bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
rebellierte, und ich blickte hilfesuchend zu Anna. Sie sah mich mitleidend lächelnd an, führte mich schweigend in die Küche und zeigte mir, wie er seinen Kaffee trank. Schwarz, heiß und mit drei Stück Zucker. Sie drückte mir die volle Tasse in die Hand und deutete mit dem Kinn zu den Stufen.
„Keine Angst, er wirkt furchteinflößender als er ist!“
Ihr Versuch mich zu ermutigen ging daneben. Ich konzentrierte mich eisern darauf, den heißen Kaffee nicht zu verschütten als ich die Treppen hochstieg. Oben angekommen, klopfte ich leise an die geschlossene Bürotür.
„Ja!“, dröhnte seine herbe Stimme durch die geschlossene Tür.
Vorsichtig öffnete ich die Tür, mein Blick war weiterhin auf die volle Kaffeetasse gerichtet um kein Missgeschick zu verursachen. Bedächtig trat ich in das Büro und stellte die Tasse vorsichtig vor Mr. Garner auf einen freien, nicht mit Papier belegten, Platz auf dem Schreibtisch ab.
„Setzen Sie sich!“ Wortlos tat ich, was er mir befahl, und nahm auf dem Sessel vor seinem Tisch Platz, während er Unterlagen vor sich durchlas.
„Sarah Edison, das ist ihr erster Job!“, stellte er fest.
„Ja“, bestätigte ich.
„Einsatzbereitschaft, Fleiß, Ehrlichkeit und Pünktlichkeit wird hier von Ihnen erwartet!“
„Ja!“
„Sie werden jeden Samstag mit Anna hier zusammen arbeiten. Sie zeigt Ihnen was zu tun und zu unterlassen ist. Wenn Sie zu spät kommen, ihre Mittagspause verlängern oder etwas mitgehen lassen sind Sie raus, verstanden!“ Das Letzte brüllte er fast.
„Selbstverständlich.“
Ich hütete mich davor, was Falsches zu sagen, und beschränkte mich auf das Notwendigste. Nachdem er mir den Vertrag vorlegte und ich unterzeichnete, entließ er mich aus seinem Büro. Die Bezahlung war nicht gut, aber Velisa würde sich freuen, wenn sie erfuhr, dass ich hier fast zum Einkaufspreis einkaufen konnte.
Anna erwartete mich unten und reichte mir ein Glas Wasser, als ob sie wusste, wie trocken meine Kehle war.
„Du siehst etwas mitgenommen aus!“
„Ich … ähm … „
Ich nahm es dankend an mich und machte einen großen Schluck.
„Danke. Es war …“ begann ich zu stottern.
„Ja, ich weiß. Er ist ein Tyrann“, flüsterte sie mir zu. Die Versuchung über den Boss zu lästern war groß, dennoch hielt ich mich zurück. Ich konnte doch nicht am ersten Arbeitstag schlecht über meinen Chef reden.
„Ich bin eingestellt“, sagte ich.
„Toll. Ich bin froh, nicht mehr alleine hier zu sein. Zu zweit macht es mehr Spaß!“
Sie schien es ernst zu meinen und zog mich an der Hand zurück in den Verkaufsraum. Den restlichen Tag über holte ich Kleidungsstücke aus den Kabinen, die dort achtlos zurückgelassen wurden, schlichtete sie wieder an ihren Platz oder ordnete Teile auf den Auslagentischen, wenn sie von den Leuten durcheinandergebracht wurden. Anna korrigierte mich kaum, wenn ich etwas auf meine Art machte. Sie ließ mir bei der Gestaltung freie Hand und beließ es dabei, wenn ich etwas anders machte als es zuvor gemacht worden war.
Ich stand gerade in einer Umkleidekabine und sortierte die T-Shirts und Hosen, als die Türklingel Kundschaft anmeldete. Wie Anna es mir beigebracht hatte, drehte ich mich in Richtung der Eingangstür um höflich zu grüßen. Ich erstarrte als ich sah, wer zur Tür reinkam. Dunkelblonde mittellange Haare, eine Strähne leicht über die Stirn hängend, tiefblaue Augen, sinnliche Lippen, engelsgleiches Gesicht – William. Dahinter folgte ihm Jeremy mit fließenden Bewegungen, elegant und edel wie William.
Mein Atem stockte, in meinem Hals wuchs ein Knoten so groß wie eine Weintraube, meine Hände versteiften sich, und ich brachte keinen Ton über meine Lippen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass er mich ansprach. Gleichzeitig wollte ich aber nicht, dass er mich hier sah. Warum musste so etwas immer ausgerechnet mir passieren, dachte ich wütend. Vielleicht hatte das mit der Bestimmung etwas auf sich. Im Zwiespalt zwischen meinem zukünftigen selbstbewussten und meinem derzeitigen schüchternen Ich suchte ich nach einer Lösung, um so gut es irgendwie ging aus dieser prekären Situation zu kommen. Mein neues selbstbewusstes Ich wäre vermutlich geradewegs auf die beiden zugegangen, um anschließend womöglich peinlicherweise keinen Ton von mir zu geben. Ich entschied mich aus reiner Vorsichtsmaßnahme, um peinliche Aktionen zu vermeiden, mein neues Ich noch etwas verborgen zu halten. Ich suchte nach einer
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