bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
er trübselig.
„Wusstest du, dass sie und William Geschwister sind?“
„Ja, das hat sie mir gleich mit der Vampyrgeschichte verklickert.“
„Eigenartig, nicht?“
„Mhm. Hast du jetzt keine Angst mehr vor ihm?“, flüsterte er.
„Vor William?“
„Ja.“
„Das ist schwer zu beschreiben.“
„Versuch es.“
„Zum einen fühl ich mich von ihm äußerst angezogen, es ist wie ein unsichtbares Band, durch das ich mit ihm verbunden bin. Jede Faser meines Körpers verlangt nach ihm, nach seiner Nähe, seiner Zuneigung und seiner Liebe. Mein Herz und meine Seele begehren ihn. Dennoch ist da ein winziger Teil in mir, der vor ihm zurückschreckt, der mir sagt, ich solle mich vor ihm in Acht nehmen. Aber ich glaube, ich habe mich hoffnungslos in ihn verliebt, und das noch bevor ich wusste, was er ist. So etwas, wie bei ihm, habe ich bisher noch nie empfunden.“
„Wahrscheinlich warnt dich dein menschlicher Instinkt vor ihm.“
„Kann sein, aber ich vertraue ihm. Ich weiß nicht warum, aber ich tu es.“
„Du solltest auf deinen Instinkt hören.“
„Das ist nicht so einfach.“
„Es ist nicht einfach, einem Vampyr aus dem Weg zu gehen.“
„Einem Vampyr schon. Aber nicht ihm ! Es spielt keine Rolle was er ist, ich liebe ihn so, wie er ist. Schließlich ist niemand perfekt, oder?“
„Du bist verrückt.“
Wäre es anders, würde es nicht mein Leben sein. Und mein Leben war schon immer irgendwie verrückt.
„Alex, du wirst unsterblich sein, stark und wunderschön. Nicht, dass du jetzt hässlich wärst.“ Ich hoffte, er würde das nicht falsch verstehen. Ich meinte es ja nur gut.
„Ich werde gefährlich sein, jagen und töten. Meine Freunde und Familie werden nicht mehr sicher vor mir sein. Ich werde meine Mutter nicht mehr sehen können.“
„Du wirst nicht töten und nicht jagen, sondern dich von Tierblut ernähren, so wie die anderen. Deine Freunde bleiben dir erhalten und du könntest jetzt schon von zu Hause ausziehen. Dann hättest du die Möglichkeit, deine Mutter zu besuchen, und die Veränderungen würden ihr vielleicht gar nicht so sehr auffallen.“
„Klingt nach keinem schlechten Plan! Nur, wo soll ich hin? Ich hab‘ kein Geld für eine eigene Wohnung.“
„Zu Emily?“
„Vergiss es. Ich schätze, seitdem ich sie als Killerbestie und ein abscheuliches Monster beschimpft habe, hasst sie mich.“
„Ich glaube nicht, dass sie dich hasst! Du solltest mit ihr reden. Früher oder später hast du keine andere Wahl! Sie sind die einzigen, die dir helfen können. Außer, du kennst noch andere Vampyre. Und du hast doch gesagt, dass sie dich gern hatte, warum sollte sie dich jetzt hassen? Ich meine, man erfährt nicht täglich von Vampyren. Das wird sie doch wohl verstehen, und wenn nicht, dann hat sie dich nicht verdient!“
„Vielleicht hast du recht, aber würdest du zusammen mit einer Horde Vampyren wohnen wollen?“
Wohl eher nicht. Obwohl ich William glaubte und ihm vertraute, hätte ich doch ein komisches Gefühl, wenn ich bei ihnen wohnen müsste.
„Ahm … das ist was anderes.“
„Warum?“
„Erstens bin ich erst seit zwei Tagen im Bilde, zweitens bin ich ein Mensch, und drittens würde mich meine Mutter niemals ausziehen lassen.“
„Ich bin auch ein Mensch.“
„Du hast dieses Gen in dir.“
„Trotzdem bin ich jetzt noch ein Mensch, genau wie du.“
„Aber nicht mehr lange.“ Ich erschreckte mich selbst darüber, das ausgesprochen zu haben.
„Entschuldige bitte, das meinte ich nicht so“, fügte ich rasch hinzu.
„Du hast ja recht. Ich bin jetzt schon fast einer von ihnen. Ich gehöre nicht mehr hierhin. Dorthin will ich aber auch nicht gehören. Ich werde mir deinen Vorschlag überlegen. Irgendwo muss ich ja hin, wenn es so weit ist.“
„Sprich mit ihr, William oder Jeremy.“
„Mal sehen.“
Er sah verdammt schlecht aus, was in mir wiederum ein verflucht tiefsitzendes Mitleid erzeugte. Wir saßen schweigend da und starrten weiterhin in die grüne Wiese vor uns.
Ich überlegte, wie ich ihm helfen könnte. Doch wie konnte man jemanden vor seinem Schicksal retten? Es war eine verfahrene Situation und nicht zu lösen. Er hatte keine andere Wahl, als sein Schicksal anzunehmen. Das Schicksal. Ich war immer eine Gegnerin von Voodoo und glaube nicht an Wunder, dachte realistisch und klar. Das Leben ändert sich fortwährend, das wusste ich, darauf war ich vorbereitet. Doch die Richtung, die meines einschlug, war überaus bedenklich.
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