bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
Möglichkeit, um unbemerkt zu verschwinden, zog mir den Kleiderberg, den ich in den Händen hielt, vors Gesicht und machte lautlos ein paar Schritte zurück. Währenddessen huschte Anna zu den beiden rüber und trug ihre Willkommensfloskel vor. William lehnte ihr Angebot zu helfen höflich ab. Als ich seine sanfte singende Stimme hörte, verkrampften sich meine Beine und wollten keinen Schritt weiter in die andere Richtung machen. Selbständig, als hätten sie ihren eigenen Willen entwickelt, blieben sie einfach stehen. Gegen den Versuch, eine leichte Drehung in deren Richtung zu machen, kämpfte ich erfolgreich an. Williams funkelnde Augen verführten mich ihn anzusehen, doch ich besann mich rechtzeitig und trat den Rückzug an. Anna suchte wieder ihren Platz hinter der Kassentheke auf und tat beschäftigt ohne die beiden aus den Augenwinkeln zu verlieren. Ich hatte mich ein paar Schritte weiter entfernt, den Rücken den beiden zugewandt.
„Entschuldigung … “, diese unverwechselbare Stimme kannte ich aus meinen Träumen besser als jede andere.
Meine feinen Nackenhärchen stellten sich prompt auf, mein Magen rebellierte, ich suchte ein Loch im Boden, das groß genug war um darin zu versinken. Mit eingezogenem und gesenktem Kopf drehte ich mich langsam in Williams Richtung. Er lächelte mich freundlich an. Zarte kleine Linien in Fächerform rund um seine Augen zeichneten sich ab und verstärkten das Funkeln darin. Es war soweit, ich war verloren. Verloren und nie wieder gefunden in seinen traumhaften blauen strahlenden Augen umrandet von dunkelschwarzen Wimpern, die seine Iris so sehr leuchten ließen. Ich wusste nicht wie viele Sekunden oder Minuten vergangen waren, als er weitersprach.
„Hi Sarah“, begrüßte er mich, und ich konnte die Überraschung in seinem Gesicht sehen.
„H…hallo“, stotterte ich.
„Arbeitest du hier?“
„Ahm, ja.“
Die erste Peinlichkeit. Es war zu wenig Zeit, eine passende und noch dazu glaubhafte Geschichte zu erfinden, die den Kleiderhaufen in meinen Händen rechtfertigte, darum blieb ich gegen meinen Willen bei der Wahrheit. Das Letzte was ich wollte war, dass er wusste, dass ich finanziell so schlecht da stand, dass ich arbeiten musste. Schließlich sah man ihm schon von weitem an, wie gut es das Schicksal mit den Finanzen seiner Familie meinte.
„Seit wann? Ich habe dich hier noch nie gesehen“, sagte er im Plauderton.
„Seit heute“, stammelte ich, und meine Stimme brach bei der letzten Silbe.
„Oh, das ist dein erster Tag. Dann wende ich mich besser an deine Kollegin.“
Er drehte sich in Annas Richtung und sein Körper verriet die Absicht zu ihr zu gehen.
„Nein, schon okay!“
Reflexartig, und mit einer etwas zu heftigen Stimme, stoppte ich ihn bei seinem Vorhaben sich von mir zu entfernen. Seine fließende Bewegung stockte, er wandte sich wieder mir zu, und es kam mir vor, als ob er direkt in mein Herz sehen würde, wissend was darin vorging. Hatte mich mein etwas zu intensiver Aufschrei eben verraten? Klang ich verzweifelt? Mein Körper war wie versteinert und regte sich kein Stück. Konnte er meine Gedanken lesen? Quatsch, so etwas gab es nur im Märchen oder Fernsehen. Schnell ordnete ich meine Gedanken, versuchte so glimpflich wie möglich da raus zu kommen ohne aufdringlich zu wirken.
„W-w-was brauchst du?“
Das war nicht aufdringlich. Ich fragte ihn einfach, ob ich ihm helfen konnte, schließlich hatte er nach Hilfe gesucht, und ich war hier angestellt, also sollte – nein müsste - ich ihm weiterhelfen, es war mein Job ihn zu fragen.
„Ich wollte wissen, ob es dieses T-Shirt auch eine Nummer größer gibt, aber ich werde lieber deine Kollegin fragen.“
Er trat einen Schritt zurück und blickte in Annas Richtung.
„Ich werde das schon schaffen oder traust du mir das nicht zu?“
Eingeschnappt auf mich selbst und verunsichert, darüber zu aufbrausend reagiert zu haben, sah ich ihn forschend an. Ich wollte nicht, dass er wegging und hoffte, dass er den leicht beleidigten Ton in meiner Stimme nicht merkte oder sogar falsch deutete. Als er sich mir wieder zuwandte, schob ich den Kleiderberg in meinen Händen, die sich verkrampft darin festhielten, zur Seite und streckte eine Hand nach dem Shirt aus.
„Ich mach‘ das schon!“
Unweigerlich zogen sich meine Augenbrauen hoch, wodurch meine Augen größer wurden und sich meine Stirn in Falten legte, um ihm klar zu machen, dass er mir das Kleidungsstück einfach geben sollte.
„Bist
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