Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
bringen alle in Schwung

bringen alle in Schwung

Titel: bringen alle in Schwung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
Vom Netzwerk:
ihrer Großmutter her vorhanden, der Vormund hat mich über die Verhältnisse informiert. Bis zum Ende des Schuljahres bleibt Anja hier. Dann sehen wir weiter. Ich fürchte allerdings, ein staatliches Heim für behinderte Jugendliche wird die einzige Lösung sein.“
    „Das ist schrecklich für Anja“, flüsterte Nanni.
    Die Direktorin nickte.
    „Ja, es ist schwer für sie. Ich habe sie ja gerade deshalb nach Lindenhof geholt, um ihr das zu ersparen. Aber nun weiß ich keinen Weg mehr, wie wir sie auf lange Sicht bei uns behalten könnten.“
    „Und die Eltern? Ich meine, alle unsere Eltern, glauben Sie nicht, dass die Geld für Anja spenden würden?“, fragte Hanni.
    Frau Theobald lächelte.
    „Daran habe ich auch schon gedacht. Ich werde demnächst einen Brief an alle Eltern schicken und sie bitten, Anja zu helfen. Ich bin überzeugt, dass die meisten bereit sind, einen kleinen Beitrag zu leisten. Doch es wird eben wohl nur ein kleiner Beitrag sein. Sollte ich mich irren, wäre ich mehr als glücklich. Aber wir sind keine Luxusschule, nur einige wenige Schülerinnen stammen aus reichen Familien. Für die meisten Eltern ist das Schulgeld für ihre eigenen Kinder schon eine ziemliche Belastung.“
    Hanni und Nanni wussten, dass die Direktorin recht hatte. Sie wussten auch, dass ihre Eltern nicht wohlhabend genug waren, um Anja mit mehr als einer kleinen Spende zu unterstützen. Natürlich verdiente Paps nicht schlecht, aber auch für ihn war es keine einfache Sache, das Schulgeld für zwei Töchter aufzubringen.
    „Dann kann man also gar nichts tun für Anja?“, fragte Hanni unglücklich.
    „Ich fürchte, nein“, antwortete Frau Theobald.
    Ihr Gesicht war müde und traurig, es hatte alle Strenge verloren. Die Mädchen begriffen, dass es ihr nicht leichtfiel, diese Antwort zu geben.
    Niedergeschlagen schlichen sie hinaus.
    Anja kam sehr still von der Beerdigung zurück. In ihrem schwarzen Pullover und der schwarzen Hose, die man in aller Eile für sie gekauft hatte, wirkte sie wie ein Häufchen Elend. Die Sachen passten nicht richtig, und das schmale, zarte Gesicht sah noch kleiner und blasser aus über all dem Schwarz, als es so schon war.
    „Du musst nicht in Trauer gehen“, sagte Frau Martin einmal zu ihr. „Ich glaube nicht, dass deine Großmutter es gewollt hätte. Die Trauer, die man im Herzen um einen Menschen fühlt, der gestorben ist, hat nichts mit der Farbe der Kleidung zu tun.
    „Ich weiß“, antwortete Anja. „Und Sie haben recht, Omi würde sich sicher nicht wünschen, dass ich Schwarz trage. Aber ich möchte es selbst.“
    Anja war sehr unglücklich. Sie war verzweifelt und schien alle Hoffnung aufgegeben zu haben. Es war nicht leicht mit ihr auszukommen. Früher war sie auf ihre stille, zurückhaltende Weise fröhlich gewesen, hatte gelacht und sich für vieles begeistert. Jetzt zog sie sich ganz in sich selbst zurück. Im Unterricht saß sie teilnahmslos auf ihrem Platz. Wenn sie aufgerufen wurde, sagte sie entweder gar nichts oder etwas Falsches. Bei zwei Klassenarbeiten gab sie ein fast leeres Blatt ab.
    Nachmittags machte sie von ihrem Vorrecht Gebrauch, ins Zimmer hinaufzugehen und sich hinzulegen. Bisher hatte sie das nie getan. Sie hatte beim Sport zugeschaut, ihre Mitschülerinnen angefeuert, hatte im Aufenthaltsraum Musik gehört, gestrickt, mit den anderen geredet. Und oft hatte sie mit ihren witzigen Zeichnungen allgemeine Heiterkeit ausgelöst. Das war jetzt vorbei.
    Nicht einmal Hanni und Nanni, ihren besten Freundinnen, gelang es, die Wand zu durchbrechen, die Anja zwischen sich und dem Leben in Lindenhof aufgerichtet hatte. Sie weinte auch nicht mehr. Man konnte sie nicht trösten.
    Ein einziges Mal ging sie aus sich heraus. Es war abends, die drei Mädchen hockten auf ihren Betten, schon gewaschen und im Nachthemd. Jenny und Bobby waren für ein paar Minuten herübergehuscht. Mamsell hatte an diesem Tag Aufsicht, und alle wussten, dass sie es mit der Schlafenszeit nicht so genau nahm. Wenn sie gerade Übersetzungen korrigierte, vergaß sie, auf die Uhr zu schauen.
    Bobby und Jenny waren wütend. Frau Roberts hatte ihnen für die letzte Englischarbeit eine Sechs verpasst, allen beiden. Eindeutig abgeschrieben, hatte sie erklärt.
    „Diese blöde Gans“, schäumte Jenny. „Eine Sechs für uns beide! Und dabei haben wir nur ein bisschen abgeschrieben, das heißt, nicht wir, sondern ich von Bobby. Bobby hat dafür meine Französischarbeit gekriegt und die gute Mamsell hat

Weitere Kostenlose Bücher