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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Wagner
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Projekt überreichen.«
    Freudig sprang ich aus meinem Sessel hoch, sodass er beinahe zu Boden fiel.
    »Was? Echt?«, fragte ich begeistert. Seit einem halben Jahr arbeitete ich nun in Matthias‘ Unternehmen. Zumindest in der Position der Junior CEO. Bis zu diesem Tag ließ er mich an kein eigenes Projekt ran. Viel lieber überließ er mir Büroarbeit. Genau das, was ich in den Jahren zuvor, während des Studiums auch erledigt hatte. Also nur sein zweiter Sekretär.
    »Schon gut, Junge. Siehs dir an und komm später in mein Büro, um die Einzelheiten zu besprechen«, sagte er während des Rausgehens.
    »Yesss«, rief ich, als er die Tür hinter sich zumachte. Auf diesen Moment hatte ich hingearbeitet. Endlich hatte ich die Gelegenheit, mich allein zu beweisen.
    Sofort stürzte ich mich auf die Mappe. Ging alles Blatt für Blatt durch. Blätterte schneller und schneller. Ich geriet ins Stocken und sah mir die Zettel noch einmal sorgfältiger an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Wollte er mich damit auf die Probe stellen? Ich schlug den Ordner zu und stampfte wie aufgezogen durch mein Büro. Mit der linken Hand knetete ich mir meinen Nacken. Mit der anderen fuhr ich mir hastig über das Haar. Leise murmelte ich vor mich hin: »Das kann er doch nicht machen. Macht er das zum ersten Mal? Habe ich auch schon für so einen Mist unterschrieben? Ich seh mir nicht jeden Wisch zu hundert Prozent genau an. Verdammt ...« Mit meiner rechten Hand boxte ich kräftig gegen die Mauer. Ugh ... zu fest. Scheiße ...
    Mit großen Schritten stapfte ich zu meinem Schreibtisch, schnappte mir die Unterlagen und stürmte aus der Tür. Mit einem ohrenbetäubenden Knall schlug ich sie zu.
    Ich riss die Tür zum Foyer auf, welches zu meines Vaters Büro führte. Brigitte saß hinter ihrem Computer und ließ einen kurzen Schrei los.
    »Herr Winter, Sie haben mich erschreckt.« Ich blickte rasch zu ihr herüber, entschuldigte mich und öffnete voller Wut die Bürotür von Matthias. Brigitte dackelte mir hinterher. »Herr Winter! Herr Winter!« Aber ich drehte mich nicht zu ihr um. »Samuel, Sie können da nicht herein.«
    Ich stoppte sie, indem ich meine Hand hob. Sie war auf der Stelle ruhig. Nur mehr ihre Stöckelschuhe waren auf dem alten Parkettboden zu hören.
    Mit finsterem Blick stand ich in der Tür, die beiden Flügeltürenseiten noch immer in den Händen. Mein Oberkörper senkte sich durch meinen aufgeregten Atem auf und ab. Ich war sauer. Stinksauer auf ihn, wieso er mir nie ein Wort darüber erzählt hatte. Angefressen auf mich, dass ich so blind war und es nicht bemerkt hatte, was in diesem Unternehmen tatsächlich ablief.
    »Samuel, wir haben gerade eine Besprechung«, brummte mein Vater.
    Ich ignorierte schlichtweg, was er sagte, und ging weitere Schritte in das Büro. Seine Vorstandskollegen beäugten uns genauestens, aber das war mir egal. Es sollte hier nur jeder erfahren, wie er sein Geschäft führte.
    Prompt stand er aus seinem schwarzen, protzigen Ledersessel auf. Richtete sich seine Krawatte und knöpfte das Jackett zu.
    »Samuel!«, sagte er mit seiner tiefen Stimme.
    Ich knallte den Hefter auf den Tisch. Er blickte herunter und sah verdutzt, was ich gerade dorthin geschmissen hatte. Ich sah ihn wütend an, während er den Ordner aufhob.
    »Was ...« Weiter sprechen ließ ich ihn nicht.
    Zornig fauchte ich ihn an: »Nicht was! Wie oft? Wie oft machst du so etwas?«
    »Nicht hier, Samuel. Ich habe eine Besprechung. Lass uns das nachher klären«, sagte er seelenruhig. Seiner Art nach war es garantiert nicht das erste Mal, dass er Menschen das Heim wegnahm. Wie konnte ich das nur übersehen?
    »Fühlst du dich dabei wohl? Kannst du in der Nacht noch schlafen?«, zischte ich durch meine Zähne.
    Mein Vater ging die paar Schritte zu mir, packte mich grob am Arm. Er führte mich in Richtung Tür. Bevor wir herausgingen, drehte er sich um. »Meine Herren, Sie entschuldigen uns für einen Moment. Ich schicke Ihnen Brigitte herein, sie soll etwas Frisches zu trinken bringen, und wenn Sie möchten, können Sie das Essen vorziehen.« Die fünf Personen rund um den Besprechungstisch nickten ihm nur zu.
    Matthias zerrte mich durch das Foyer, öffnete die Tür und schob mich in den Gang.
    »Was sollte das gerade? Was ist in dich gefahren?«, sagte er ärgerlich.
    Ich musste lächeln und schüttelte meinen Kopf ungläubig. »Was in mich gefahren ist? Was ist in dich gefahren? Wenn ich gewusst hätte, welche Spielchen du treibst,

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