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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Wagner
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Nerv, wenn ich Ihnen sage, nutzen Sie das Tagebuch, das ich Ihnen gab. Sie müssen die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen. Sie leben noch.« Ich lebe noch ...
    Dr. Weiß stand auf, ging um den Tisch und setzte sich zu mir auf das Sofa. Mit einer Hand fasste er mir an die Schulter. Ich zuckte etwas zusammen. »Mia, Sie haben es geschafft. Ihr Körper hat gekämpft, so gut er konnte. Nun müssen Sie lernen sich an dem zu erfreuen, das Ihnen blieb. Ich respektiere Ihre Entscheidung. Ich versuche Sie nicht umzustimmen. Ich versuche es Ihnen nur leichter zu machen.«
    Ich drehte meinen Kopf ein wenig, damit ich ihn besser sehen konnte. Mein nervöser Tick fing wieder an und ich kaute an meiner Unterlippe. Ich war Dr. Weiß dankbar, dass er mich bei den Entscheidungen, die ich traf, unterstützte. Er probierte, mich immer in die korrekte Richtung zu leiten. Aber wenn ich diesen Weg durchziehen wollte, dann musste ich ohne jeden Zweifel lernen abzuschalten.
    »Sie müssen weg von hier«, sagte er mit leiser Stimme. »Machen Sie eine Reise. Fahren Sie fort. Bleiben Sie so lange, bis das Glücksgefühl wieder spürbar ist. Schreiben Sie den Schmerz nieder. Wenn es nichts mehr zu sagen gibt, verbrennen Sie das Buch. Lernen Sie noch einmal zu leben. Lassen Sie die Vergangenheit in der Vergangenheit. Beginnen Sie ein neues Leben.«

Kapitel 8
    Mia – Alles in Ordnung
    Richtung Budapest, Juni 2012
    Ich nahm mir das Tagebuch und einen Stift zur Hand und schrieb meine Gedanken nieder. Möglicherweise würde es helfen.
    Doch bevor ich noch anfing, fiel mir etwas ins Auge. Mein Skizzenbuch und die neuen Monolithstifte. Meine Mutter musste sie eingepackt haben. Ich hatte nichts von beiden seit meiner Diagnose in der Hand gehabt. Zittrig griff ich in den Rucksack und holte alles heraus.
    Langsam blätterte ich durch das Buch. Ich sah mir jedes Bild genau an. Dr. Weiß ermutigte mich immer, Dinge zu tun, welche ich mochte, welche mir helfen könnten, um mich zu fühlen.
    Ich wusste, ich würde nicht sofort eine Antwort auf das Wie werde ich glücklich durch das Ansehen der Zeichnungen bekommen. Aber es könnte mir nützlich sein, um zu sehen, wie ich damals die Welt mit meinen Augen sah. Sie spiegelten ein fröhliches Ich wider. Dort wollte ich wieder hin. Wenigstens für eine Zeit lang.
    Wie automatisiert griffen meine Finger um einen der Monolithstifte und ich begann zu zeichnen. Wenn ich schon nicht über meine Gefühle schreiben konnte, sollte ich sie zumindest versuchen aufzuzeichnen.
    Der Stift flog nur so über das Blatt, bis ein ganzes Bild entstand, ohne darüber nachzudenken, was ich hier tat.
    Die fertige Zeichnung sah ich mir lange an. Eine Hand mit einer wachsenden Pflanze in der Handfläche. New Beginning stand in einer Ecke des Papiers. Das war es hier. Ein neuer Anfang.
    Ich hielt das Buch fest in den Armen und schloss meine Augen. Irgendetwas in mir fühlte sich leichter an. Unfassbar war, dass ich sogar ein kleines Lächeln in meinem Gesicht spürte.
    Ich wachte mit einem starken Krampf in meinen rechten Fingern auf. Eine Spur zu laut rief ich verdammt und sprang aus meinem Sitz hoch.
    Diese Scheißdinger plagten mich ständig, seit ich so viel Medikamente nehmen musste. Zerstörten scheinbar meinen Magnesiumhaushalt. Ich musste nur ein einziges Mal meine Tablette vergessen, dann dankte mir mein Körper damit . Auf extremste Weise. Es kam mir vor, als ob sich meine Finger in alle Richtungen bogen. Ich hatte keine Macht mehr über sie. Bewegen war unmöglich. Noch dazu dauerten diese verdammten Dinger eindeutig zu lange. Die unangenehmsten Spasmen waren die, während man etwas in der Hand hielt, oder wenn man durch einen mitten in der Nacht geweckt wurde. Dieser war aber auch um nichts besser.
    Ich schüttelte wie eine Verrückte meinen gesamten Arm, versuchte irgendwie den Muskelkrampf wegzumassieren. Gedämpft fluchte ich vor mich hin.
    »Alles in Ordnung?«
    Erschrocken sah ich zur linken Seite. Ein junger Mann saß in der Reihe gegenüber. Er war groß und gut gebaut. Meine Augen wanderten seinen Körper hoch.
    Mit großen, grauen Augen sah er mich besorgt an. Ich konnte nicht wegsehen. Ich verfing mich in diesem Blick. Nebenbei probierte ich nach wie vor verzweifelt den Krampf wegzubekommen.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?« Seine tiefe männliche Stimme brachte mich in das Hier zurück. Ich sah wohl etwas länger als gewollt hin. Oder hatte ich gar gegafft? Es war regelrecht schwer, sich von diesen Augen

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