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bringen alle in Schwung

bringen alle in Schwung

Titel: bringen alle in Schwung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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nickten.
    „Der hat nicht nur einen Höllenhund zur Bewachung, sondern auch noch einen Hausdrachen“, sagte Jenny.
    Natürlich wurden sie ausgefragt, als sie im Internat ankamen. Wie er aussah, der Roy Bernhard, wollten die Freundinnen wissen, ob er nett gewesen sei, was er gesagt hätte und so weiter.
    „Er war nicht zu Hause. Wir haben Pech gehabt“, log Hanni ohne rot zu werden.
    Eine Woche später erhielten sie ihre Schallplatten mit Autogramm zurück. „Mit herzlichen Grüßen für Hanni und Nanni und Elli und Jenny“ stand darauf, aber natürlich jeweils auf der falschen Platte. Sie waren nicht glücklich. Diese Art von Autogramm hätten sie auch per Post haben können, wenn Roy Bernhard in Hamburg oder sonstwo gewohnt hätte. Aber er sang eben einfach toll!

Anja hat Kummer
     

    Nach drei Tagen war die Sache mit Roy Bernhard nicht mehr wichtig und nach zwei Wochen hatten sie die Geschichte vergessen. Es gab wichtigere Dinge in Lindenhof. Mamsell rutschte auf der Treppe aus und brach sich den Fuß. Sie lag zehn Tage im Krankenhaus und plötzlich merkten alle Mädchen, wie gern sie sie hatten. Sie vergaßen das manchmal für kurze Zeit, denn Mamsell konnte ruppig und ungerecht sein, und im Unterricht war sie streng wie kaum eine andere Lehrerin. Jetzt pilgerten die Schülerinnen täglich ins Krankenhaus, immer in Gruppen zu dritt oder zu viert. Sie brachten ihr Blumen und Kuchen und hatten Angst, das Bein könnte nicht heilen oder ihr zu viel Schmerzen bereiten. Aber Mamsell lachte sie aus ihrem Bett an; sie schien angestrengt, war aber so lieb und fröhlich, dass die Mädchen sich schworen, sie nie mehr zu ärgern. Dann kam Mamsell zurück nach Lindenhof, mit einem Gehgips, auf dem die Namen der Mädchen standen, dazu Blümchen und Herzen, sie hatte ihr Bein bereitwillig hingestreckt und jeden Spaß mitgemacht.
    Zwei Tage später geschah dann etwas viel Schlimmeres.
    Frau Roberts hielt gerade Geschichtsunterricht in der Dritten, da klopfte es an der Tür. Frau Theobald trat ins Klassenzimmer. Sie klopfte immer, das gehörte zu ihren Prinzipien.
    „Entschuldigen Sie, dass ich störe Frau Roberts“, sagte sie. Und dann: „Anja, würdest du bitte mitkommen?“
    Wenn die Direktorin höchstpersönlich eine Schülerin aus dem Unterricht holte, musste sie wirklich etwas angestellt haben. Das dachten alle. Die Klasse saß wie erstarrt da. Niemand wusste, was Anja ausgefressen haben könnte. Sie war nicht zimperlich, aber sie gehörte auch nicht zu denen, die sich dauernd Blödsinn einfallen ließen.
    Anja stand auf, griff nach ihren Krücken, eine davon fiel zu Boden. Bobby, die neben ihr saß, hob sie auf.
    Der Unterricht ging weiter, nachdem Frau Theobald und Anja den Raum verlassen hatten. Anja kam nicht mehr zurück. Auch in der nächsten und übernächsten Stunde nicht.
    „Also dann, bis gleich“, sagte Frau Lewis, als es klingelte.
    Die Mädchen hatten zehn Minuten Zeit, um sich die Hände zu waschen, dann gab es Mittagessen.
    „Da ist was passiert“, murmelte Hanni, als sie mit ihrer Schwester die Stufen zum Turmzimmer hinauflief.
    „Ja“, nickte Nanni. „Irgendetwas Schlimmes ist passiert. Ich spür‘s.“
    Anja saß auf dem Balkon, obwohl es ein kalter, unfreundlicher Herbsttag war. Sie lag im Liegestuhl, hatte einen Pullover und ihren Regenmantel übergezogen und sich in eine Decke gewickelt.
    „Was ist los, Anja?“, rief Nanni und wollte die Freundin umarmen.
    „Bitte nicht“, sagte Anja mit einer ganz fremden, spröden Stimme. „Fass mich nicht an. Sonst heule ich wieder.“
    Jetzt merkten die Zwillinge, dass sie ganz verweint aussah.
    „Hast du Krach mit der Theobaldine gehabt?“, fragte Hanni.
    Anja lachte. Es war ein unnatürliches Lachen, ein schmerzliches Lachen, ein Lachen, das wehtat.
    „O nein, ganz bestimmt nicht. Sie war wunderbar. So lieb, wie man nur sein kann ...“
    „Aber ...?“
    „Sie hat mir mitgeteilt, dass meine Großmutter gestorben ist. Gestern. Herzinfarkt. Oder etwas Ähnliches, sie wusste es selbst nicht genau. Aber das ist auch nicht wichtig. Jedenfalls ist Omi tot. Tot. Tot.“
    „Anja ...“, begann Nanni.
    „Nicht, bitte“, murmelte Anja. „Ich habe seit drei Stunden geweint. Ich will nicht wieder anfangen. Das macht sie auch nicht mehr lebendig.“
    Die Zwillinge setzten sich stumm auf die beiden Balkonstühle neben Anja. Es gab nichts zu sagen. Sie starrten alle drei in den grauen Novembertag hinaus. Der Gong rief zum Mittagessen. Keines der

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