bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
meinen Blick aus dem Fenster. Blickkontakt vermeiden war in den öffentlichen Verkehrsmitteln meine oberste Priorität. Man konnte nie wissen, was ein Blick in einem Menschen bewirkte, und ich wollte es auch nicht wissen. Je länger ich seinen Blick auf mir spürte, desto unbehaglicher fühlte ich mich. Als der Bus in meiner Haltestelle anhielt, eilte ich zur Tür um auszusteigen und blickte dem Mann kontrollierend hinterher um sicher zu gehen, dass er mir nicht folgte. Erleichtert stellte ich fest, dass außer mir nur eine kleine Familie mit einem Hund sowie ein älteres Pärchen ausgestiegen waren, was aber dennoch das mulmige Gefühl in meiner Magengegend nicht ausknipste. Im Laufschritt beeilte ich mich das letzte Stück bis zur Wohnungstür, um mögliche Verbrecher abzuschütteln, und fiel dabei fast über meine eigenen Füße. Wie peinlich, hoffentlich hatte mich niemand gesehen. Dieses unbehagliche Gefühl in meinem Bauch war furchtbar. An der Wohnungstür suchte ich abgehetzt den passenden Schlüssel, beeilte mich zu sehr, so dass ich ihn nicht auf Anhieb in das Schlüsselloch brachte und mir der ganze Schlüsselbund aus den Händen glitt und am Boden landete. Ich hob ihn ruckartig auf, sperrte beim zweiten Versuch ohne Probleme auf und verschloss die Türe von innen wieder sorgfältig. Mein Herz pochte hektisch, beruhigte sich aber umgehend, als ich die Schuhe ausgezogen hatte und die Jacke an den Kleiderhaken hing. Hier konnte mir niemand mehr etwas anhaben. In unseren vier Wänden war, ich in Sicherheit. Moony sah mich schnurrend an, sie wartete schon sehnlichst darauf mit Futter versorgt zu werden, worum ich mich schnurstracks kümmerte. Nachdem ich mit der Fütterung fertig war kam es mir auch schon albern vor, wie abgehetzt ich vor unsichtbaren Geistern davonlief.
Später, nachdem auch ich eine Kleinigkeit zu essen gekocht hatte und gemütlich im Wohnzimmer aß, schaute ich wieder einmal Nachrichten, obwohl ich mir vorgenommen hatte, die ständigen Mordfälle und Verbrechensmeldungen zu ignorieren. Aber gerade diese Schlagzeilen erregten meine Aufmerksamkeit und ich zappte nicht weiter, wenn darüber berichtet wurde. Drei Jugendliche überfielen eine alte Dame und klauten ihre Geldbörse, ein Mann mittleren Alters kam bei einem Autounfall fast um, und eine weitere junge Frau wurde mit denselben Merkmalen tot aufgefunden wie schon einige vor ihr in den letzten Wochen. Schockiert erkannte ich die Umgebung, in der sie tot aufgefunden worden war. Es war in der Nähe meiner Schule, nur ein paar Blocks weiter. Eine kühle Gänsehaut lief mir über die Arme und ich zwang mich zu erinnern, dass der Todeszeitpunkt nachts war, wie bei den anderen auch. Es gab demnach keinen Grund zur Beunruhigung, nicht mehr als sonst auch. Ich würde einfach nicht nachts raus auf die Straße gehen.
Der zweite Arbeitstag im Trend-Line verlief ausgesprochen angenehm. Velisa kam mich diesmal besuchen, sie ließ sich nicht davon abhalten und hatte großen Spaß daran, für mich Klamotten auszusuchen. Ich musste sie immer wieder in die Schranken weisen, wenn Anna sie genauer beobachtete. Es war unangenehm, ständig abgelenkt zu werden, wenn ich mich auf meine Arbeit konzentrieren wollte. Ihr zuliebe probierte ich in meiner Mittagspause ein T-Shirt und kaufte es, um sie zufrieden zu stellen. Es war ja nicht so, dass es mir nicht gefallen hätte, aber ihre aufdringliche Art nervte, obwohl sie es nicht böse meinte, ganz im Gegenteil. Sie umsorgte und beschützte mich noch immer wie am ersten Tag, das war mittlerweile etwas anstrengend und mühsam. Der Grund warum ich das T-Shirt schlussendlich gekauft hatte war, der mein Gewissen zu beruhigen, weil ich wusste, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, wenn sie dachte, sie kümmere sich nicht genug um mich.
Es waren nicht viele Kunden gekommen, nur hie und da mal ein paar Leute, nie mehr als zwei oder drei gleichzeitig. Vermutlich lag es am schönen sonnigen Wetter, das die Menschen raus zog um zu spazieren, zu wandern oder Sport zu treiben. Der Winter dauerte auch schon lange genug, es war höchste Zeit für eine länger dauernde Sonnenphase. Vom Regen, Schnee und Kälte hatte ich die Nase gestrichen voll. Bei den letzten drei Kunden durfte ich sogar die Kasse unter Annas Anleitung bedienen. Fast hätte ich einem jungen Mann zu wenig Wechselgeld herausgegeben, konnte das Missgeschick aber noch rechtzeitig vertuschen. Anna freute sich wirklich, mit mir zusammen zu arbeiten. Sie redete
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