bringen alle in Schwung
schließlich. „Nein, ich glaube nicht. Auch wenn sie es gerne täten, sie könnten es nicht. Erinnerst du dich, wie Mami mal sagte, die Zwillinge kosten ein Heidengeld, aber ich möchte, dass sie in Lindenhof erzogen werden; ich war selbst damals dort so glücklich. Ich weiß nicht mehr, was Paps drauf geantwortet hat. Aber, na ja, wir sind zumindest hier und werden wohl auch hierbleiben dürfen.“
„Und wenn man alle Eltern - nicht nur unsere - bitten würde, Anjas Schulgeld gemeinsam zu bezahlen?“, schlug Nanni vor.
„Vielleicht“, sagte Hanni.
Nanni drehte das kalte Wasser auf und trank durstig aus dem Hahn.
„Wir sollten mit der Theobaldine reden“, meinte sie dann.
„Klar. Das tun wir morgen“, erklärte Hanni.
Unten erklang der Gong, der das Ende der Abendfreizeit verkündete. Gleich würden die Mädchen kommen, um sich zu waschen und zu duschen. Hanni und Nanni putzten sich hastig die Zähne. Sie hatten keine Lust mehr, sich mit den anderen zu unterhalten.
Wir müssen etwas tun!
Am nächsten Morgen wurde Anja von einem Herrn abgeholt, der ihr Vormund war. Sie fuhr mit ihm zur Beerdigung ihrer Großmutter.
Nach der letzten Stunde klopften die Zwillinge an die Tür von Frau Theobald.
„Was habt ihr auf dem Herzen?“, fragte die Direktorin freundlich.
Sie mochte die beiden Mädchen. Nicht weil sie besonders gute Schülerinnen waren oder sonst in ihren Leistungen hervorragten. Dass heißt, sie wusste, dass Hanni und Nanni im Sport weit über dem Durchschnitt lagen. Es freute sie, aber sie fand es nicht besonders wichtig. Wichtiger waren ihr andere Eigenschaften, die sie an den Zwillingen schätzen gelernt hatte, obwohl sie ihr manchmal durch ihre Streiche und durch ihr heftiges Temperament Ärger verursachten. Es waren die Eigenschaften, die sie am höchsten einschätzte: Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft.
„Ja“, sagte Nanni, „wir haben wirklich etwas auf dem Herzen. Aber es geht nicht um uns, sondern um Anja.“
„Setzt euch und redet“, sagte Frau Theobald.
Die Mädchen hockten sich auf den Rand der steifen, unbequemen Besucherstühle. Nach zehn Sekunden sprang Hanni wieder auf.
„Es ist so ...“, fing sie an. „Anja hat Angst ...“
Und dann erzählte sie alles, was sie von Anjas Sorgen wusste, und dass man ihr helfen musste.
Die Direktorin hörte sie an, ohne zu unterbrechen, bis sie fertig war. „Ja“, sagte sie. „Du hast recht, Hanni. Und ich finde es gut, dass ihr zu mir gekommen seid. Ich freue mich darüber, dass ihr euch für Anja einsetzt. Ihr seid manchmal noch ziemlich ruppige kleine Mädchen ...“, sie lächelte dabei, „... aber ihr habt das Herz da, wo es hingehört. Das ist für mich das Wichtigste. Da kann ich auch mal ein paar Maikäfer am falschen Platz vergessen.“
Hanni und Nanni senkten die Augen. Das waren die Maikäfer, die sie im Frühling in Mamsells Büchertasche gesperrt hatten. Sie mochten Mamsell wirklich gern, aber sie eignete sich besser als jede andere für eine Maikäferaktion. Sie fürchtete alles, was kroch und flog. Und damals im Mai war es so schrecklich langweilig gewesen.
„Aber reden wir nicht von Maikäfern, sondern von Anja“, fuhr Frau Theobald fort. „Ich persönlich würde sie am liebsten umsonst hierbehalten. Aber ich bin nur Schulleiterin, und zwar angestellt, und nicht die Besitzerin dieser Schule. Ich habe nicht die Befugnis, so etwas zu tun. Ich kann auch nicht das Schulgeld aus eigener Tasche für sie bezahlen. Ich habe nie darüber gesprochen, weil ich finde, es geht euch nichts an, aber heute möchte ich darüber reden. Meine Mutter ist 89, sie lebt seit 14 Jahren in einem Altersheim, ich hoffe, sie ist dort einigermaßen glücklich, ich besuche sie immer in den Ferien. Dieses Heim bedeutet für mich eine starke finanzielle Belastung. Für Anja kann ich persönlich nichts tun. Ich spreche jetzt zu euch wie zu Erwachsenen, Hanni und Nanni. Ihr verdient es. Aber ihr müsst auch versuchen, mich zu verstehen. Selbstverständlich habe ich durchgesetzt - bei der Schulleitung -, dass Anja bei ermäßigten Gebühren hierbleiben kann. Doch mehr als das ist nicht möglich. Für das Leistungsstipendium, das bei uns jedes Jahr nach einer Prüfung vergeben wird, wie ihr wisst, ist Anja nicht gut genug. Sie ist ein intelligentes Mädchen, aber ihre Begabungen liegen vorwiegend auf künstlerischem Gebiet. Natürlich muss Anja Lindenhof nicht in ein paar Wochen verlassen. Auf keinen Fall. Ein bisschen Geld ist ja von
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