherzte Jason mit zweideutigem Grinsen.
„Ich wäre für schwarzen Lack oder Leder“, neckte Alex.
„Sonst noch Wünsche?“, reagierte ich beleidigt.
„Einige!“
„Such dir dafür lieber eine andere!“
„Aber ich kann mir dich dafür gut vorstellen!“ Alex‘ Miene war ernst.
„Das soll wohl ein Scherz sein?“, fragte ich empört.
„Ihr würdet gut zusammen passen“, stieg Jason in das Gespräch ein.
„Was?“ Ich sah ihn verärgert fragend an. Das konnte nicht ihr ernst sein. Kurz vorher tat Alex mir noch leid, weil er sich unglücklich verliebt hatte.
„Hört jetzt auf!“, befahl Velisa ernsthaft.
Jason und Alex konnten sich das Grinsen nicht mehr verkneifen und brüllten ungebremst los.
Ich kam mir blöd vor, weil ich kurzfristig dachte, Alex meinte es wirklich ernst damit, mich mehr zu mögen als ich bisher ahnte. Ich mochte Alex gern, aber nicht als meinen Freund.
„Ihr seid solche Idioten!“
Die beiden waren nicht sauer über die Beschimpfung von mir. Auch Velisa stimmte in das herzhafte Gelächter über mich mit ein. Sie sah mich allerdings nicht so schadenfroh wie die anderen beiden an. Ihr Blick war entschuldigend und darum konnte ich ihr auch nicht böse sein. Aber Jason und Alex würden dafür büßen, mich so gemein hereingelegt zu haben. Da half es auch nicht, dass Alex mich brüderlich in den Arm nahm und freundschaftlich belächelte.
Auf dem Heimweg überlegte ich mir, geladen wie ich war, eine gleichwertige Retourkutsche, die ich ihnen bei Gelegenheit verpassen würde, wenn sie nicht damit rechneten. Es wollte mir nur leider keine einfallen, noch nicht, aber ich war geduldig.
Zu Hause war alles wie immer. Die Hausaufgaben fielen diesmal umfangreicher aus, deshalb brauchte ich damit so lange, bis Carol heimkam. Sie hatte chinesisches Essen mitgebracht. Mein Magen knurrte schon, als sie mich angerufen hatte und fragte, was sie mir mitbringen sollte. Das war vor ungefähr eineinhalb Stunden. Sie musste zirka vierzig Minuten auf das Essen warten und saß anschließend im Berufsverkehr fest, darum brachte sie kaltes chinesisches Essen mit. Wir wärmten es in der Mikrowelle auf und aßen gemütlich, während wir die Nachrichten schauten.
Ein Amokläufer hat eine Frau, zwei Männer und sogar ein achtjähriges Mädchen erschossen, weil er angeblich seine Frau und seinen Sohn aufgrund seiner Arbeitslosigkeit verloren hatte. Er betrat eine Bank in Philadelphia um sie auszurauben und wollte so seine Familie zurückgewinnen. Nachdem er mitbekam, dass die Polizei alarmiert wurde, ging das Massaker los. Nach Augenzeugenberichten lief er schwitzend und weinend im Foyer auf und ab, schrie wie ein Irrer herum und schoss urplötzlich ziellos durch den Raum. Er beabsichtigte nicht jemanden umzubringen, fügte die Nachrichtensprecherin hinzu. Was für ein Quatsch. Wenn er das nicht beabsichtigte, warum ging er dann mit einer geladenen Pistole in eine Bank um sie auszurauben? Anschließend berichtete sie über einen Ritualmord. Eine Frau wurde in einem Waldstück etwas außerhalb von Philadelphia gefunden. Sie trug ein seidenes schwarzes Abendkleid und hatte eine kleine Handtasche bei sich, in der nichts zu fehlen schien. Blutergüsse, gebrochene
Weitere Kostenlose Bücher